In den letzten Jahren hat die Künstliche Intelligenz (KI) weltweit an Bedeutung gewonnen, wobei China zu einem der führenden Akteure in dieser Technologie avanciert ist. Doch wegen der zunehmenden geopolitischen Spannungen und dem technologischen Wettlauf zwischen den USA und China haben die Vereinigten Staaten strikte Exportkontrollen für bestimmte Hochleistungschips eingeführt. Diese Richtlinien zielen darauf ab, den Zugriff chinesischer Unternehmen auf fortschrittliche Nvidia-GPUs zu beschränken, die essenziell für das Training und die Entwicklung komplexer KI-Modelle sind. Doch chinesische KI-Firmen zeigen sich erfinderisch – sie umgehen diese US-Sanktionen durch eine ungewöhnliche Methode: den Schmuggel von Koffern voller Festplatten nach Malaysia. Dort betreiben sie mit gemieteten Servern ihre KI-Trainingszentren.
Die Hintergründe, Mechanismen und Implikationen dieses Vorgehens bieten einen tiefen Einblick in die dynamischen Herausforderungen der globalen Tech-Branche und der internationalen Politik. Die Ausgangssituation ist von einer wachsenden Technologiebegrenzung geprägt. Die USA haben aufgrund strategischer Sicherheitsbedenken ihre Chipexporte an China erheblich eingeschränkt, insbesondere bei Nvidia-Prozessoren, die für KI-Systeme wie maschinelles Lernen, neuronale Netze und Deep Learning notwendig sind. Diese Maßnahmen behindern unmittelbar die Fähigkeit chinesischer Unternehmen, ihre KI-Infrastruktur auszubauen. Gleichzeitig bestehen in China starke wirtschaftliche und strategische Imperative, bei der KI-Entwicklung nicht zurückzufallen.
Vor diesem Hintergrund entwickelten einige chinesische Unternehmen eine hochkomplexe Operation: Sie fliegen Mitarbeiter aus China mit physischen Festplatten voller Trainingsdaten nach Malaysia. Diese Festplatten beinhalten jeweils rund 80 Terabyte an Informationen – summiert auf hunderte Terabyte, die für die effiziente KI-Trainingsarbeit benötigt werden. Die Methode des Transports per Handgepäck wurde gezielt gewählt, da es Monate dauern würde, solche Datenmengen über das Internet zu übertragen, ohne dabei aufzufallen oder die Aufmerksamkeit von Kontrolleinheiten zu erregen. Zudem wurde die Verteilung der Festplatten auf mehrere Personen verteilt, um nicht das Misstrauen der malaysischen Zoll- und Einwanderungsbehörden zu wecken. Nach der Ankunft in Malaysia bringen die Ingenieure die Festplatten in ein gemietetes Rechenzentrum.
Dort wurden bereits etwa 300 Nvidia-GPUs angemietet, um die Daten zu verarbeiten und damit die verschiedenen KI-Modelle zu trainieren. Interessanterweise wurde dieser Vorgang durch komplexe juristische Konstruktionen unterstützt. Einige Firmen nutzen Tochtergesellschaften in Singapur, die offiziell den Mietvertrag für die Hardware abschließen, um so den Anschein rechtlicher Konformität zu erwecken. Da Singapur jedoch zunehmend eigene Beschränkungen bei KI-Technologieexporten einführt, wandten sich diese Unternehmen malaysischen Partnern zu, die sie dann vor Ort registrieren ließen, um die Kontrollen weiter zu umgehen. Diese Vorgehensweise verdeutlicht die enormen Herausforderungen der US-Regierung, die ihre Exportverbote durchzusetzen versucht.
Trotz verstärkter Maßnahmen verfügen chinesische Firmen weiterhin über einen Schwarzmarkt für Nvidia-GPUs. Chips werden häufig über Tochterfirmen oder nahegelegene Länder geschleust, wodurch der offizielle Handel diese verbotenen Transaktionen nicht erfasst. Die zusätzlichen Kosten und das Risiko, die auf dem Weg entstehen, treiben allerdings die Preise in die Höhe, was den Aufwand für die chinesischen Technologieunternehmen spürbar steigert. Obwohl dieser Handel zweifellos teuer und logistisch aufwendig ist, hat er den Vorteil, dass so die Nutzung der benötigten Hochleistungschips zumindest teilweise aufrechterhalten werden kann. Gerade in einem so innovationsgetriebenen und datenintensiven Bereich wie KI ist Hardware essenziell für Wettbewerbsfähigkeit.
Die Entscheidung, lieber Daten physisch zu transferieren und vor Ort Serverkapazitäten zu mieten anstatt die Chips selbst zu kaufen, zeugt von einer flexiblen und kreativen Anpassung an die Sanktionen. Die Strategie, das KI-Training außerhalb der enger kontrollierten Landesgrenzen durchzuführen, hebt auch die internationalen Dimensionen dieses Problems hervor. Malaysia wird so zu einem Knotenpunkt im globalen KI-Ökosystem, der zwar wirtschaftliche Chancen bietet, aber auch politischen Druck aufbaut. Die malaysischen Behörden untersuchen mittlerweile solche Aktivitäten, und die US-Regierung arbeitet daran, weitere Länder dazu zu bewegen, ähnliche Beschränkungen einzuführen oder zumindest aktiv gegen die Umgehung der Sanktionen vorzugehen. Diese Entwicklungen machen deutlich, wie schwierig es ist, technologische Fortschritte auf dem Weltmarkt mit geopolitischen Mitteln einzudämmen.
Die Grenzen verschieben sich von reinen Chip-Exportsperren hin zu komplexeren Prozessen, die Daten, Unternehmensstrukturen und internationale Kooperationen umfassen. Auch zeigt sich eine zunehmende Dynamik an der Schnittstelle von Technologie, Recht und globaler Wirtschaftspolitik. Neben den wirtschaftlichen Auswirkungen werfen diese Praktiken auch ethische und sicherheitspolitische Fragen auf. Die wachsende Abhängigkeit von KI-Systemen in zahlreichen Bereichen – von militärischen Anwendungen bis hin zu zivilen Technologien – macht die Kontrolle über die zugrundeliegenden Hardwarekomponenten zu einem sicherheitsrelevanten Thema. Doch der technische Fortschritt und die wachsende globale Vernetzung erschweren die Regulierung und Überwachung.
China investiert zudem massiv in den Ausbau seiner Eigenproduktion und will mittelfristig weniger abhängig von ausländischer Technologie sein. Die geplanten KI-Rechenzentren mit tausenden Nvidia-GPUs und rein lokal entwickelten Chips zeigen den strategischen Willen, die technologische Souveränität zu stärken. Doch solange der globale Bedarf an Hochleistungshardware vor allem von wenigen Herstellern wie Nvidia gedeckt wird, bleibt dies ein kritischer Engpasspunkt. Die USA stehen vor der Aufgabe, ihre Export- und Kontrollmechanismen zu verbessern, unter anderem durch bessere Finanzierung von Behördengruppen und internationale Kooperation. Gleichzeitig müssen sie sich auf einen Langzeitwettbewerb einstellen, in dem auch kreative Umgehungsstrategien und technologische Neuerungen eine große Rolle spielen.