Asda, eine der führenden Supermarktketten Großbritanniens, hat angekündigt, etwa 20 Filialen für rund 400 Millionen Pfund zu verkaufen. Ziel dieser Maßnahme ist es, dringend benötigte Liquidität zu schaffen und dadurch die finanzielle Stabilität des Unternehmens zu verbessern. Das Verkaufsverfahren soll im Rahmen eines sogenannten Sale-and-Leaseback-Modells erfolgen, bei dem Asda die Immobilien verkauft, sie aber anschließend für einen Zeitraum von etwa 20 Jahren zurückmietet. Somit kann der Handel seine Geschäfte an den bisherigen Standorten fortsetzen, ohne die operative Kontrolle zu verlieren. Der Einzelhandelssektor setzt verstärkt auf solche Sale-and-Leaseback-Verfahren, um Kapital zu generieren, ohne die Bewirtschaftung der Geschäfte zu beeinträchtigen.
Große Wettbewerber wie Sainsbury’s oder Morrisons haben in den vergangenen Jahren ähnliche Transaktionen durchgeführt, wobei Sainsbury's 2022 Supermärkte im Wert von 500 Millionen Pfund verkauft und zurückgemietet hat und Morrisons eine ähnliche Vereinbarung über 220 Millionen Pfund einging. Der Trend zeigt, dass solche finanziellen Mechanismen insbesondere in Zeiten hoher Investitionskosten und Schulden genutzt werden, um flexibler zu agieren. Asda steht angesichts einer Schuldenlast von 3,8 Milliarden Pfund unter hohem finanziellem Druck. Diese Belastung resultiert aus der Übernahme durch den Private-Equity-Fonds TDR Capital sowie die Brüder Mohsin und Zuber Issa im Jahr 2021, die das Unternehmen für rund 7 Milliarden Pfund übernahmen. Seitdem hat es wichtige personelle Veränderungen gegeben: Zuber Issa trat im Juni als Co-CEO zurück und veräußerte seine Anteile an TDR, während Mohsin Issa im September ebenfalls seine Führungsrolle aufgab, aber seine Anteile behielt.
Ein bedeutender Einschnitt in der Unternehmensführung war die Rückkehr von Allan Leighton, einem ehemaligen Chief Executive von Asda, der nach 24 Jahren Abwesenheit im November wieder in den Vorstand eintrat. Sein Ziel ist es, Asda wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Im Zuge dessen startete er eine neue Preiskampagne, welche durch erhebliche Investitionen von etwa 900 Millionen Pfund in den kommenden drei Jahren gestützt wird. Dazu gehören Preissenkungen, die Verbesserung der Warenverfügbarkeit und die Modernisierung der Filialen. Leighton hat jedoch auch vor einer kurzfristigen Profitdelle gewarnt, da das Unternehmen gezwungen ist, gleichzeitig Einsparungen bei Jobs und Bonuszahlungen vorzunehmen, um die Investitionen zu finanzieren.
Trotz der hohen Schulden zeigt sich Leighton wenig besorgt über die langfristigen Auswirkungen der Verschuldung, da die meisten Fälligkeitstermine der Kredite in die Zukunft verschoben wurden. Sein Fokus liegt darauf, dass die Verschuldung die Investitionen nicht einschränkt. Der Verkauf und die anschließende Rückmiete der Immobilien stellen einen essenziellen Teil der Liquiditätsstrategie von Asda dar. Die Kette hat den Immobilienberater Eastdil Secured mit der Suche nach geeigneten Käufern beauftragt. Die Immobilienteilverkauf-Modelle helfen dem Unternehmen, den finanziellen Spielraum zu erweitern, ohne das Tagesgeschäft zu beeinträchtigen.
Gleichzeitig bleiben die meisten Liegenschaften im Besitz des Unternehmens, wie es die Asda-Sprecher betonen, denn ein stabiler Kern an eigenen Immobilien bleibe weiterhin ein zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie. Die britische Einzelhandelslandschaft ist durch einen harten Wettbewerb geprägt, vor allem durch Aldi, Lidl und Tesco, die aggressive Preismodelle verfolgen. Asda sieht sich gezwungen, in diesen Preiskampf einzutreten, um Marktanteile zu verteidigen und Kundenbindung zu stärken. Die finanziellen Maßnahmen, einschließlich des Immobilienverkaufs, sind daher nicht nur Reaktionen auf die bestehende Verschuldung, sondern auch Vorbereitungen auf zukünftige Herausforderungen und Wachstumschancen. Die Investitionen, die Asda tätigt, zielen darauf ab, einerseits den Kunden bessere Einkaufserlebnisse zu bieten und andererseits die Effizienz des Betriebs zu steigern.
Dazu gehören Modernisierungen der Läden, ein verbessertes Sortiment, bessere Warenverfügbarkeit und optimierte Lieferketten. Das Unternehmen arbeitet gleichzeitig daran, Kosten zu reduzieren, was sich unter anderem in Stellenkürzungen und geringeren Bonuszahlungen widerspiegelt. Die Suche nach einem neuen Chief Executive setzt diesen Wandel fort und signalisiert, dass Asda einen langfristigen Stabilitäts- und Wachstumsplan verfolgt. Die neuen Führungskräfte sollen die Herausforderungen meistern, welche durch die hohe Schuldenlast, den intensiven Wettbewerb und den Wandel im Einzelhandel entstehen. Sale-and-Leaseback-Modelle bieten Asda neben akuter Liquiditätssteigerung auch die Möglichkeit, Anlegern und Kreditgebern gegenüber Flexibilität und finanzielle Stabilität zu signalisieren.
Immobilien, die lange Zeit als Vermögenswerte gehalten wurden, bieten jetzt eine Quelle für Kapitalfreisetzung, ohne die operative Kontrolle zu verlieren, was insbesondere für Handelsunternehmen von großer Bedeutung ist. Diese Immobilientransaktionen stehen im Kontext von Asdas umfangreicher Restrukturierung und Investitionsoffensive, die auf lange Sicht die Wettbewerbsfähigkeit stärken sollen. Die Strategie von Allan Leighton kombiniert sowohl kurzfristige finanzielle Maßnahmen als auch langfristige planerische Investitionen. Insgesamt zeigt Asdas Vorgehen, wie traditionelle Einzelhändler heutzutage auf finanzielle und operative Herausforderungen reagieren, indem sie innovative Finanzierungsmodelle anwenden und gleichzeitig Kernbereiche des Geschäfts wie die Ladenpräsenz und das Kundenerlebnis aktiv weiterentwickeln. Der Erfolg dieser Maßnahmen wird von Branchenbeobachtern und Analysten genau verfolgt, da er wichtige Hinweise auf die Zukunft des britischen Lebensmitteleinzelhandels gibt.
Asda bleibt trotz der akuten finanzwirtschaftlichen Herausforderungen optimistisch, dass es mit der neuen Strategie die eigene Position im Markt behaupten und langfristig erfolgreich bestehen kann. Dabei spielen sowohl das Management als auch die Umsetzung der Immobilienverkäufe und Investitionen eine entscheidende Rolle. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie gut der Einzelhändler die Balance zwischen Investitionen, Schuldenmanagement und Wettbewerbsdruck meistern wird.