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Branchenspezialisten warnen vor der Zwangsveräußerung von Google Chrome durch das US-Justizministerium

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Industry Voices Caution Against DOJ's Plan to Force Sale of Chrome

Führende Experten und Entwickler äußern ernste Bedenken hinsichtlich der geplanten Veräußerung des Google Chrome Browsers durch das US-Justizministerium. Die möglichen Folgen für die Webplattform, die Wettbewerbsfähigkeit im Suchmaschinenmarkt und die Zukunft des offenen Internets werden eingehend diskutiert.

Im Jahr 2025 ist die Tech-Branche durch eine der bedeutendsten Rechtsstreitigkeiten der letzten Jahre erschüttert: Das US-Justizministerium (DOJ) fordert eine Zwangsveräußerung des Google Chrome Browsers als Teil einer umfangreichen Kartellrechtsklage gegen Google. Die Geschichte begann bereits 2020, als das DOJ zusammen mit den Generalstaatsanwälten von elf US-Bundesstaaten eine Klage gegen Google einreichte und es des Monopolmissbrauchs im Bereich der Suchmaschinen beschuldigte. Im August 2024 bestätigte Richter Amit P. Mehta, dass Google als Monopolist agiert und dieses Monopol aktiv zum eigenen Vorteil sicherte. Diese Anerkennung des Problems wird zwar von allen Seiten begrüßt, jedoch gehen die Meinungen darüber, wie man gegen das Monopol vorgehen soll, stark auseinander.

Die vorgeschlagene Maßnahme, Google zu zwingen, den Chrome Browser zu verkaufen, löst zahllose Debatten und Besorgnisse aus, da viele Experten glauben, dass die Konsequenzen gravierender sein könnten als die unmittelbare kartellrechtliche Wirkung der Maßnahme. Der Chrome Browser ist heute der meistgenutzte Webbrowser weltweit und eine entscheidende Schnittstelle für Milliarden von Internetnutzern. Google investierte über viele Jahre immense Ressourcen in die Entwicklung und den Erhalt dieser Technologie. Hinter Chrome steht nicht nur die Oberfläche, die Nutzer täglich verwenden, sondern auch der offene Quellcode des Chromium-Projekts, aus dem zahlreiche andere Browser wie Microsoft Edge, Brave oder Opera entstanden sind. Die immense technische Komplexität und der finanzielle Aufwand, die der Unterhalt und die Weiterentwicklung einer modernen Browser-Engine wie Blink erfordern, sind gewaltig und nicht leicht zu replizieren.

Viele Stimmen aus der Technologiebranche warnen davor, dass eine mögliche Veräußerung von Chrome an eine andere Organisation oder ein Unternehmen schwerwiegende Folgen für die gesamte Webplattform haben könnte. Die Befürchtung ist, dass die Abkopplung von Chrome aus dem Google-Konzern nicht nur Google, sondern das gesamte Ökosystem schwächen würde. Google reinvestiert einen erheblichen Teil seiner Suchumsätze in die Weiterentwicklung von Chrome und anderen Webtechnologien. Sollte eine andere Organisation diese Investitionen nicht in gleichem Umfang und mit gleicher Expertise fortführen können, droht eine dramatische Reduzierung der Innovationskraft und Stabilität des Webs. Insbesondere wird die Sorge laut, dass kleinere Browseranbieter wie Mozilla durch das mögliche Verbot, Suchpartnerschaften mit Google einzugehen, finanziell ins Wanken geraten könnten.

Mozilla Firefox etwa finanziert sich zu einem großen Teil über die Standard-Suchmaschinenvereinbarungen, die nun stark eingeschränkt oder ganz wegfallen könnten. Schon jetzt zeigt sich, dass ein Rückgang der Einnahmen von bis zu 70 % aus solchen Partnerschaften Mozilla und andere kleinere Akteure bedrohen könnte – mit potenziell fatalen Folgen für die Vielfalt der verfügbaren Browsersoftware. Doch die Kritik an den geplanten Maßnahmen des DOJ geht über die finanzielle Dimension hinaus und betrifft das gesamte Prinzip, wie nachhaltiger Wettbewerb und offene Webentwicklung gefördert werden sollten. Experten schlagen deshalb differenzierte Alternativen vor, die das Google-Monopol im Suchmarkt zwar gezielt bekämpfen, jedoch ohne die technologische Basis und deren Finanzierung zu gefährden. So wird etwa vorgeschlagen, Googles Suchvereinbarungen mit Apple komplett zu beenden und gleichzeitig Googles Marktanteil als Standard-Suchmaschine in Browsern auf maximal 50 % zu begrenzen.

