Die Schifffahrtsbranche steht vor bedeutsamen Veränderungen, die das Geschäftsjahr 2025 prägen werden. Das dänische Logistik- und Transportunternehmen Maersk hat seine Containerprognose für das kommende Jahr nach unten korrigiert. Während zuvor ein Wachstum von etwa vier Prozent erwartet wurde, rechnet das Unternehmen nun mit einer Spanne von bis zu einem Prozent Rückgang des globalen Containerumschlags. Diese Neubewertung ist primär auf die Auswirkungen der anhaltenden US-Zölle, den Handelskonflikt mit China und die geopolitische Instabilität in wichtigen Seewegen zurückzuführen. Besonders kritisch bewertet Maersk die Lage im Kontext der chinesischen Kapazitäten, deren Ausfall nicht problemlos durch alternative Handelsrouten oder andere Produktionsstandorte ausgeglichen werden kann.
In diesem Zusammenhang werden bestehende Abhängigkeiten und die Herausforderungen der globalen Lieferketten erneut deutlich. Die Entwicklungen bei Maersk spiegeln den angespannten Zustand der weltweiten Warenströme wider, insbesondere im Handel zwischen China und den USA. Laut Aussagen von Vincent Clerc, CEO von A.P. Moller-Maersk, gingen die Containertransporte von China in die USA im April um rund 30 bis 40 Prozent zurück.
Diese Zahlen sind alarmierend und zeigen eine klare Folge der politischen Maßnahmen, die zu einer Verlagerung und teilweise Einbußen im Importsektor führen. Gleichwohl konnte Maersk Teile der Frachten in andere Regionen umleiten, in denen die Nachfrage weiterhin robust ist. Dieses Vorgehen mildert zwar die Auswirkungen, macht jedoch deutlich, dass gewisse Schlüsselmärkte und Lieferketten nicht unverändert bleiben. Die Bedeutung Chinas als Produktions- und Umschlagplatz ist längst nicht nur auf das Volumen begrenzt. Vielmehr besitzen die dort entstandenen Kapazitäten eine unvergleichbare Größe und Spezialisierung, die momentan weltweit kaum replizierbar sind.
Clerc betont, dass ein Ersatz der chinesischen Containerkapazitäten durch andere Märkte nicht kurzfristig möglich ist. Neben der reinen Menge und Frequenz von Containerbewegungen spielt dabei auch die Vielfalt der angebotenen SKUs eine Rolle – also der verschiedenen Artikel und Produktvarianten, die im internationalen Handel benötigt werden. Diese Kombination ist essentiell, um die Bedürfnisse des US-Marktes und anderer großer Verbraucher nicht nur mengenmäßig, sondern auch qualitativ zu bedienen. Ein weiterer Faktor, der die Prognosen von Maersk belastet, ist die anhaltende Unsicherheit rund um die Sicherheit und Zugänglichkeit strategisch wichtiger Seewege. Die Krise im Roten Meer ist ein Musterfall dafür, wie geopolitische Spannungen die globale Handelslogistik beeinflussen können.
Die damit verbundenen Risiken und Kapazitätsengpässe führen zu zusätzlichen Herausforderungen bei der Planung von Routen, der Zuweisung von Containern und letztlich auch bei der Kostenkalkulation der Transporte. Trotz verbaler Zusicherungen auf politischer Ebene bleibt die Lage für Maersk eine signifikante Belastung, die sich über das gesamte Jahr erstrecken kann. Insbesondere für Handelspartner im Westen bedeuten diese Entwicklungen, dass die Handelsbeziehungen zu China unter Druck geraten. Die US-Regierung und andere Länder setzen weiterhin auf protektionistische Maßnahmen und Zölle, die sich direkt auf die Warenströme auswirken. Diese Maßnahmen sollen bestimmte wirtschaftliche und politische Ziele verfolgen, haben aber als Nebeneffekt auch eine Verlagerung der Lieferketten und eine Nachfragereduktion zur Folge.
