Tee zählt weltweit zu den beliebtesten Getränken und wird nicht nur wegen seines Aromas, sondern auch wegen seiner anregenden Wirkung geschätzt. Hinter der simplen Zubereitung steckt jedoch mehr Komplexität als man vermuten könnte, besonders wenn es um die optimale Brühtemperatur geht. Obwohl viele Teetrinker einfach kochendes Wasser verwenden, stellt sich die Frage, ob das wirklich der beste Weg ist, den Geschmack und die Qualität des Tees zu maximieren. Um diese Frage näher zu beleuchten, wurde ein kleines Experiment mit vier Personen durchgeführt, bei dem der gleiche schwarze Tee bei vier verschiedenen Temperaturen aufgebrüht und anschließend verkostet wurde. Dabei wurden die subjektiven Eindrücke zu Aroma, Geschmack, Stärke und allgemeiner Qualität gesammelt und ausgewertet.
Bei der Auswahl des Tees wurde bewusst ein möglichst „normaler“ und weit verbreiteter schwarzer Tee verwendet, um die Ergebnisse auf viele Teetrinker übertragbar zu machen. Verwendet wurden pyramidenförmige Teebeutel von PG Tips, einem bekannten Hersteller in Großbritannien. Die Zubereitung orientierte sich dabei an den empfohlenen Angaben auf der Verpackung: Ein Teebeutel wurde in 250 Milliliter Wasser für 2,5 Minuten gezogen. Die entscheidende Variable war die Wassertemperatur, die bei 79, 85, 92 und 100 Grad Celsius lag. Um während des Brühens eine möglichst konstante Temperatur zu gewährleisten, wurden die Teebeutel in einem hitzebeständigen Glasgefäß (Pyrex) in einem Wasserbad auf dem Herd platziert.
Dies minimierte Temperaturschwankungen, die das Ergebnis verfälschen könnten. Nach dem Brühvorgang wurde der Tee in dunkelrote Tassen eingeschenkt, die mit der jeweiligen Brüh-Temperatur am Boden markiert waren, um die Blindverkostung zu erleichtern und jegliche visuelle Beeinflussung auszuschließen. Alle Tassen wurden anschließend in einem warmen Wasserbad auf eine einheitliche Trinktemperatur von 80 Grad gebracht. Die Verkostung fand in zwei Durchgängen statt: Zunächst wurde der reine Tee verkostet. Danach wurde in alle Tassen eine kleine Menge Zucker (etwa ein Viertel Teelöffel) hinzugefügt, und die Tassen erneut auf 80 Grad erhitzt und verkostet.
Vier erfahrene Teetrinker nahmen an der Verkostung teil, wobei verschiedene Präferenzen und Erfahrungen vertreten waren. Die Probanden bewerteten den Tee auf einer Skala von eins bis fünf in den Kategorien Aroma, Geschmack, Stärke und Gesamtqualität – die letzte wurde als ein gewichteter Durchschnitt aus den einzelnen Kriterien berechnet. Die Auswertung der Bewertungen offenbart interessante Unterschiede in den individuellen Vorlieben und in der Wirkung der Brühtemperatur. Drei der Probanden, die hauptsächlich schwarzen Tee mit Milch und Zucker bevorzugen, zeigten jeweils wenig Korrelation zwischen der Wassertemperatur und ihrer Beurteilung. Ihre Bewertungen lagen im oberen Bereich, unabhängig davon, ob der Tee bei 79 oder 100 Grad zubereitet wurde.
Dies legt nahe, dass für diese Gruppe die genaue Brühtemperatur weniger entscheidend ist – möglicherweise wegen der Gewöhnung an stark gesüßten und mit Milch verfeinerten Tee. Ganz anders verhielt sich der vierte Proband, der als passionierter Teetrinker gilt und sämtliche Teesorten schätzt. Diese Person zeigte eine klare Präferenz für niedrigere Brühtemperaturen: Je heißer der Tee aufgebrüht wurde, desto schlechter fielen die Bewertungen aus. Besonders die Qualität, als breit gefasste Kennzahl, nahm mit höheren Temperaturen deutlich ab. Diese Erkenntnis unterstützt die These, dass zu hohe Temperaturen die Aromen von schwarzem Tee negativ beeinflussen oder sogar bittere und unangenehme Geschmacksnoten hervorbringen können.
