Die Entscheidung, ob man während des Studiums ein Praktikum absolvieren oder sich auf das eigenständige Lernen und das Entwickeln eigener Projekte konzentrieren sollte, stellt viele Studierende der Informatik und Künstlichen Intelligenz vor eine große Herausforderung. Besonders in einer dynamischen Branche wie der IT, in der sich Technologien und Arbeitsweisen schnell wandeln, ist es wichtig, den eigenen Weg sorgfältig zu planen, um die Weichen für eine erfolgreiche Karriere zu stellen. Beide Wege – das Praktikum und das autodidakte Lernen – haben ihre eigenen Stärken, Chancen und Einschränkungen, die es abzuwägen gilt. Ein Praktikum bietet vor allem den Vorteil der praktischen Erfahrung in einem realen Arbeitsumfeld. Die meisten Unternehmen, insbesondere in der Technologiebranche, erwarten von Bewerbern nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch die Fähigkeit, dieses Wissen im Team einzusetzen.
Während eines Praktikums lernen junge Talente, wie Projekte im Berufsalltag organisiert werden, wie Zusammenarbeit in Teams funktioniert und wie man mit Projektanforderungen und Deadlines umgeht. Das Feedback von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen ist eine unschätzbare Ressource, die dem Lernprozess eine direkte, praxisnahe Qualität verleiht. Zudem ergeben sich oft Gelegenheiten zum Austausch und Networking, was den Zugang zu weiteren Karrieremöglichkeiten erleichtern kann. Neben den fachlichen Kompetenzen fördert ein Praktikum meist auch die persönlichen Fähigkeiten. Kommunikation, Zeitmanagement und Problemlösungskompetenz werden in einem professionellen Umfeld trainiert.
Auch fallbasierte Herausforderungen, die unerwartet auftreten können, sind Teil des Lernprozesses. Die Möglichkeit, an echten Projekten mitzuarbeiten und Verantwortung – auch wenn sie anfangs klein sein mag – zu übernehmen, prägt das Verständnis für die Entwicklungszyklen und den pragmatischen Umgang mit Technologien. Einige Praktikumsstellen ermöglichen es zudem, sich in speziellen Bereichen wie DevOps oder Machine Learning weiterzuentwickeln und direkt von Experten betreut zu werden. Auf der anderen Seite steht das selbstständige Lernen und Projektbauten, welches besonders wertvoll sein kann, wenn man ein hohes Maß an Eigenmotivation und Selbstorganisation mitbringt. Der Weg über Online-Kurse, Tutorials, Coding-Challenges oder das Initiieren eigener Softwareprojekte erlaubt es, individuelle Interessen tief zu verfolgen und spezifische Technologien oder Frameworks ausführlich zu erlernen.
Gerade für technische Studiengänge wie Informatik und künstliche Intelligenz kann das Erarbeiten von eigenen Projekten, etwa im Bereich AI/ML, eine hervorragende Möglichkeit sein, um Kompetenzen gezielt auszubauen. Selbstentwicklung fördert zudem das analytische Denken und die Fähigkeit, Problemsituationen eigenständig zu erkennen und zu lösen. Die kreative Freiheit, die einem eigene Projekte bieten, erlaubt zudem, Lösungen zu entwickeln, die auf realen Problemen oder eigenen Ideen basieren. Solche Projekte können später wertvolle Bestandteile eines Portfolios sein und bei Bewerbungen einen starken Eindruck hinterlassen. Darüber hinaus lernen Studierende oft mehr über die Bereiche des Software-Engineerings, die im Studium nicht immer umfassend behandelt werden, wie zum Beispiel Deployment, DevOps oder User Experience.
Gleichzeitig bringt das Selbstlernen ohne die Umgebung eines Unternehmens eine gewisse Herausforderung mit sich. Es fehlen oft professionelle Bewertungen und Feedback durch erfahrene Kollegen, was die Qualität des Lernens beeinträchtigen kann. Ohne feste Deadlines oder regelmäßige Absprachen kann es schwierig sein, die notwendige Motivation langfristig aufrechtzuerhalten. Auch die Frage der Sichtbarkeit gegenüber potenziellen Arbeitgebern ist relevant – da ein Praktikum klar im Lebenslauf vermerkt wird, kann es als Nachweis realer Berufserfahrung dienen, während private Projekte manchmal schwerer zu vermitteln sind. Eine wichtige Überlegung dabei ist, dass es nicht zwingend ein Entweder-oder sein muss.
Viele erfolgreiche Studierende und Berufsanfänger kombinieren beide Ansätze. Während der Semesterferien oder in Phasen mit Freiraum kann ein Praktikum wertvolle Kontakte und Praxiserfahrung bringen, während die restliche Zeit genutzt wird, um eigenständig Skills zu vertiefen und eigene Projekte weiterzuentwickeln. Die Praxis zeigt, dass Flexibilität und eine ausgewogene Kombination von Theorie, Praxis und Selbstinfo entscheidend sind. Wer sich unsicher ist, wie er den eigenen Weg gestalten soll, sollte sich zuerst über persönliche Ziele, Interessen und Stärken klarwerden. Möchte man beispielsweise langfristig in einem spezialisierten Bereich wie Machine Learning forschen oder in einem Startup mit echten Kunden bauen? Oder reizt eher eine Anstellung in einem großen Unternehmen mit vorgegebenen Prozessen und einem breiten Tätigkeitsfeld? Je nachdem können die Prioritäten unterschiedlich gesetzt werden.
Darüber hinaus spielt auch die eigene Persönlichkeit eine Rolle. Wer kontaktfreudig ist und in Teams gut lernt, profitiert stark vom Praktikum. Introvertierten oder sehr selbständigen Menschen kann die freie Projektarbeit mehr liegen. Möglich ist auch, sich durch den Einstieg in Hackathons, Online-Communities oder Open-Source-Projekte ein erweitertes Netzwerk aufzubauen und nebenbei Erfahrungen zu sammeln. Die Arbeitswelt im IT- und KI-Bereich verändert sich stetig.
Wissen veraltet schnell, neue Tools und Methoden entstehen kontinuierlich. Daher ist es unabdingbar, die Fähigkeit zum lebenslangen Lernen zu entwickeln. Ein Praktikum kann dabei helfen, wichtige Grundlagen zu legen, die Entwicklung in Teams zu erleben und zu verstehen, wie Produkte entstehen. Eigenes Projektbauen stärkt die Selbstständigkeit, kreatives Denken und Problemlösefähigkeit. Last but not least ist auch der Einfluss auf den Lebenslauf zu bedenken.