In den letzten Jahren hat sich die Kultur der Fanatiker in China zu einem Phänomen entwickelt, das nicht nur das Leben der Jugendlichen in Urbanen Zentren prägt, sondern auch politische und gesellschaftliche Dimensionen erreicht hat. Die chinesische Regierung hat nun mit einer Reihe von Maßnahmen auf das, was sie als „toxische Idolverehrung“ bezeichnet, reagiert. Diese Strategie soll nicht nur das Verhalten von Fans regulieren, sondern auch das gesamte gesellschaftliche Umfeld beeinflussen, in dem sich Idole und ihre Anhängerschaften bewegen. Der Begriff „Fandom“ beschreibt eine organisierte Gemeinschaft von Fans, die bereit sind, Zeit und Geld in die Unterstützung ihrer Idole zu investieren. In den sozialen Netzwerken, insbesondere auf Plattformen wie Weibo und Tencent, organisieren diese Fanclubs sich in Administrator-Teams, die Aktivitäten koordinieren, um die Bekanntheit und Popularität ihrer Idole zu steigern.
Diese Aktivitäten können von harmlosen Aktionen, wie dem Teilen von Beiträgen, bis hin zu extremen Maßnahmen reichen, wie das Erstellen von Fake-Profilen oder das Verbreiten von Gerüchten, um den Eindruck zu erwecken, dass ihr Idol beliebter oder erfolgreicher ist, als es tatsächlich der Fall ist. Einige herausragende Ereignisse der letzten Jahre haben die scharfen Blicke der Behörden auf diese Fangemeinschaften gelenkt. Bekannt wurde besonders der Fall des chinesisch-kanadischen K-Pop-Stars Kris Wu. Nachdem er wegen schwerer Vorwürfe, darunter sexuelle Übergriffe und Steuerhinterziehung, festgenommen wurde, sahen sich die Behörden gezwungen, die Dynamik zwischen Fans und Idolen zu hinterfragen. Viele Fans, trotz der Vorwürfe, zeigten sich unbeirrt und solidarisierten sich sogar mit Wu, was in der Öffentlichkeit auf heftige Kritik stieß und Bedenken hinsichtlich des Einflusses solcher Fanatiker auf die Gesellschaft aufwarf.
Die Reaktion der Regierung ließ nicht lange auf sich warten. Anfang Juni 2021 kündigte die Cyberspace Administration of China (CAC) eine Reihe von Maßnahmen an, um die Online-Präsenz und das Verhalten von Fans zu regulieren. In ihrer Erklärung warnte die Behörde vor den negativen Auswirkungen, die die Fankultur auf die Gesundheit junger Menschen haben könnte. Die seelische und körperliche Gesundheit der Jugendlichen wurde als eine zentrale Sorge hervorgehoben, während man gleichzeitig auf die destruktiven Konflikte zwischen verschiedenen Fanlagern hinwies, die immer wieder in digitalen Kämpfen und Störungen der Online-Kultur mündeten. Die neuen Regeln zielen darauf ab, den Einfluss von Fankultur einzudämmen, indem die Jugend von destruktiven Verhaltensweisen abgehalten werden soll.
Zu den Maßnahmen gehören Verbote für Kinder und Jugendliche, Fanclubs beizutreten, sowie Einschränkungen beim Online-Voting für Idole. Außerdem wurden sie daran gehindert, Geld für Idol-bezogene Aktivitäten auszugeben, einschließlich des Kaufs von Produkten, für die ihre Idole als Markenbotschafter auftreten. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, den Fokus der jugendlichen Fans von ihrer Idolverehrung auf Bildung und persönliche Entwicklung zu lenken. Die Schließung von tausenden von Social-Media-Konten und die Löschung von Hunderttausenden von Beiträgen, die als schädlich angesehen wurden, sprechen Bände über das Ausmaß dieser repressiven Maßnahmen. Die Schließung dieser Plattformen und die Überwachung von Inhalten durch die Behörden sollen sicherstellen, dass die „saubere Online-Umgebung“ gewahrt bleibt.
Die Reaktionen der Bevölkerung auf diese Interventionen sind vielfältig. Während einige die Maßnahmen als notwendig erachten, um das übersteigerte Verhalten und die Abhängigkeit von sozialen Medien einzudämmen, sehen andere darin eine unangemessene Einschränkung der persönlichen Freiheit und der Ausdrucksformen von Jugendlichen. Kritiker werfen der Regierung vor, die Kontrolle über die Meinungsbildung und kulturelle Trends zu verstärken, um eine harmlose Gesellschaft zu schaffen, die keine kritischen Stimmen oder unabhängige Meinungen toleriert. In den sozialen Netzwerken, wo diese Fan-Gemeinschaften ihre Stimme finden, brodeln die Diskussionen. Einige Jugendliche befürworten die Maßnahmen als Möglichkeit, die Toxizität innerhalb der Fankultur zu reduzieren, während andere vehement für das Recht kämpfen, ihre Idole zu unterstützen, ohne Angst vor Repressionen haben zu müssen.
Der Dialog über Fankultur und die Reaktion der Regierung spiegelt eine tiefere gesellschaftliche Debatte über den Platz der Jugend, ihre Werte und den Einfluss der Digitalen Welt auf das Lebensgefühl wider. Die chinesische Medienindustrie hat im Zuge dieser Ereignisse ebenfalls reagiert. Plattformen wie Weibo und Douyin haben Ranking-Listen, die die Beliebtheit von Prominenten zeigten, entfernt und damit eine der Hauptquellen des Wettbewerbs und der Aggression innerhalb der Fankultur beseitigt. Streaming-Dienste haben auch ihre Formate überdacht und entschieden, Idol-Casting-Shows und Online-Abstimmungssysteme vorerst auszusetzen. Die Diskussion über die toxische Fankultur in China ist also nicht nur eine Frage von Idolvergötterung, sondern berührt auch grundlegende Fragen über Identität, Gemeinschaft und das Verhältnis zwischen Bürgern und ihrem Staat.
Die Maßnahmen der Regierung sind möglicherweise einen Schritt zur Wiederherstellung einer als gesund erachteten Online-Kultur, beinhalten aber auch Risiken, wenn sie als Vorwand für die Einschränkung von Meinungsäußerungen und jugendlicher Autonomie verwendet werden. Insgesamt zeigt die Reaktion der chinesischen Regierung auf die Fangemeinschaften und deren Verhalten sowohl den Versuch, sozialen Zusammenhalt und Stabilität zu fördern, als auch die Herausforderungen, die mit einer sich rasant verändernden digitalen Landschaft verbunden sind. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Fankultur und die Reaktionen der Gesellschaft weiterentwickeln werden und ob der Zusammenprall zwischen staatlichen Regulierungen und dem individuellen Ausdruck von Begeisterung und Unterstützung letztlich zu einem dauerhaften Wandel führt.