In der Immobilienbranche sorgen rechtliche Streitigkeiten immer wieder für Aufmerksamkeit, insbesondere wenn es um Gebühren und Nebenkosten geht, die Mieter betreffen. Ein aktueller Fall in Massachusetts beleuchtet nun die Praxis von Greystar, einem großen Akteur im Bereich Wohnen und Immobilienmanagement. Im Kern geht es um eine Sammelklage von Mietern, die gegen illegale Gebühren im Zusammenhang mit Kündigungsverfahren vorgehen. Dabei wurden kürzlich zwei von vier Klagepunkten gegen Greystar sowie die Eigentümergesellschaft einer Mehrfamilienwohnanlage in Boston abgewiesen. Die Hintergründe des Falls sind für das Verständnis der Rechtslage und der Positionen der Beteiligten entscheidend: Zwei Bewohner der Immobilie „The Eddy“ hatten im November 2023 eine Sammelklage eingereicht, nachdem sie mit zusätzlichen Kosten konfrontiert wurden, die sie als unrechtmäßig betrachteten.
Konkret warfen die Kläger dem Betreiber GREP Atlantic LLC, einem zu Greystar gehörenden Unternehmen, und dem Eigentümer Eddy Owner LLC vor, unzulässige „eviction/legal recovery“ Gebühren berechnet zu haben. Diese Gebühren wurden den Mietern während eines angedrohten Räumungsverfahrens in Rechnung gestellt, das letztlich eingestellt wurde. Die Mietverträge der Kläger datieren auf September 2022, damals noch unter dem Eigentümer GEGC 2 New Street LLC, der jedoch nicht Teil der Klage ist. Im Januar 2023 initiierten GREP und GEGC Räumungsverfahren wegen Zahlungsrückständen. Gleichzeitig wurden Gebühren in Höhe von insgesamt 652 US-Dollar erhoben.
Obwohl die Räumung später freiwillig zurückgezogen wurde, blieben die Gebühren in den Mieterkonten bestehen. Die Kläger zahlten die Gebühren, um eine mögliche Kündigung abzuwenden, erhielten jedoch lediglich eine Teilgutschrift von 490 US-Dollar, was die Differenz nicht vollständig abdeckte. Ein wichtiger juristischer Aspekt betrifft den Zeitpunkt der Gebührenerhebung: Zum Zeitpunkt der Lastschrift lag noch kein Gerichtsurteil vor, es wurden keine gerichtlichen Kosten oder Anwaltsgebühren erfasst, und es bestand keine offizielle Einreichung für die Erhebung von Anwaltskosten. Daraus ergaben sich die Vorwürfe der Kläger, dass Greystar und die verbundenen Parteien die Gebühren ohne rechtliche Grundlage und somit irreführend gegenüber den Mietern erhoben hätten. Laut der Klage stellt dies einen Verstoß gegen den Massachusetts Consumer Protection Act dar, da die Mieter durch die Anspruchnahme auf Kosten in die Irre geführt wurden.
Im Verlauf des Verfahrens beantragten GREP Atlantic LLC und Eddy Owner LLC eine Abweisung der Klagepunkte. Am 21. März 2025 entschied Richterin Angel Kelley über die Anträge und wies zwei der vier Klagepunkte ab. Betroffen waren die Ansprüche auf ungerechtfertigte Bereicherung und fahrlässige Falschdarstellung. Die Richterin argumentierte, dass die Kläger ihre eigene rechtliche Interpretation aufseiten der Rechtmäßigkeit der Gebühren als die einzig richtige annähen, während die Beklagten eine alternative rechtliche Sichtweise geltend machten.
Da die Rechtslage noch nicht abschließend geklärt sei, könne man den kommunizierten Informationen der Beklagten nicht per se die Absicht der Irreführung oder Falschinformation unterstellen. Diese Entscheidung zeigt die Komplexität bei der Bewertung von Gebühren im Rahmen von Kündigungsverfahren. Die Frage, ob solche Gebühren ohne gerichtliche Entscheidung erhoben werden dürfen, ist noch nicht einheitlich geregelt und wird in Gerichten und Gesetzesauslegungen kontrovers diskutiert. Die restlichen zwei Klagepunkte, deren Inhalt aus den öffentlich zugänglichen Dokumenten nicht im Detail hervorgeht, bleiben weiterhin Gegenstand des Verfahrens. Das Verfahren selbst bietet einen bedeutenden Einblick in die Beziehung zwischen Mietern und großen Immobilienverwaltungsfirmen in den USA.
Es sensibilisiert für die Rechte der Mieter und die Grenzen, die Vermieter in der Gebührenpraxis einhalten müssen. Der Fall wirft auch ein Schlaglicht auf die Praxis großer Immobilienfirmen wie Greystar in einem von Digitalisierung und datengetriebenen Preismodellen geprägten Wohnungsmarkt. Hierbei ist insbesondere die Rolle von RealPage und dessen Preismodellen zu erwähnen, die von anderen Betreibern wie Essex Property Trust und Equity Residential verteidigt werden, unter Hinweis auf deren Legitimität. Mieterinitiativen und Verbraucherschutzorganisationen beobachten solche Fälle genau, da sie weitreichende Auswirkungen auf die Praxis der Mietpreisgestaltung und das Modell der Gebührenverteilung bei Streitigkeiten haben können. Insbesondere geht es um Fragen der Transparenz, der Fairness und der gesetzlich erlaubten Vorgehensweise bei der Zuweisung von Kosten im Zusammenhang mit Mietstreitigkeiten.