Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) und Maschinellem Lernen (ML) in die computergestützte Physik und die computerunterstützte Ingenieurtechnik (CAE) hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erregt. Während Fachleute und Industrien zunehmend das Potenzial dieser Technologien erkennen, stellt sich immer wieder die Frage, welche realen Fortschritte erzielt werden und wo eher von Hype die Rede ist. Die nachfolgende Analyse beleuchtet, wie Unternehmen AI/ML in diesen Bereichen effektiv nutzen, welche Branchenakteure vorne mitspielen und worauf man beim Bewerten entsprechender Veröffentlichungen achten sollte, um echte Innovationen von Marketingversprechen zu unterscheiden.Zunächst ist es wichtig, die Ausgangssituation zu verstehen: computergestützte Physik und CAE sind Fachgebiete, die Simulationen und Berechnungen nutzen, um physikalische Phänomene, Materialverhalten oder Systemleistungsparameter zu modellieren und vorauszusagen. Diese Disziplinen sind traditionell rechenintensiv und basieren auf komplexen mathematischen Modellen, die oft auf umfangreichen experimentellen Daten beruhen.
KI und ML bieten hier die Möglichkeit, Prozesse zu beschleunigen, genauer zu modellieren und neue Erkenntnisse aus großen Datensätzen zu gewinnen.Im industriellen Umfeld zeigen sich zahlreiche Anwendungsfelder für AI/ML in CAE. Dazu zählen beispielsweise die Optimierung von Entwürfen mithilfe lernfähiger Algorithmen, die schnellere Vorhersage von Materialeigenschaften durch datengetriebene Modelle, sowie die Automatisierung der Analyse von Simulationsergebnissen. Einige Unternehmen kombinieren KI mit klassischen numerischen Verfahren wie der Finite-Elemente-Methode, um die Rechenzeiten drastisch zu verkürzen, ohne dabei Genauigkeit einzubüßen. Insbesondere die Fähigkeit von ML-Modellen, komplexe Zusammenhänge zu erfassen und Parameter in nichtlinearen Systemen abzuschätzen, macht sie attraktiv für Ingenieure.
Marktführer wie Ansys, Siemens Digital Industries Software und Dassault Systèmes investieren in diese Richtung und integrieren zunehmend AI-gestützte Tools in ihre Softwarepakete. Ansys etwa hat KI-gestützte Module entwickelt, die adaptive Netzgenerierung unterstützen oder die Vorhersage von Versagensmechanismen verbessern. Siemens setzt auf KI-basierte Prozessoptimierung und Designautomatisierung innerhalb seiner Simcenter-Plattform. Die Angebote richten sich dabei nicht nur an Großkonzerne, sondern auch an den Mittelstand, der durch automatisierte Abläufe seine Innovationszyklen verkürzen kann.Neben den Branchengrößen haben zahlreiche spezialisierte Start-ups mit innovativen Ansätzen den Markt betreten.
Diese Firmen nutzen zum Beispiel Deep Learning, um aus experimentellen Daten oder multiskaligen Simulationsergebnissen verbesserte Prognosemodelle zu entwickeln. Einige fokussieren sich auf spezielle Bereiche wie die Materialwissenschaft, wo sich das Zusammenspiel von atomarer Simulation und KI vielversprechend zeigt, oder auf Strömungsmechanik, um komplexe Strömungsmuster realitätsnäher abzubilden. Die Synergie aus physikalischem Wissen und datengetriebener Modellierung ermöglicht neue Lösungen, die oft früher als „Black-Box“-Modelle angesehen wurden, nun jedoch transparenter und validierbarer sind.Die Erkenntnisse großer Fachverlage und industrienahe Forschungseinrichtungen untermauern diese Entwicklungen. Publikationen wie "Computational Mechanics", "International Journal of Numerical Methods in Engineering" oder "Advanced Engineering Informatics" berichten regelmäßig über Fortschritte im KI-Einsatz bei der Simulation und Modellierung.
Auch Konferenzen wie die "International Conference on Computational Science" oder der "AI for Engineering and Manufacturing Symposium" bieten Plattformen, auf denen der Praxisnutzen und die Methodik diskutiert werden. Dabei ist klar erkennbar, dass von reinen Hype-Zyklen mehr und mehr Abstand genommen wird, hin zu fundierten, quantitativ belegbaren Ergebnissen.Dennoch bleibt die Unterscheidung zwischen tatsächlichen Innovationen und Marketingoverstatement eine zentrale Herausforderung. In der Praxis sollten Entscheider besonders darauf achten, ob ML-gestützte Lösungen mit realen physikalischen Daten validiert wurden und ob die Modelle eine erklärbare Basis haben. Nicht selten wird KI als Schlagwort verwendet, obwohl konventionelle statistische Methoden oder einfache Automatisierung die Haupttreiber sind.
Seriöse Anwendungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie bestehende Methoden ergänzen und mit begründeten Verbesserungen punkten, anstatt diese vollständig zu ersetzen.Ein weiterer Indikator für die Nachhaltigkeit eines AI/ML-Produktes liegt in der Integration in bewährte Engineering-Workflows und der Benutzerfreundlichkeit. Werkzeuge, die mit wenig Mehraufwand messbare Vorteile bringen und das Vertrauen von Ingenieuren gewinnen, finden deutlich eher Verbreitung als solche, die komplexe Black-Box-Modelle ohne Transparenz oder interpretierbare Ergebnisse liefern. Die Einbettung von KI- und ML-Technologie in bewährte Simulationsplattformen lässt darauf schließen, dass die Industrie diese Technologien zunehmend als integralen Bestandteil ihrer Prozesskette ansieht.Blickt man in die Zukunft, so ist zu erwarten, dass AI und ML die computergestützte Physik und CAE noch stärker prägen werden.
Fortschritte in der Rechenleistung, verbesserte Algorithmen und die stetig wachsende Menge an verfügbaren Daten bilden beste Voraussetzungen. Insbesondere die Kombination von hochauflösenden physikalischen Simulationen mit Machine-Learning-Modellen wird neue Anwendungsfälle ermöglichen und zur Beschleunigung von Produktentwicklungen führen. Auch der Trend zur digitalen Zwilling-Technologie, bei der reale Systeme in Echtzeit überwacht und optimiert werden, profitiert deutlich vom Einsatz künstlicher Intelligenz.Fazit: Der Einsatz von KI und ML in der computergestützten Physik und der Ingenieurtechnik ist weit mehr als nur ein kurzfristiger Trend. Zahlreiche Unternehmen investieren gezielt in die Integration dieser Technologien, um Simulationszeiten zu verkürzen, Modelle präziser zu machen und den Innovationsprozess zu beschleunigen.
Dabei ist es wichtig, auf evidenzbasierte Validierungen und die Einbindung physikalischer Gesetze zu achten, um echte Innovationen von PR-getriebenem Hype zu unterscheiden. Fachpublikationen und praxisorientierte Konferenzen sind wertvolle Quellen, um die Entwicklungen kritisch zu verfolgen. Insgesamt wird der Weg von reinen Rechenmodellen zu hybriden Mensch-Maschine-Systemen den Bereich der computergestützten Physik und CAE nachhaltig transformieren und neue Möglichkeiten für Ingenieure und Unternehmen eröffnen.