In einer Zeit, in der die Welt von Unsicherheit und Turbulenzen geprägt ist, stellt sich die Frage: Leben wir in den Tagen Noahs oder in den Tagen Eliahs? Die letzten Entwicklungen in der globalen Politik, Gesellschaft und Kirche haben diese Überlegungen angeregt und werfen ein Licht auf unser geistliches Leben und unsere Verantwortung als Gläubige. Die Tage Noahs sind von einer tiefen moralischen Korruption und einem Verlust an Glauben geprägt. In der biblischen Erzählung wird Noah als ein gerechter Mensch beschrieben, der in einer Zeit, in der Gewalt und Bosheit herrschten, den Mut fand, Gott treu zu bleiben. Über 120 Jahre lang predigte Noah die bevorstehende Flut und forderte die Menschen auf, umzukehren und Gott zu suchen. Doch seine Botschaft wurde ignoriert.
Nur die, die mit ihm in die Arche gingen, wurden gerettet. Noahs Tage sind also ein Beispiel für eine Generation, die sich von Gott abwandte und in der Selbstsucht lebte. Auf der anderen Seite stehen die Tage Eliahs, einer Zeit, in der Gott erneut einen Propheten in die Welt sandte, um seinem Volk zu zeigen, was es bedeutet, in Treue zu leben. Elijah trat in einer Zeit auf, in der Israel von Ahab und Isebel regiert wurde, die Götzendienst praktizierten und das Volk von Gott abbrachten. Elijah, mit seinem unverblümten Glauben und seinem mutigen Auftreten, forderte die Propheten Baals heraus und bewies die Macht Gottes in einer dramatischen Auseinandersetzung auf dem Karmel.
Seine Tage waren geprägt von einem leidenschaftlichen Aufruf zur Umkehr und einer Rückkehr zum wahren Glauben. Heute stehen wir ebenso vor der Herausforderung, uns zu fragen, wie wir inmitten gesellschaftlicher Umbrüche und spiritueller Leere unseren Glauben leben können. Die Worte des jüdischen Gelehrten Maimonides rufen uns dazu auf, groß und mutig zu sein, unabhängig von unseren zeitlichen Begrenzungen. In einer Zeit, in der viele Menschen Schwierigkeiten haben, an die Zukunft zu glauben, sind wir aufgerufen, mit einer neuen Entschlossenheit und einem gestärkten Glauben aufzutreten. Die jüdische Tradition hilft uns, diese Konzepte zu verstehen und unsere Identität und Ziele zu finden.
Der Glaube an die Tora, die „Lehre“ bedeutet, bringt uns dazu, Gottes Weisheit zu suchen. Diese ununterbrochene Verbindung von Generation zu Generation hat Israel getragen und ihm in schweren Zeiten Erfolg und Widerstandskraft verliehen. Diese Prinzipien sind auch für uns als Christen von Bedeutung, da wir durch den Glauben an Jesus Teil dieses göttlichen Erbes werden. Richard Booker, ein Autor und Forscher über jüdisch-christliche Beziehungen, ermutigt uns, zu unseren Wurzeln zurückzukehren und die Bedeutung der jüdischen Tradition für unser christliches Leben zu erkennen. Indem wir unser Wissen über die Wurzeln unseres Glaubens vertiefen, können wir besser verstehen, wie wir als Christen in der heutigen Welt leben sollen.
In unserer heutigen Gesellschaft brauchen wir Chutzpah, ein jiddisches Wort, das für den Mut und die Kühnheit steht, sich für den Glauben einzusetzen, auch wenn es schwierig ist. Die Botschaft von Jesus und die Taten von Gläubigen müssen sichtbar werden, nicht nur im Inneren der Kirche, sondern auch in der Gesellschaft, in der wir leben. Wie viel Chutzpah haben wir im Glauben? Trauen wir uns, für das einzustehen, was wir glauben, und unsere Werte in der Gesellschaft zu vertreten? Doch der Aufruf, aktiv im Glauben zu leben, geht weiter. Jesus sprach davon, dass das Reich Gottes gewaltsam voranschreitet. Diese Aussage erinnert uns daran, dass unser Glaubensleben nicht passiv oder verborgen sein sollte.
Wie können wir in einer Welt, die oft feindlich gegenüber dem Glauben eingestellt ist, proaktiv sein? Es ist an der Zeit, dass wir nicht nur für uns selbst beten, sondern auch für unser Umfeld und die Welt um uns herum – ohne Angst vor Ablehnung oder Verfolgung. Die Herausforderung, die vor uns liegt, ist es, zu erkennen, dass sowohl die Tage Noahs als auch die Tage Eliahs in unserem aktuellen Kontext erlebbar sind. Jeder von uns hat die Möglichkeit, in der heutigen Zeit wie Noah als gerechter Mensch zu leben oder wie Elijah als mutiger Prophet, der das wahre Gesicht Gottes verkündet. Die globale Gesellschaft sucht nach Antworten, nach Menschen, die bereit sind, Risiken einzugehen und im Glauben voranzugehen. Wenn wir uns auf Gottes Wort stützen und bereit sind, unseren Glauben im täglichen Leben zu praktizieren, können wir Hoffnung und Licht in eine oft dunkle Welt bringen.
Am Ende sind wir dazu berufen, die Kraft und die Salbung zu erkennen, die uns als Überwinder gegeben wurde. Es liegt an uns, diese Gaben zu aktivieren und im Glauben zu handeln. Mögen wir die Tage nutzen, die uns gegeben sind, um gegen die vorherrschende Dunkelheit anzukämpfen und die Liebe und Wahrheit Gottes zu verkünden. Vielleicht leben wir in beiden Zeiten – den Tagen Noahs und den Tagen Eliahs – doch die Herausforderung und die Möglichkeit, für das Reich Gottes zu leben, stehen fest vor uns. Bleiben wir wachsam und bereit, unser Licht scheinen zu lassen, denn, wie es heißt in Matthäus 5, 14-16: „Ihr seid das Licht der Welt.
Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Und man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter, und es leuchtet allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“.