Das Experiment liefert somit wertvolle Hinweise darauf, dass die Brühtemperatur ein wichtiges, aber oft unterschätztes Element bei der Tee-Zubereitung ist. Dass der Geschmack bei zu heißem Wasser leidet, ist allerdings keine neue Idee, sondern eine bekannte Faustregel in der Teekultur. Dennoch wird gerade bei schwarzem Tee häufig schlicht kochendes Wasser verwendet, was möglicherweise das volle Potenzial der Teeblätter nicht ausschöpft. Eine standardisierte Trinktemperatur bei der Verkostung ist dabei entscheidend, um Geschmacksveränderungen durch Temperatureinflüsse beim Verkosten zu vermeiden. Bei der experimentellen Durchführung wurde das durch das Erwärmen aller Tassen auf 80 Grad elegant gelöst.
So konnte sichergestellt werden, dass der Unterschied in der Wahrnehmung durch die Brühtemperatur und nicht durch unterschiedliche warme Trinktemperaturen hervorgerufen wurde. Die Frage, weshalb manche Personen weniger sensibel auf die Brühtemperatur reagieren, könnte mit ihren Gewohnheiten zusammenhängen. Viele trinken Tee mit Zucker und Milch, was die raueren Geschmacksnoten mildert und einzelne Aromastoffe überlagern kann. Zudem ist bei Experten, die unterschiedliche Teesorten beurteilen, die Wahrnehmung feiner Nuancen ausgeprägter, wodurch solche Temperatureffekte deutlicher werden. Ausgedehntere Studien mit größeren Probandengruppen und mehr Variablen könnten noch weitergehende Erkenntnisse bringen.
Neben der Brühtemperatur spielen auch Brühzeit, Teesorte, Teemenge und sogar die Qualität des Wassers eine wesentliche Rolle für das Endergebnis. Für ambitionierte Teetrinker oder wissenschaftlich Interessierte wäre eine umfassende Untersuchung dieser Faktoren wünschenswert, um eine optimal abgestimmte Zubereitungsanleitung zu entwickeln. Darüber hinaus kann die Zugabe von Zucker und Milch nicht nur die Wahrnehmung verändern, sondern auch das Empfinden der Tee-Stärke und der Aromen beeinflussen. Das Experiment zeigte, dass auch nachdem Zucker hinzugefügt wurde, die Präferenz für niedrigere Brühtemperaturen bei dem erfahrenen Probanden erhalten blieb. Für alle, die ihre Tee-Zubereitung verbessern wollen, lässt sich aus den Ergebnissen ableiten, dass es sich lohnt, die eigene Zubereitung zu hinterfragen.
Statt automatisch kochendes Wasser zu verwenden, kann man ausprobieren, den Tee bei etwa 80 bis 90 Grad aufzugießen und dabei die Ziehzeit anzupassen. Gerade bei Schwarztee, der tendenziell robuster ist als grüner Tee, lässt sich so ein harmonischeres Geschmackserlebnis erreichen, ohne dass der Tee an Körper verliert. Selbst wenn der Experimentumfang mit nur vier Probanden klein ist, zeigt er praktikable Ansätze zur Optimierung eines alltäglichen Genusses. Zudem macht er deutlich, wie stark persönliche Vorlieben den Geschmack beeinflussen und dass pauschale Empfehlungen schwer fallen. Für diejenigen, die ihre Tee-Zubereitung verfeinern möchten, kann der bewusste Umgang mit der Brühtemperatur als ein wertvolles Werkzeug betrachtet werden.
Die Zukunft der Teeoptimierung könnte von technischer Innovation profitieren. Automatisierte Systeme oder Roboter, die Temperatur, Ziehzeit und sogar individuelle Geschmacksvorlieben berücksichtigen, könnten im privaten wie im professionellen Umfeld helfen, den perfekten Tee auf Knopfdruck zu servieren. Bis dahin bleibt das experimentelle Probieren und bewusste Verkosten der Schlüssel zu einer besseren Tasse Tee. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die optimale Brühtemperatur beim Schwarztee wahrscheinlich niedriger als kochend liegt, besonders wenn man die subtileren Aromen hervorheben möchte. Während viele alltägliche Teetrinker vielleicht keinen großen Unterschied wahrnehmen, zeigt ein feinfühliges Geschmackstraining oder die Erweiterung der eigenen Teeerfahrungen, dass sich durch gezielte Anpassungen eine deutlich verbesserte Qualität erzielen lässt.
Die Investition in die richtige Temperatur lohnt sich und trägt maßgeblich zu einem volleren und angenehmeren Teegenuss bei.