Stablecoins haben sich in der Welt der Kryptowährungen als unverzichtbare Brücke zwischen traditionellen Finanzmärkten und der digitalen Asset-Welt etabliert. Unter den zahlreichen Stablecoins ist Tethers USDT seit Jahren der unangefochtene Spitzenreiter. Doch das Jahr 2022 markiert eine Wende in diesem Bereich, bei der Circle's USD Coin, besser bekannt als USDC, zunehmend an Boden gewinnt und möglicherweise Tether mit seinem USDT-Stablecoin in naher Zukunft überholen könnte. Die Entwicklungen rund um USDC sind ein Spiegelbild des wachsenden institutionellen Interesses, verbesserter regulatorischer Rahmenbedingungen und technischer Innovationen, die der Stablecoin-Branche neue Dynamik verleihen. USDC hat bereits deutliche Fortschritte gezeigt, insbesondere bezüglich der realen Handelsvolumina auf der Ethereum-Blockchain, wo es den langjährigen Marktführer USDT in einigen Bereichen überholt hat.
Ein entscheidender Faktor für diese Entwicklung ist die Verstärkung der regulatorischen Compliance von Circle. Das Unternehmen hat sich als geldübertragender Dienstleister in den USA registriert und unterliegt somit einer strengen Kontrolle durch FinCEN und diverse Bundesstaaten. Anders als Tether, das lange Zeit für seine mangelnde Transparenz kritisiert wurde, veröffentlicht Circle regelmäßige Prüfberichte seiner Reserven, die von der renommierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Grant Thornton durchgeführt werden. Dies bietet Investoren ein höheres Maß an Vertrauen in die Stabilität und Rückendeckung von USDC mittels Bargeld und US-Staatsschuldtiteln. Während Tether seit Jahren mit dem Ruf der Intransparenz kämpft und teils volatile Phasen erlebte, hat USDC von dieser Vertrauenskrise profitiert.
Seit Mitte 2022 zeigt die Marktkapitalisierung von USDC signifikantes Wachstum. Zwischen Mai und Juli stieg der Wert um über 8 Prozent und erreichte Anfang Juli mit 55,9 Milliarden US-Dollar einen neuen Höchststand. Im gleichen Zeitraum fiel die Marktkapitalisierung von USDT von seinem Allzeithoch deutlich um fast 20 Prozent auf etwa 66,14 Milliarden US-Dollar. Historisch betrachtet war der Marktanteil von USDT im Vergleich zu USDC vor zwei Jahren neunmal größer. Im Juli 2022 lag das Verhältnis zwischen USDT und USDC jedoch erstmals auf einem Allzeittief von nahezu 1,2.
Diese Entwicklung lässt vermuten, dass der Abstand zwischen den beiden Stablecoins weiter schrumpfen wird, und es nicht unwahrscheinlich ist, dass USDC in absehbarer Zeit die Führung übernimmt. Ein weiterer Indikator ist das tägliche reale Handelsvolumen auf der Ethereum-Blockchain, das im Juni für USDC bei etwa 1,1 Milliarden US-Dollar lag – mehr als doppelt so hoch wie das vergleichbare Volumen von USDT mit rund 579 Millionen US-Dollar. Diese Zahlen verdeutlichen den zunehmenden Einsatz von USDC, vor allem im DeFi-Bereich, wo die Nachfrage nach transparenten und regulatorisch abgesicherten Stablecoins hoch ist. Insbesondere im Bereich der dezentralen Finanzanwendungen gewinnen Stablecoins wie USDC durch ihre Integrationsfähigkeit und verbesserte Smart-Contract-Kompatibilität weiter an Relevanz. Die Tatsache, dass Circle als Geldtransferdienst agiert und somit auch in den traditionellen Finanzsystemen verankert ist, wirkt sich förderlich auf die Akzeptanz aus.
Viele institutionelle Investoren und Unternehmen tendieren zu Stablecoins, die rechtliche und regulatorische Sicherheit bieten, ohne dabei Kompromisse bei der Blockchain-Technologie einzugehen. Die anhaltende Volatilität auf den Kryptowährungsmärkten verstärkt den Bedarf an verlässlichen Stablecoins. Tether, obwohl sehr beliebt und weit verbreitet, steht weiterhin vor Herausforderungen bezüglich der Offenlegung seiner Reservebestände. Erst im Mai 2021 veröffentlichte das Unternehmen eine erste Aufschlüsselung seiner Reserve. Diese späte Transparenz hat zu einem Vertrauensverlust bei einigen Marktteilnehmern geführt.
Gleichzeitig kündigte Tether zwar an, seine Reserven zeitnah von einem der sogenannten US-Big-Four-Wirtschaftsprüfer prüfen zu lassen, doch bis dato bleibt ein vollständiges Audit aus. Gerade für größere Akteure im Markt ist der Nachweis der Deckung besonders wichtig. Circle hingegen hat diesen Prozess bereits vollzogen und hebt sich somit entscheidend von Tether ab. Die regulatorische Einbettung von Circle in 47 amerikanischen Bundesstaaten sowie die Registrierung bei FinCEN verleiht dem USDC eine professionelle und solide Grundlage, die es für eine breitere Akzeptanz prädestiniert. Angesichts des gestiegenen Interesses der Finanzbranche an digitalisierten Assets könnte USDC die bevorzugte Wahl für viele Marktteilnehmer werden.
Zudem zeigt sich, dass der gesamte Stablecoin-Markt trotz mancher Turbulenzen stark wächst. Institutionelle Investitionen in DeFi-Protokolle und die zunehmende Verbreitung von Blockchain-Anwendungen schaffen eine nachhaltige Nachfrage nach Stablecoins, die sowohl technisch robust als auch juristisch abgesichert sind. Analysten prognostizieren, dass bei anhaltender Entwicklung USDC wohl der erste Stablecoin sein wird, der Tether bei der Marktkapitalisierung überflügelt. Jenseits der Zahlen spiegelt die Dynamik die Bedürfnisse wider, die eine moderne Finanzwelt heute an Stablecoins stellt: Schutz vor Volatilität, regulatorische Sicherheit und technologische Innovationen. USDC adressiert all diese Punkte konsequent.
Auch institutionelle Nutzer, darunter große Wall Street-Finanzinstitute, zeigen verstärkt Interesse. Das Engagement dieser Akteure in der Ethereum-basierten Finanzinfrastruktur belegt die zunehmende Integration von USDC in den traditionellen Finanzalltag. Zudem arbeitet Circle fortwährend daran, das Ökosystem von USDC zu erweitern, indem es Partnerschaften mit Blockchain-Plattformen eingeht und neue Stablecoin-Varianten wie einen Euro-gebundenen Coin (EUROC) entwickelt. Diese Diversifizierung und das Streben nach grenzüberschreitender Akzeptanz festigen die Position von USDC als zukunftsweisende digitale Währung. Es bleibt abzuwarten, wie Tether auf den wachsenden Wettbewerbsdruck reagieren wird.