Die restriktive Einwanderungspolitik der Trump-Regierung führt zu weitreichenden Folgen für die internationale Startup-Szene in den USA. Internationale Gründerinnen und Gründer, die vor allem im Technologie- und Innovationsbereich tätig sind, spüren die Auswirkungen deutlich. Die verschärften Kontrollen an den Grenzen sowie die verlängerten Bearbeitungszeiten bei Visa-Anträgen schaffen eine angespannte Atmosphäre, die Investitionsentscheidungen und Unternehmensstrategien erheblich beeinflusst. Insbesondere für Gründer mit temporären Visa oder Green Cards bedeutet die neue Grenzpolitik eine enorme Herausforderung. Viele Personen, die auf Visa wie den O-1 oder EB-1 angewiesen sind, sehen sich mit einer verschärften Kontrolle und wachsender Unsicherheit konfrontiert.
Während der O-1-Visumstatus international anerkannt ist für Personen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, bleibt dieser zeitlich begrenzt und erfordert regelmäßige Erneuerungen. Der Weg zur dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung über das EB-1-Visum stellt hohe Anforderungen, die gerade für Gründer in der Frühphase schwierig zu erfüllen sind. Die Trump-Administration hat ab Januar 2025 die Anweisungen zur verstärkten Überprüfung aller Visa-Anträge mit einem sogenannten „Enhanced Vetting“ unterstrichen. Dies führt dazu, dass Anträge deutlich länger bearbeitet werden, häufiger mit Aufforderungen zu weiteren Nachweisen versehen werden und die Wahrscheinlichkeit von Ablehnungen steigt. Angesichts dieser Lage planen die meisten betroffenen Gründer ihre Reisen sorgfältiger, verzichten oft auf Besuche im Heimatland und überlegen, ihre Aktivitäten außerhalb der USA zu verstärken, um mögliche Komplikationen an den Grenzen zu vermeiden.
Ein weiteres Problem stellt die Verlagerung von Unternehmensgründungen ins Ausland dar. Einige erfolgreiche Tech-Startups erwägen angesichts der Schwierigkeiten, Visa zu erhalten und zu verlängern, ihre Hauptsitze oder zumindest Teile ihres Geschäfts in Ländern mit weniger strengen Einwanderungsregeln zu etablieren. Dies bringt jedoch Herausforderungen mit sich, wenn es darum geht, Zugang zu erstklassigen Talenten, Kapital und starken Netzwerken zu behalten, die der US-Markt bietet. Investoren in den USA verfolgen diese Entwicklungen mit Sorge. Einige internationale Venture Capitalists berichten, dass potentielle Gründer von außerhalb der USA angesichts der Unsicherheiten von einem Standortwechsel Abstand nehmen.
Gleichzeitig beobachten viele Venture-Capital-Firmen, dass Mitarbeitende mit temporären Arbeitsgenehmigungen weniger bereit sind, große Risiken wie den Wechsel von einem etablierten Konzern zu einem Startup einzugehen. Dieses Verhalten verlangsamt die Gründerdynamik und könnte langfristige Auswirkungen auf die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der US-Startup-Szene haben. Die Situation zwingt viele Gründer dazu, zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Neben der physischen Zurückhaltung bei Reisen zur Vermeidung komplizierter Grenzkontrollen sorgen sich manche um digitale Sicherheit und haben beispielsweise alternative Kommunikationsgeräte oder Notfallkontakte vorbereitet, falls sie bei der Einreise festgehalten werden. Das ständige Bewusstsein für den möglichen Kontakt mit Behörden beeinflusst den Alltag und die Mentalität dieser Unternehmerinnen und Unternehmer maßgeblich.
Für die US-Venture-Capital-Branche ist die Konzentration auf wenige Hauptinvestoren, die besonders erfolgreich Series-A-Finanzierungen anführen, ein weiterer Faktor in einem durch die Einwanderungspolitik geprägten Umfeld. Firmen wie a16z, Sequoia, Accel und Benchmark dominieren nicht nur mit Kapital, sondern auch mit Einfluss auf die Gründerlandschaft. Umso wichtiger ist es für sie, den Zugang zu internationalen Talenten nicht zu verlieren, die oft entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit und Innovation ihrer Portfoliounternehmen sind. Gleichzeitig gibt es politischen Druck seitens Branchenverbänden wie der National Venture Capital Association, für ein spezielles „Startup-Visum“ zu kämpfen, das internationalen Gründern den Zugang erleichtern soll. Diese Initiative stößt jedoch auf wiederholte Ablehnung oder Verzögerungen im US-Kongress insbesondere unter republikanischer Kontrolle.
Ein konstruktiver Dialog über eine moderne und zukunftsfähige Einwanderungspolitik, die den Bedürfnissen der Innovationswirtschaft gerecht wird, scheint dringlicher denn je. Das Beispiel von OpenAI, wo eine Senior Researcherin aufgrund einer abgelehnten Green-Card-Anfrage gezwungen war, in den kanadischen Markt zu wechseln, illustriert die realen Folgen für Hightech-Unternehmen. Diese Verluste wertvoller Talente können langfristig nicht nur einzelne Firmen, sondern die gesamte US-Technologiebranche schwächen. Remote-Arbeit bietet zwar eine Übergangslösung, doch der physische Standort in den USA gilt weiterhin als wichtiger Wirtschafts- und Innovationsstandort. Insgesamt lässt sich feststellen, dass Trumps Grenz- und Immigrationstrategie ein Klima der Unsicherheit schafft, das den internationalen Tech-Startup- und Investitionsstandort USA vor erhebliche Herausforderungen stellt.