Am frühen Morgen des 9. Mai 2025 erlebte der Flughafen Newark Liberty International Airport einen kritischen Moment in seiner Luftverkehrsleitung, der weitreichende Konsequenzen für die Sicherheit und das Wohlbefinden der Fluglotsen sowie der Passagiere hat. An diesem Tag war eine 39-jährige Fluglotsin allein auf Schicht, als das System plötzlich ausfiel. Für etwa 90 Sekunden verlor sie den Kontakt zu den Flugzeugen, die unter ihrer Kontrolle standen, und musste in einer extrem belastenden Situation handeln, die eine Katastrophe hätte auslösen können. Der Flughafen Newark ist nach Atlanta der zweitverkehrsreichste Flughafen der USA und bedient täglich mehr als 1.
000 Flüge, darunter viele internationale Verbindungen, etwa aus Großbritannien. Das reibungslose Funktionieren der Luftverkehrskontrolle ist hier von äußerster Wichtigkeit. Die jüngsten Ereignisse offenbaren jedoch eine tiefsitzende Krise, die sich über Monate aufgebaut hat und die Sicherheit im Luftraum um Newark bedroht. Die Probleme begannen, als die US-Regierung im Sommer 2024 entschied, die Steuerung für den Flughafen Newark vom langjährigen zentralen Verkehrsleitungszentrum in Long Island nach Philadelphia zu verlagern. Diese Maßnahme sollte eigentlich die Engpässe im nordostamerikanischen Luftraum entzerren.
Stattdessen verkleinerte sich das Team der erfahrenen Fluglotsen, die den komplexen und stark frequentierten Luftraum um Newark überwachen, erheblich – von etwa 30 auf 24. Dieses Personaldefizit bedeutet, dass nicht mehr rund um die Uhr genügend Spezialistinnen und Spezialisten für die Sicherheit des Airportbetriebs zur Verfügung stehen. Die Auswirkungen sind dramatisch. Der Ausfall am 9. Mai war nicht das erste seiner Art: Am 28.
April hatte ein ähnlicher Blackout für rund 90 Sekunden stattgefunden, der so belastend war, dass fünf Fluglotsen in traumabedingter Auszeit gingen. In den letzten zehn Monaten kam es nach Angaben der Betroffenen zu mindestens einem Dutzend solcher Vorfälle. Jeder einzelne dieser Kommunikationsausfälle löst tiefe Angstzustände und chronische Erschöpfung aus und gefährdet die Gesundheit der Profis an den Kontrollgeräten. Die Fluglotsin, die am 9. Mai alleine war, schilderte die Momente des vertikalen und horizontalen Chaos.
Ohne Radarabdeckung und Kommunikation mit den Piloten ist es, als würde man versuchen, Minen zu entschärfen, ohne ein Minendetektorgerät zur Hand zu haben. Flieger können Höhe und Kurs in wenigen Sekunden stark verändern, was im dichten Verkehrsraum rund um Newark zu fatalen Situationen führen kann. Sie konnte immerhin einen noch funktionierenden Radarbildschirm finden und so eines der Flugzeuge wieder kontaktieren. Nur durch ihre jahrelange Erfahrung und schnelle Reaktion konnte Schlimmeres verhindert werden. Diese Ausnahmesituation unterstreicht ein viel tieferes Problem: Die technische Infrastruktur, vor allem in der verlagerten Einheit in Philadelphia, ist veraltet und überlastet.
Die Datenleitungen sind unterirdisch umgeleitet worden, was die Kapazitäten sprengt und immer wieder zu Systemabstürzen führt. Dabei wurde die amerikanische Federal Aviation Administration (FAA) wiederholt vor den technischen und personellen Engpässen gewarnt, reagierte aber erst nach der medialen Aufmerksamkeit mit flugbeschränkenden Maßnahmen. Die Situation verschärft sich zusätzlich durch politische und organisatorische Entscheidungen. Während betroffene Mitarbeiter durch Traumaerkrankungen ausfallen, müssen verbliebene Lotsen sogenannte "Fatigue-Waivers" unterschreiben, die ihre Ruhezeiten verkürzen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Die Belastung bei gleichzeitiger Unterbesetzung führt unweigerlich zu Fehlern und kann im schlimmsten Fall zu Flugunfällen führen.
Die öffentliche Stellungnahme der FAA betont zwar, dass Sicherheitspläne und Backup-Systeme vorhanden seien, räumt aber auch ein, dass die Infrastruktur des Landes "veraltet und überaltert" ist. Dies wirft Fragen zur Priorisierung von Investitionen und Modernisierungen im amerikanischen Luftverkehrssicherheitssektor auf. Mit Blick auf die Zukunft sorgen sich die Fluglotsen, dass sich die Lage verschärfen wird, bevor sich etwas bessert. Zahlreiche Kollegen werden in naher Zukunft in den Ruhestand gehen oder zurück in das alte Zentrum nach Long Island versetzt. Es ist fraglich, ob genügend qualifiziertes Personal gewonnen werden kann, um die anspruchsvolle Kontrolle über die komplexen Luftkorridore um Newark zu gewährleisten.
Stattdessen könnten weniger erfahrene Kontroller aus ruhigeren Regionen eingesetzt werden, die der Anforderung eines der verkehrsreichsten Flughäfen der USA möglicherweise nicht gerecht werden. Diese Entwicklungen werfen Fragen zur Sicherheit der Flugreisenden auf. Die betroffene Fluglotsin selbst vermeidet mittlerweile Flüge über Newark, obwohl Alternativen oft teurer oder umständlicher sind. Sie warnt eindrücklich davor, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis die Defizite zu einer Tragödie führen könnten. Der Vorfall am Flughafen Newark ist mehr als nur ein technisches Problem oder personelle Herausforderung.
Er ist ein Weckruf an politische Entscheider, die Sicherheitsstandards in der Luftfahrt nicht länger durch mangelnde Finanzierung und organisatorische Fehlentscheidungen aufs Spiel zu setzen. Insbesondere in einem Zeitalter, in dem der Flugverkehr wieder auf dem Vormarsch ist, dürfen solche strukturellen Schwächen und Belastungen der Beschäftigten nicht ignoriert werden. Ein sicherer und effizienter Luftverkehr hängt maßgeblich von der Zuverlässigkeit der Flugverkehrskontrolle ab. Die Geschichten der einzelnen Fluglotsen, die täglich unter enormem Druck arbeiten und sich manchmal sogar mit dem Gefühl quälender Hilflosigkeit konfrontiert sehen, sollten nicht ungehört verhallen. Um künftige Katastrophen zu vermeiden, bedarf es einer umfassenden Modernisierung der Technik, einer ausreichenden Personalstärke mit erfahrenen Fachleuten und eines organisatorischen Ansatzes, der die Menschen hinter den Kontrollsystemen schützt.
Nur so kann gewährleistet werden, dass Flughäfen wie Newark weiterhin sichere Tore zur Welt bleiben und Flugreisende mit einem guten Gefühl in die Luft gehen.