Großbritannien steht vor einer bedeutenden Wende in der Regulierung des Kryptowährungsmarktes. Die britische Finanzaufsichtsbehörde, Financial Conduct Authority (FCA), bereitet ein Verbot vor, das es privaten Anlegern untersagen soll, Kryptowährungen mit geliehenen Mitteln zu erwerben. Dies betrifft insbesondere den Einsatz von Kreditkartenkrediten oder anderen Formen von Aufnahme von Fremdkapital, um in digitale Währungen wie Bitcoin zu investieren. Diese Regelung ist Teil eines umfassenderen Aufsatzes zur besseren Kontrolle und Aufsicht des schnell wachsenden Sektors digitaler Vermögenswerte. Der Hintergrund dieser Entscheidung liegt in einem deutlichen Anstieg der Nutzung von geliehenen Mitteln zur Finanzierung von Kryptowährungsinvestitionen.
Eine Umfrage von YouGov zeigte, dass der Anteil der Personen, die solche Kredite für Krypto-Käufe nutzen, von sechs Prozent im Jahr 2022 auf 14 Prozent im Folgejahr angestiegen ist. Diese Entwicklung sorgt bei Finanzexperten und Regulierungsbehörden für große Besorgnis, da der Markt für Kryptowährungen aufgrund seiner starken Volatilität und Unsicherheit ein hohes Verlustrisiko birgt. Beim Vorgehen gegen die Verwendung von geliehenem Geld für Kryptowährungsinvestitionen steht der Schutz der Anleger im Vordergrund. Da Kryptowährungen wie Bitcoin starken und oft unerwarteten Preisschwankungen unterliegen, riskieren Privatpersonen, nicht nur ihr investiertes Kapital, sondern im schlimmsten Fall auch zusätzlich besicherte Vermögenswerte wie Immobilien zu verlieren, wenn sie mit geliehenem Geld spekulieren. Ein Bericht des britischen Treasury-Komitees zog Parallelen zwischen dem Handel mit Kryptowährungen und Glücksspiel, was die Notwendigkeit einer strengeren Regulierung noch unterstreicht.
Die geplante Gesetzesinitiative wird voraussichtlich auf Widerstand aus der Finanztechnologiebranche (Fintech) stoßen, da einige Firmen diese Regelung als potenziell innovationshemmend betrachten. Gleichzeitig verfolgt die britische Regierung eine klare Linie, um den durch digitale Assets geschaffenen Markt transparenter und sicherer zu gestalten. Neben dem Verbot von Käufen mit geliehenen Mitteln sollen auch bestehende Finanzmarkt-Regulierungen auf Kryptowährungsfirmen ausgeweitet werden, um einheitliche Qualitätsstandards zu gewährleisten. Die regulatorische Neuausrichtung setzt Großbritannien tendenziell näher an die USA als an die Europäische Union, die in einigen Aspekten konservativer agiert. Nach dem Wahlsieg von Donald Trump kam es zu einem rasanten Anstieg der Kryptowährungswerte, was in Washington und London verstärkt Druck auf die Aufsichtsbehörden ausübte, regulatorische Maßnahmen zu verschärfen.
In Washington wird der US-Treasury-Secretary Scott Bessent, bekannt für seine pro-crypto Haltung, eine Schlüsselrolle spielen. Er zeigt sich skeptisch gegenüber der Einführung einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) und unterstützt weiterhin das Engagement privater Unternehmen in der Entwicklung von digitalen Assets. Im Vergleich dazu äußerten Eurozonen-Finanzminister wiederholt Bedenken, dass ein zu lockerer Umgang der USA mit Kryptowährungen die geldpolitische Souveränität und Stabilität der Eurozone gefährden könnte. Dies ergibt Spannungen auf internationaler Ebene bei der Definition und Umsetzung von Kryptoregelungen. In Großbritannien war der Druck der Parlamentarier auf die Regierung seit 2023 spürbar.
Ein parteiübergreifender Ausschuss hatte die Forderung erhoben, private Investitionen in Kryptowährungen als eine Art Glücksspiel zu behandeln, um entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Der stärkere Fokus auf Verbraucherschutz zielt darauf ab, die Risiken hochspekulativer Finanzinstrumente für Finanzlaien zu begrenzen. Parallel dazu treibt die Regierung Wachstum und Innovation in anderen Bereichen voran. Die Finanzministerin Rachel Reeves verfolgt eine duale Strategie: Während sie härtere Kontrollen für riskante Praktiken wie das Leihen zum Krypto-Kauf fordert, plant sie eine Vereinfachung von Vorschriften an anderen Stellen, um Großbritannien als Innovationsstandort zu stärken. Der FCA-Chef Nikhil Rathi befürwortet diese zweigleisige Herangehensweise und plädiert für klare, aber flexible Regeln, die sowohl den Schutz der Marktteilnehmer gewährleisten als auch technologischen Fortschritt ermöglichen.
Der Executive Director des FCA für Zahlungs- und digitale Finanzen, David Geale, betont die Bedeutung einer klaren Regulierung zur Steigerung des Vertrauens in den Kryptomarkt. Er sieht eine richtige Balance als Grundvoraussetzung für nachhaltiges Wachstum und Entwicklung der Branche. Gleichzeitig weist er auf eine Reihe bestehender Probleme hin, etwa Markmanipulation, Interessenkonflikte, mangelnde Transparenz und technische Schwächen in Handelsplattformen. Diese Herausforderungen müssen adressiert werden, um Risiken zu minimieren und Missbrauch zu verhindern. Die bevorstehenden gesetzlichen Änderungen werden der FCA weitreichende Befugnisse geben, um alle Unternehmen und Dienstleistungen im Zusammenhang mit Kryptowährungen zu überwachen.
Das umfasst Trading-Plattformen, Vermittler, Kreditgeber und Kreditnehmer von Krypto-Assets. Durch diese umfassende Aufsicht soll ein sichereres Umfeld für Anleger geschaffen und das Risiko systemischer Probleme im Finanzsektor vermindert werden. Für viele Verbraucher bedeutet das geplante Verbot, dass der einfache Zugang zu Spekulation mit geliehenem Geld auf dem Krypto-Markt künftig deutlich eingeschränkt wird. Dies könnte die Volatilität und spekulative Blasen zumindest teilweise bremsen und den Fokus stärker auf nachhaltige und fundierte Investitionen lenken. Für Krypto-Enthusiasten und Investoren mit größerem Risikoprofil bleibt dennoch viel Spielraum, ihre Strategien zu wählen, sofern sie nicht auf Kreditfinanzierung setzen.