Im weltweiten Weizenmarkt könnte es zu erheblichen Veränderungen kommen, wenn der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine bis Juni nicht beigelegt ist. Experten warnen vor möglichen Auswirkungen auf die Nahrungsmittelversorgung und die Preise von Weizen und anderen landwirtschaftlichen Gütern. Russland und die Ukraine, die einst als "der Getreidespeicher Europas" bezeichnet wurden, sind gemeinsam für 30% der weltweiten Weizenexporte verantwortlich. Diese Länder beliefern traditionell Märkte im Nahen Osten und in Nordafrika, doch aufgrund der anhaltenden Konflikte könnten die Lieferungen aus dem Schwarzmeerraum unterbrochen werden. Obwohl die ukrainischen Häfen bisher von den Explosionen verschont geblieben sind, wurden kommerzielle Schifffahrten aus dem Land abgesagt.
Analysen deuten darauf hin, dass Schiffe nicht in ein Kriegsgebiet fahren werden, selbst wenn die russischen Häfen noch in Betrieb sind. Dies könnte zu einer Angebotsknappheit führen und dazu führen, dass Käufer aus dem Nahen Osten und Nordafrika nach Alternativen suchen, wie beispielsweise Lieferanten in Südamerika, Australien, Kanada und den USA. Die globale Weizenpreise sind bereits um 20% gestiegen, seit der Beginn des Jahres. Letzte Woche schossen die Preise jedoch weiter in die Höhe, als die russische Invasion begann. Chicago Weizen, der weltweite Weizenpreisstandard, handelt derzeit auf einem Höchststand seit neun Jahren.
Experten gehen davon aus, dass die Weizenpreise im Juni erheblich steigen könnten, wenn der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine nicht gelöst wird oder sich verschlimmert. "Der wahre Engpass wird in vier Monaten kommen", sagte Michael Whitehead, Leiter agrarwirtschaftlicher Einblicke bei der ANZ Bank. "Wenn der Markt von der Welt abgeschnitten wird, und es so aussieht, als ob das passieren wird - dann werden die Preise wirklich steigen." Neben den Warnungen vor steigenden Weizenpreisen haben Landwirtschaftsverbände auch auf die steigenden Kosten für Betriebsmittel wie Treibstoff, Düngemittel und landwirtschaftliche Geräte hingewiesen. Russland und die Ukraine sind nicht nur bedeutende Weizenexporteure, sondern liefern auch 19% der weltweiten Maisexporte und 80% der Sonnenblumenöl-Exporte.