Dieter Rams ist ein Name, der in der Welt des Designs nahezu legendär ist. Seine Arbeit hat nicht nur die Ästhetik zahlreicher Alltagsgegenstände geprägt, sondern auch die Art und Weise, wie wir über Produkte, Funktionalität und Nachhaltigkeit nachdenken. Der Dokumentarfilm Rams widmet sich diesem außergewöhnlichen Designer und bietet eine umfassende Darstellung seines Lebens, seiner Philosophie und seines Einflusses auf die moderne Designlandschaft. Der Film wurde von Gary Hustwit produziert und inszeniert, einem renommierten Dokumentarfilmer, der bereits mit Filmen wie Objectified, Helvetica und Urbanized die Geschichte des Designs und der Gestaltungstechniken beleuchtet hat. Rams stellt den ersten abendfüllenden Dokumentarfilm dar, der ausschließlich Dieter Rams gewidmet ist.
Trotz seiner großen Bedeutung ist Rams eine sehr private Person, was den Zugang zu seinem Leben und Werk lange eingeschränkt hat. Gary Hustwit gelang es jedoch, mit Rams intensive Gespräche zu führen und ungewöhnlich tief in seine Gedankenwelt einzutauchen. Ein zentrales Element des Films sind die „Zehn Prinzipien guten Designs“, die Rams formulierte und die heute als Grundlage moderner Produktgestaltung gelten. Diese Prinzipien stehen für Einfachheit, Ehrlichkeit, Nachhaltigkeit und die Vermeidung von Überflüssigem. Sie wurden in der Doku eindrucksvoll dargestellt und zeigen, wie vielschichtig Rams' Ansatz ist.
Er sieht Design nicht nur als ästhetische Disziplin, sondern als verantwortungsbewusste Kunstform, die das Leben der Menschen verbessern soll und die Umwelt respektiert. Die Bedeutung von Dieter Rams zeigt sich auch in seinem langjährigen Engagement bei Braun und Vitsoe, zwei Unternehmen, für die er viele ikonische Produkte entwarf. Sei es der bekannte Braun-Rasierer, der funktional reduzierte Kaffeekocher oder das modulare Vitsoe-Regalsystem 606 – Rams' Designs sind weltweit in zahlreichen Haushalten präsent und werden bis heute geschätzt. Sein Einfluss reicht sogar bis zu Unternehmen wie Apple, dessen CEO Steve Jobs öffentlich zugab, von Rams’ Philosophie inspiriert worden zu sein. Der Film Rams ist jedoch nicht nur eine Hommage an die Vergangenheit.
Vielmehr reflektiert er auch kritisch den gegenwärtigen Zustand unserer Konsumgesellschaft. Dieter Rams äußert sich darin als kritischer Beobachter, der die heutige Wegwerfmentalität ablehnt und sich Sorgen über die Umweltfolgen von Überproduktion und kurzlebigen Produkten macht. Seine Vision eines Designs für langlebige, nachhaltige Gegenstände steht in deutlichem Kontrast zu vielen der aktuellen Trends, die eher auf schnelle Mode und Massenproduktion setzen. Gary Hustwit nutzt seine dokumentarische Erzählweise, um neben Rams selbst auch weitere Fachleute und Designer zu Wort kommen zu lassen. So entstehen unterschiedliche Perspektiven auf das Erbe von Rams und die Bedeutung seines Designs im 21.
Jahrhundert. Auch die Einbindung von Brian Eno, einem avantgardistischen Musiker, der die Filmmusik komponierte, unterstreicht die künstlerische Tiefe und atmosphärische Dichte des Dokumentars. Eine besondere Stärke des Films ist seine Fähigkeit, Dieter Rams als Menschen zugänglich zu machen. Obwohl Rams als introvertiert und zurückhaltend gilt, zeigt der Film seine Gedanken, Zweifel und seine innere Haltung. Bemerkenswert ist seine Aussage, dass er, wenn er noch einmal von vorne anfangen könnte, möglicherweise kein Designer werden würde.
Dies ist kein Ausdruck von Resignation, sondern vielmehr eine kritische Selbstreflexion über den Wert und die Verantwortung des Designs in einer Zeit zunehmenden Materialismus und Umweltzerstörung. Rams thematisiert auch seinen eigenen Anspruch, Produkte zu erschaffen, die nicht nur schön, sondern auch sinnvoll und langlebig sind. Design soll demnach nicht durch Trends bestimmt werden, sondern durch grundlegende Werte, die die Lebensqualität der Menschen verbessern und die Umwelt respektieren. Diese Haltung stellt eine wichtige Lektion für heutige Designer, Unternehmer und Konsumenten dar. Der Einfluss von Dieter Rams auf die Designwelt ist unbestreitbar.
Seine Prinzipien wirken bis heute nach und inspirieren neue Generationen von Designern weltweit. Der Film Rams bietet dadurch nicht nur eine Rückschau, sondern auch eine Inspiration, wie Produkte in Zukunft gestaltet werden können – mit mehr Respekt gegenüber Ressourcen und einer Rückbesinnung auf das Wesentliche. Die hohe Qualität der filmischen Umsetzung, unterstützt durch eine feinfühlige Kameraführung von Luke Geissbühler und einem präzisen Schnitt von Kayla Sklar, macht den Dokumentarfilm zu einem intensiven visuellen Erlebnis. Der Zuschauer wird eingeladen, die Formen, Materialien und Details der Designs von Rams zu entdecken und die Gedanken hinter den Dingen zu erfassen. Abschließend ist Rams ein wichtiger Beitrag zur Diskussion über die Rolle von Design in unserer Gesellschaft.
Der Film zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie Dieter Rams mit seinem Lebenswerk nicht nur Produkte geschaffen hat, sondern auch Werte vermittelt, die heute dringender denn je scheinen: Nachhaltigkeit, Funktionalität, Ehrlichkeit und Einfachheit. Für alle, die sich für Design, Nachhaltigkeit oder die Geschichte moderner Konsumprodukte interessieren, ist Rams ein unverzichtbarer Film, der die Essenz eines wahren Designmeisters einfängt. Er fordert dazu auf, bewusster zu konsumieren, das Überflüssige auszublenden und der Verantwortung gegenüber unserem Planeten und künftigen Generationen gerecht zu werden.