Im rasanten und sich ständig weiterentwickelnden Bereich der Kryptowährungen und dezentralen Technologien ist eine fundamentale Debatte entstanden: Werden Blockchains oder eigenständige Anwendungen mehr wertgeschätzt? Untersuchungen und Markttrends der letzten Jahre verdeutlichen, dass Blockchains einen höheren Wert besitzen als einzelne DApps, obwohl letztere für Nutzer die sichtbare Schnittstelle darstellen. Dieses Phänomen verdient eine genauere Betrachtung, da es ein tieferes Verständnis für die zugrunde liegende Infrastruktur und Dynamik des Kryptomarkts eröffnet. Blockchains bilden das Rückgrat der gesamten Kryptoindustrie. Sie übernehmen die Rolle eines transparenten und unveränderlichen Hauptbuchs, das Transaktionen sichert, verifiziert und dezentral speichert. Ohne diese Vertrauensanker könnten dezentrale Anwendungen gar nicht funktionieren.
Anwender interagieren zwar primär mit DApps, doch diese setzen zwingend auf die zugrundeliegende Blockchain für den Betrieb, die Sicherheit und die Datenverifizierung. Insofern ist die Blockchain nicht nur eine technische Basis, sondern auch ein essentieller Vertrauensanker für die Integrität des Systems. Der Marktwert von Blockchains ist auch durch die Vielzahl an Nutzer und Anwendungsszenarien bestimmt, die über sie bedient werden können. Während eine Einzelanwendung oft auf eine bestimmte Nutzergruppe oder Funktion spezialisiert ist, dient die Blockchain als universelle Plattform, auf der mehrere DApps nebeneinander operieren können. Diese Vielfalt und Interoperabilität schafft eine Netzwirkung, welche die Nachfrage nach der jeweiligen Blockchain und deren native Token verstärkt.
Das Konzept der „Fat Protocols“ von Joel Monegro liefert eine theoretische Grundlage für das Verständnis dieses Phänomens. In klassischen Internetarchitekturen bestehen die wertvollen Softwarekomponenten hauptsächlich aus Anwendungen, während zugrunde liegende Protokolle vergleichsweise wenig Wert generieren. Blockchain-Protokolle kehren diese Dynamik um: Der Protokoll-Layer der Blockchain akkumuliert mehr Wert als die Anwendungen, welche auf ihr aufgebaut sind. Dies geschieht, weil die Anwendungen Nutzende anziehen, die wiederum die Blockchain-Token für Transaktionen nutzen, was den Wert des Protokolls steigert. Aktuelle Marktdaten bestätigen Monegros These: Im Jahr 2024 kontrollierten Blockchains rund 70 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung des Krypto-Ökosystems, ausgenommen Bitcoin und Stablecoins.
Diese Blockchains generierten Einnahmen von etwa sechs Milliarden US-Dollar durch Onchain-Gebühren. Demgegenüber standen DApps mit einem Anteil von 30 Prozent am Markt, die ungefähr 3,3 Milliarden US-Dollar an Gebühren erwirtschafteten. Im ersten Quartal 2025 überholten DApps zwar mit etwa 1,8 Milliarden US-Dollar an Gebühren die Blockchains, welche 1,4 Milliarden US-Dollar verbuchten, doch der langfristige Trend spricht weiterhin für die fundamentale Bedeutung der Blockchains. Dieser scheinbare Gegensatz verdeutlicht, dass Wert nicht ausschließlich über unmittelbare Einnahmen oder Nutzungsmessgrößen definiert werden kann. Zwar sind Anwendungen die erste Anlaufstelle für Nutzer, die beispielsweise handeln, spielen, investieren oder kommunizieren wollen, doch die Blockchains sind die „digitale Infrastruktur“, die diese Erfahrungen überhaupt erst ermöglicht.
Sie schaffen nicht nur die technische Grundlage, sondern sichern auch das Vertrauen durch dezentrale Konsensmechanismen. Ein häufiges Missverständnis besteht darin, Blockchain und DApp als konkurrierende Alternativen zu sehen. Diese binäre Gegenüberstellung greift zu kurz. Vielmehr sind Blockchains und Anwendungen komplementär: Blockchains fungieren als Zeitgeber und unveränderliche Datenspeicher, während DApps die nutzerfreundlichen Oberflächen bereitstellen. Ohne die sichere und nachvollziehbare Aufzeichnung von Daten durch die Blockchain könnten Anwendungen weder vertrauenswürdig noch effektiv arbeiten.
Darüber hinaus gewinnen modulare und spezialisierte sogenannte „App Chains“ zunehmend an Bedeutung. Diese sind eigenständige Blockchains, die speziell für ressourcenintensive Anwendungen konzipiert sind. Sie adressieren Herausforderungen wie Netzwerkkapazität und Latenzen, die bei großen, komplexen Anwendungen entstehen können. Indem sie eigenständige Rechen- und Speicherressourcen bieten, verhindern App Chains Leistungseinbußen durch konkurrierende Programme innerhalb desselben Netzwerks. Diese Entwicklung zeigt eine vertiefte Integration zwischen der Blockchain-Infrastruktur und den Anwendungen, die auf ihr aufbauen.
Die Wertschätzung von Blockchains zeigt sich auch am Verhalten der Investoren und Marktteilnehmer. Trotz der Fokussierung auf innovative Anwendungen erkennen viele erfolgreiche Investoren, Analysten und Entwickler die fundamentale Bedeutung der Blockchain-Layer. Sie betrachten diese als langfristige Wertträger, die das digitale Ökosystem stabilisieren, skalierbar machen und Sicherheit gewährleisten. Ohne diese Basis könnten zahlreiche Geschäftsmodelle und Nutzererfahrungen in der Kryptoökonomie nicht existieren. Ein weiterer Aspekt, der Blockchains hervorhebt, ist ihr Beitrag zur Dezentralisierung.
Anwendungen können vielerorts zentralisiert entwickelt und betrieben werden, während die Blockchain-Infrastrukturen typischerweise massiv verteilte Netzwerke einsetzen. Diese Dezentralität erhöht die Widerstandsfähigkeit gegenüber Zensur, Ausfällen und Angriffen, was in einem zunehmend regulierten und wettbewerbsintensiven Umfeld essentiell ist. Kritisch für den langfristigen Erfolg ist auch die Rolle der Tokenökonomie. Die Token, die mit Blockchains verbunden sind, bilden den Anreizmechanismus für Teilnehmer am Netzwerk. Je höher die Nutzung und Akzeptanz der Anwendungen, desto größer die Nachfrage nach dieser zugrunde liegenden Währung.
Dies führt zu einem positiven Kreislauf aus Nutzerwachstum, Wertsteigerung und Investitionsanreizen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Beziehung zwischen Blockchains und eigenständigen Anwendungen im Kryptomarkt keine Konkurrenzsituation ist, sondern eine symbiotische Verbindung. Blockchains sind das solide Fundament, das den Aufbau, Betrieb und die Skalierung von Anwendungen möglich macht. Anwendungen hingegen sind die treibende Kraft hinter der Nutzerakzeptanz und der praktischen Wertschöpfung. Das Verständnis dieser Dynamik ist entscheidend für Investoren, Entwickler und Regulierungsgremien.
Während DApps die Nutzererfahrung gestalten und direkte Einnahmequellen generieren, sind es die Blockchains, die langfristige Stabilität, Sicherheit und Wachstum des gesamten Ökosystems gewährleisten. Daher zeigt sich klar, warum der Krypto-Markt Blockchains höher bewertet und sie als unverzichtbaren Baustein für die Zukunft der dezentralen Technologien ansieht.