Aufregung in der Krypto-Welt: Der CEO des in Paris ansässigen Anbieters von Krypto-Hardware-Wallets, Ledger, steht im Fokus der Kritik. Am 16. Mai sorgte das Unternehmen für Kontroversen, nachdem es Pläne zur Einführung von Ledger Recover, einem optionalen, kostenpflichtigen Abonnementdienst für Ledger Nano X-Wallet-Besitzer, bekannt gegeben hatte. Dieser Dienst sollte ein Wiederherstellungssystem für Seed-Phrasen unter Einbeziehung von Drittanbieter-Verwahrern bieten. Ledger pries die neue Funktion als Innovation an, die es Krypto- und NFT-Inhabern ermöglichen würde, ihre Vermögenswerte im Falle einer verlorenen oder vergessenen Seed-Phrase wiederherzustellen.
Die Ankündigung stieß jedoch auf scharfe Kritik von Teilen der Web3-Community, die behaupteten, dass das Firmware-Update, das den Dienst ermöglicht, gegen die langjährige Richtlinie von Ledger verstößt (und gleichzeitig den Hauptverkaufspunkt) garantiert, dass der private Schlüssel eines Benutzers niemals das Gerät verlässt. Als Reaktion darauf kündigte Ledger am 23. Mai an, den Start seiner Schlüsselwiederherstellungsfunktion zu verschieben. In einem Brief an die Ledger-Benutzer entschuldigte sich CEO Pascal Gauthier für den "unbeabsichtigten Kommunikationsfehler" und betonte, dass Ledger mit der Community zusammenarbeiten werde, um "dies gemeinsam auf richtige Weise zu tun". Er fügte hinzu, dass Ledger vor der Einführung der neuen Funktion seinen gesamten Code veröffentlichen werde.
Zudem veranstaltete Ledger am 23. Mai eine Community-AMA auf Twitter, um direkt auf Kommentare und Bedenken von Benutzern einzugehen. Ledger, mit einem geschätzten Jahresumsatz von über 53 Millionen US-Dollar und einem Marktwert von über einer Milliarde US-Dollar, ist einer der weltweit bekanntesten und beliebtesten Anbieter von Hardware-Wallets für Kryptowährungen. Die Hardware-Wallets des Unternehmens, die oft als "Cold Storage"-Geräte bezeichnet werden, sind USB-Stick-ähnliche Tools, die eine besonders sichere Möglichkeit bieten, Kryptowährungen zu speichern. Die Einrichtung eines Ledger-Wallets beinhaltet die Erstellung einer eindeutigen Seed-Phrase, einer Sammlung zufällig generierter Wörter, die die privaten Schlüssel von Krypto-Wallets darstellen.
Dieses System, obwohl sicher, hat einige Nachteile in der Benutzerfreundlichkeit. Das Verlieren der Seed-Phrase bedeutet den Verlust des Zugriffs auf die Gelder, und wenn sie in falsche Hände gerät, könnte dies zu einem Kompromittieren der Wallet führen. Jahrelang hat Ledger seine Wallets unter dem Versprechen vermarktet, dass die Vermögenswerte der Benutzer sicher sind, da ihre privaten Schlüssel niemals ihre Geräte verlassen. Daher überraschte es viele in der Web3-Community, als das Unternehmen Pläne für einen optionalen kostenpflichtigen Abonnementdienst bestätigte. In der Praxis verschlüsselt Ledger Recover die Seed-Phrase eines Benutzers und teilt sie in drei Teile auf, die jeweils mit einem anderen Verwahrer geteilt werden.
Ledger ist einer dieser Verwahrer, wobei Coincover und EscrowTech (ein Unternehmen für Krypto-Verwahrung und Code-Eskrow) die anderen sind. "Wenn Sie sich entscheiden zu abonnieren, verschlüsselt Ledger Recover eine Version Ihres privaten Schlüssels und teilt ihn in drei Fragmente auf (mit Shamir Secret Sharing) - all dies geschieht auf dem Secure Element-Chip, damit Ihre Secret Recovery Phrase nicht gefährdet ist", schrieb das Unternehmen in dem Twitter-Thread, der das Video begleitete. Wenn ein Benutzer seinen privaten Schlüssel verliert oder vergisst, durchläuft er einen Identifikationsbestätigungsdienst, um ihn wiederherzustellen. Die Reaktionen der Community waren gespalten. Einige sahen in der neuen Funktion einen Mehrwert, während andere besorgt über die Sicherheit und den potenziellen Missbrauch durch Dritte waren.
Die Tatsache, dass Benutzer, um an dem Dienst teilzunehmen, einen von der Regierung ausgestellten Ausweis bereitstellen müssten, sorgte ebenfalls für Aufregung. Inmitten der Kontroverse veranstaltete Ledger einen Twitter Space (an dem mehr als 48.000 Personen teilnahmen), um auf die Anschuldigungen einzugehen. Die Gründer des Unternehmens, Nicolas Bacca, Chief Experience Officer Ian Rogers und Gauthier, beantworteten Fragen aus der aufgebrachten und neugierigen Community. Gauthier verteidigte die neue Entwicklung des Unternehmens entschieden.
Auf Kritiken, dass Ledger in der Vergangenheit als unzuverlässig erwiesen wurde und Ledger Recover den Wünschen der Kryptogemeinschaft widerspricht, antwortete er: "Menschen, die mit diesen Produkten unzufrieden sind, erkennen nicht, dass Hunderte Millionen Menschen viele Möglichkeiten haben, ihren Seed auf viele unsichere Weisen zu sichern." Er betonte, dass Ledger stets auf Exzellenz setze und das Vertrauen in die nächste Entwicklung gerechtfertigt sei. Die Hauptdebatte dreht sich um die Frage, ob Benutzer, die sich gegen die Nutzung des Dienstes entscheiden, durch ein Firmware-Update eine Hintertür zu ihren privaten Schlüsseln geöffnet bekommen, die Hacker potenziell ausnutzen könnten. Die Entscheidung von Ledger, den Code für das Recover-Feature als Open Source zu veröffentlichen, ermöglicht es Benutzern, die Sicherheit des vorgeschlagenen Verwahrungsmechanismus unabhängig zu prüfen. Wie harmlos oder bedenklich der Abonnementdienst auch sein mag, er wirft ein Licht auf die Herausforderungen bei der Kommunikation von Neuerungen in der schnelllebigen Web3-Umgebung.
Die Ledger Recover-Kontroverse bringt auch die fortwährenden Herausforderungen von Blockchain-zentrierten Organisationen ans Licht: Die Balance zwischen Benutzererfahrung und der Aufrechterhaltung der Kernprinzipien der Kryptogemeinschaft zu finden, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Es bleibt abzuwarten, wie Ledger auf die anhaltende Kritik und die Bedenken der Community reagieren wird. Mit der Verpflichtung zur Offenlegung des Codes und dem Versprechen, die Entwicklung in Absprache mit der Community voranzutreiben, hofft das Unternehmen, das Vertrauen zurückzugewinnen und seine Position als führender Anbieter von Krypto-Hardware-Wallets zu festigen.