Unternehmen stehen somit vor der Herausforderung, ihre Versorgungsketten neu zu kalibrieren und alternative Bezugsquellen oder Zwischenhändler zu finden. Doch gerade in Zeiten der globalen Vernetzung sind solche Anpassungen langwierig und kostenintensiv. Maersk wird auch von den Folgen neuer Schiffsneubauten beeinflusst, die das Angebot an Containertransportkapazitäten erhöhen. Gleichzeitig führt die erhöhte Konkurrenz auf dem Markt zu einem Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, was die Margen der Reedereien und Logistikdienstleister belasten kann. Vor diesem Hintergrund bleibt die Gewinnprognose von Maersk für das Jahr 2025 vorsichtig optimistisch, mit einem EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) zwischen null und drei Milliarden US-Dollar.
Dieses enge Prognoseband reflektiert die sich ständig ändernden Rahmenbedingungen und die Notwendigkeit, flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren. Die Handelsbeziehung zwischen China und den USA bleibt somit ein kritischer Indikator für die globale Schifffahrts- und Logistikindustrie. Der dramatische Einbruch der Containerbewegungen entlang dieser Route hat auch Wettbewerber von Maersk wie Hapag-Lloyd getroffen, die von ähnlichen Absagen und Verschiebungen im Kundenauftrag berichten. Die Konzentration auf China-amerikanische Handelsmengen zeigt die Bedeutung der Beziehungen zwischen den beiden Wirtschaftsmächten für die weltweite Versorgungskette und den Warenaustausch. Maersks Einschätzung verdeutlicht zudem, wie stark die internationale Handelswirtschaft von einzelnen geographischen Regionen abhängt.
Die Kapazitäten auf dem chinesischen Markt sind nicht nur mengenmäßig dominant, sondern auch technologisch und infrastrukturell schwer zu substituieren. Dies ergibt sich nicht zuletzt aus dem ausgefeilten Fertigungsnetzwerk, den zahlreichen Industrieparks und der spezialisierten Logistik für einzelne Branchen, die aufeinander abgestimmt sind. Für Unternehmen, Logistiker und politische Entscheidungsträger werfen diese Trends wichtige Fragen auf. Wie können alternative Lieferketten aufgebaut werden, um die Abhängigkeiten von einzelnen Ländern zu reduzieren? Welche Investitionen sind notwendig, um Produktions- und Logistikkapazitäten an anderen Standorten zu stärken? Und welche politischen Rahmenbedingungen können den freien und sicheren Handel fördern, ohne Protektionismus und Handelskonflikte weiter zu verschärfen? Insgesamt zeigt der Ausblick von Maersk für 2025, dass die ohnehin schon komplexen globalen Lieferketten einem zusätzlichen Druck ausgesetzt sind. Die Kombination aus politischen Handelshemmnissen, geopolitischen Spannungen und Kapazitätsengpässen macht es notwendig, den globalen Warenfluss neu zu denken.
Dabei bleibt China ein Schlüsselmarkt mit einer zentralen Rolle in der Versorgung globaler Märkte, dessen Werte und Einfluss sich nicht kurzfristig ersetzen lassen. Investoren, Unternehmen und Marktbeobachter sollten die Entwicklungen im Containerverkehr daher sehr genau verfolgen. Änderungen in der Handelslandschaft, insbesondere wenn sie feststellen, dass alternatives Frachtvolumen oder Kapazitäten nicht ausreichend vorhanden sind, können weitreichende Effekte auf Preise, Lieferzeiten und Produktverfügbarkeiten haben. Der Handlungsbedarf auf geopolitischer, betrieblicher und technologischer Ebene wächst, um die Resilienz der globalen Wirtschafts- und Handelsströme langfristig sicherzustellen. Vor diesem Hintergrund bleibt Maersks vorsichtiger Ausblick zugleich eine Mahnung und ein Aufruf zur Anpassung.
Die Reederei zeigt klar auf, dass die verbleibende Welt zwar noch Nachfrage aufweist, die Verlagerung jedoch nicht ohne Herausforderungen möglich ist. Aufgrund der fehlenden Verfügbarkeit von Kapazitäten außerhalb Chinas wird sich der Markt vorerst auf eine Phase der Unsicherheit, Volatilität und strategischen Neuausrichtungen einstellen müssen. Die daraus resultierenden strukturellen Veränderungen könnten den internationalen Handel und seine Logistik nachhaltig prägen und somit weit über das Jahr 2025 hinaus Auswirkungen zeigen.