Das jüngst bekannt gewordene Handelsabkommen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich markiert einen wichtigen Schritt in der Handelspolitik der Trump-Administration. Präsident Trump überraschte die Welt im April mit der Ankündigung einer Ausweitung reciproker Zölle, doch trotz der Aufrechterhaltung eines 10-prozentigen Zollsatzes gegenüber UK gelang es dem S&P 500, seine Tageshochs zu erreichen und somit eine positive Marktreaktion zu erzielen. Das Abkommen wird als ein potenzielles Sprungbrett für weitere Verhandlungen mit anderen Wirtschaftsmächten betrachtet und bietet spannende Einblicke in die künftige Ausgestaltung internationaler Handelsbeziehungen. Die Besonderheit des Deals liegt in seiner Struktur, besonders im Hinblick auf die Zölle für Stahl, Aluminium und Automobilimporte, die weiterhin bei 10 % bleiben. Diese Entscheidung bedeutet eine Abkehr von vollständigen Zollsenkungen, wie sie in klassischen Freihandelsabkommen üblich sind.
Der Ökonom Michael Pearce von Oxford Economics weist darauf hin, dass diese Politik zu einem durchschnittlichen Zollsatz in den USA im zweistelligen Bereich führen dürfte, was wiederum das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte 2025 verlangsamen könnte. Die im Abkommen enthaltenen Quotenregelungen für bestimmte Produkte signalisieren, dass trotz Fortschritten in der Handelspolitik weiterhin protektionistische Elemente zum Tragen kommen. Marktreaktionen und Branchenperspektiven sind ebenfalls bemerkenswert. Der S&P 500 erlebte nach Bekanntwerden der Details zunächst eine Dämpfung der Gewinne, konnte sich jedoch auf einem erhöhten Niveau stabilisieren. Insbesondere Aktien von Boeing und Rolls Royce zeigten deutliche Zugewinne.
Boeing profitiert von einer im Rahmen des Abkommens geplanten Bestellung eines britischen Flugunternehmens im Wert von zehn Milliarden US-Dollar, während Rolls Royce von der zollfreien Einfuhr von Triebwerken profitieren dürfte. Diese Entwicklung unterstreicht die branchenbezogenen Chancen, die durch bilaterale Handelsabkommen entstehen können. Ein kontroverser Punkt des Deals war die zunächst berichtete Aufhebung der digitalen Dienstleistungssteuer im Vereinigten Königreich, von der Unternehmen wie Amazon, Meta und Alphabet profitieren würden. Diese Steuer stellt für Digitalunternehmen eine bedeutende Einnahmequelle dar und ihre Abschaffung hätte die Wettbewerbsbedingungen im internationalen Vergleich stark verändert. Allerdings hat sich diese Meldung als irreführend herausgestellt, und der Abbau der digitalen Steuer bleibt eine offene Verhandlungsfrage.
Die USA und UK werden weiterhin Gespräche auf diesem Gebiet führen, um eine mögliche Einigung zu erzielen. Präsident Trump betonte in seinen Aussagen, dass die 10-prozentigen Zölle mit dem Vereinigten Königreich eine Ausnahme darstellen und nicht als Vorbild für zukünftige Handelsvereinbarungen mit anderen Nationen dienen sollen. Seine Aussage verdeutlicht, dass in anderen Fällen mit höheren Zollbelastungen zu rechnen ist, sofern keine entsprechenden Handelsrespektbedingungen erfüllt werden. Dies könnte insbesondere zukünftige Verhandlungen mit wirtschaftlichen Schwergewichten wie China beeinflussen und signalisiert eine harte Verhandlungsposition seitens der USA. Die Hoffnung auf Fortschritte in den Handelsgesprächen mit China beflügelte ebenfalls die Marktstimmung.
Trump bezeichnete die Verhandlungen als vielversprechend und signalisierte positive Resultate, was den US-Dollar ansteigen ließ und zu einem leicht gestiegenen S&P 500 beitrug. Diese Dynamik zeigt, wie sehr politische Entwicklungen und Handelspolitik die Börsenkurse weltweit beeinflussen. Uneingeschränkt ist der Effekt des US-UK-Abkommens auf die weltweiten Handelsbeziehungen nicht. Experten sehen darin eher einen Fingerzeig auf die zukünftige Tendenz, dass Zölle nicht zwangsläufig sinken, sondern als politische Werkzeuge weiter eingesetzt werden, um bestimmte Branchen zu schützen und Verhandlungsmacht auszubauen. Insbesondere der Schutz von Stahl-, Aluminium- und Automobilindustrien bleibt ein zentrales Thema.
Die vorsichtigen Fortschritte im Abbau von Handelshürden werden von vielen Seiten begrüßt, doch gleichzeitig wird auf die Risiken einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums hingewiesen. Ein entscheidender Aspekt ist auch die Handelsbilanz zwischen den USA und dem Vereinigten Königreich. Da die USA mit einem Überschuss im Güterhandel von fast zwölf Milliarden US-Dollar in 2024 dastehen, standen die Verhandlungen auf einer anderen Grundlage als bei Defizitpartnern. Dieser Umstand führte dazu, dass keine drastischen Konzessionen seitens der USA nötig waren und dennoch ein für beide Seiten vorteilhaftes Abkommen erzielt werden konnte. Für andere Länder mit negativen Handelsbilanzen dürften die Bedingungen schwieriger werden, was mögliche künftige Handelsgegensätze andeutet.
Darüber hinaus wirft das Abkommen ein Schlaglicht auf die komplexen weltweiten Diskussionen um digitale Steuern und deren Handhabbarkeit innerhalb multilateraler und bilateraler Rahmen. Sowohl die EU als auch das Vereinigte Königreich hatten digitale Dienstleistungssteuern eingeführt, die insbesondere große IT-Konzerne treffen. Die Austauschverhandlungen zwischen den USA und ihren Handelspartnern zeigen, dass hier ein globaler Ausgleich angestrebt wird, wobei der Einfluss jedes einzelnen Abkommens auf den größeren Kontext abzuwarten bleibt. Aus Investmentperspektive eröffnet das Handelsabkommen sowohl Chancen als auch Risiken. Auf der einen Seite erhöht die eröffneten Marktzugänge insbesondere für amerikanische Unternehmen der Luftfahrt, Landwirtschaft und Maschinenbau den Absatzmarkt.
Auf der anderen Seite ziehen die weiterhin ungewöhnlich hohen Zölle Unsicherheiten für Investoren nach sich, die auf langfristige Stabilität und freie Handelswege setzen. Die jüngste Entwicklung in den S&P 500 Notierungen und die Reaktionen großer Unternehmen verdeutlichen die ambivalente Stimmung. Zusammenfassend steht das US-UK-Handelsabkommen exemplarisch für die neue Phase globaler Handelspolitik unter Trump. Es verbindet protektionistische Maßnahmen mit zielgerichteten Zugeständnissen und reflektiert eine Strategie, die wirtschaftliche Interessen eng mit politischen Erwägungen verknüpft. Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich diese Tendenz auf die internationalen Handelsbeziehungen und die weltweite wirtschaftliche Entwicklung auswirkt.
Für Unternehmen und Investoren gilt es, diese Veränderungen genau zu beobachten, um frühzeitig auf Chancen und Herausforderungen reagieren zu können.