Diese Maßnahme soll verhindern, dass ein einzelner Anbieter den Markt vollständig kontrolliert, ohne jedoch die Browserhintergrundsysteme und deren Finanzierung zu zerstören. Weiterhin empfohlen wird eine klare Regelung, welche Ausnahmen für kleinere Browser getroffen werden können, sodass diese weiterhin Suchmaschinenpartnerschaften pflegen und bestmöglich am Wettbewerb teilnehmen können. Außerdem schlagen Kritiker vor, Google zu verpflichten, einen großen Teil der Sucherträge explizit in die Entwicklung offener Webplattformen und Browserkomponenten zu reinvestieren. Eine Umstrukturierung von Chrome als eigenständige Alphabet-Tochter könnte zusätzliche Transparenz schaffen und so das Vertrauen in faire Wettbewerbsvorteile erhöhen. Einige Stimmen aus der Branche äußern sogar die Idee, Chrome als gemeinnützige Organisation auszugliedern – wobei die rechtliche Umsetzbarkeit und Sinnhaftigkeit dieses Modells jedoch noch offen und umstritten ist.

Diese Debatten zeigen eindrucksvoll, wie komplex die Situation ist, bei der wirtschaftliche, technische und regulatorische Interessen eng verflochten sind. Malte Ubl, CTO von Vercel, betont beispielsweise, dass eine Zerschlagung von Chrome die Webplattform schwächen und die dringend benötigte Innovationskraft kompromittieren würde. Dieser Befund wird von zahlreichen Experten geteilt, darunter Guillermo Rauch, CEO von Vercel, und Jordan Walke, dem Schöpfer von React. Auch Chris Coyier, Mitgründer von CodePen, warnt, dass eine Veräußerung von Chrome eine drastische Abnahme der Investitionen und damit eine Schwächung des offenen Webs bedeuten würde. Gleichzeitig zeigen Interviewpartner wie Aravind Srinivas von Perplexity auf, dass die eigentliche Herausforderung viel eher in der mangelnden Verbraucherwahl auf Android-Geräten und der engen Kopplung von Standardanwendungen liege.

Statt einer Zerschlagung von Google sollte hier eine größere Offenheit und Wahlfreiheit geschaffen werden, beispielsweise indem OEMs ermuntert werden, Nutzern mehr Freiheit bei der Auswahl von Suchmaschinen und Sprachassistenten zu bieten. Damit könnte das Wettbewerbsproblem direkt an der Quelle angegangen werden, ohne die technische Infrastruktur Forscher und Entwickler zu gefährden. Der bekannte Entwickler David Heinemeier Hansson richtet seinen Appell an die Regulierungsbehörden, das Web nicht auf Kosten kurzfristiger kartellrechtlicher „Siege“ zu beschädigen. Er unterstreicht, dass Googles Erfolg und Investition in Chrome nicht aus Wohltätigkeit, sondern aus eigenem Interesse an einem florierenden Web resultieren. Ohne diese Investitionen könnte der Fortschritt stagnieren und andere proprietäre Plattformen wie die App Stores von Apple und Google selbst würden gewinnen und das Internet weiter fragmentieren.

Ein weiterer technischer Experte, Brian Kardell, der sich seit Jahren mit den Auswirkungen von Suchmaschinenpartnerschaften auf das Web beschäftigt, warnt vor zu drastischen Regulierungsmaßnahmen. Er weist auf die Komplexität des Problems hin und spricht sich für eine präzise und wohlüberlegte Intervention aus, die das eigentliche Problem adressiert, ohne die technologische Basis zu gefährden. Selbst Daring Fireball Gründer John Gruber zweifelt daran, ob Chrome überhaupt verkäuflich ist. Da der Großteil der Codebasis vollständig offen ist, gibt es keinen exklusiven Wert, der einem Käufer übergeben werden könnte. Die verschiedenen Chromium-basierten Browser zeigen zudem, dass eine von Google unabhängige Entwicklung auf diesem Stand heutzutage kaum eine relevante Marktposition erreichen kann.

Abschließend steht fest, dass die laufende dreieinhalbwöchige Phase der Beweisaufnahme und Argumentation im US Bundesgericht mit Spannung verfolgt wird. Der Richter Amit P. Mehta steht vor der Entscheidung, wie er die Monopolstellung von Google effektiv eindämmen kann, ohne schwerwiegende Folgeschäden für das Web und die zahlreichen Nutzer hervorzurufen. Die Entscheidung, die im Sommer 2025 erwartet wird, wird die digitale Landschaft nachhaltig beeinflussen. Google hat bereits angekündigt, sich gegen ein mögliches Urteil zu wehren, was in langwierigen Rechtsstreitigkeiten münden könnte, die bis zum Supreme Court führen könnten.

In der Zwischenzeit wächst die Unterstützung innerhalb der Tech-Community für alternative Maßnahmen, die Google zu mehr Transparenz und Wettbewerb zwingen, gleichzeitig aber den Fortbestand und die Zukunft des offenen Internets sichern sollen. Ein ausgewogenes Vorgehen könnte darin bestehen, nicht den Browser selbst anzugreifen, sondern die Geschäftsmodelle und Standard-Suchbelegungen so zu regulieren, dass Fairness und vielfältiger Wettbewerb erhalten bleiben. Nur so kann sichergestellt werden, dass Innovation, Vielfalt und offener Zugang für Nutzer und Unternehmen bewahrt bleiben – und das Internet als freies, offenes Medium weiterhin gedeihen kann.

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