Ethereum, die zweitgrößte Kryptowährung nach Marktkapitalisierung, hat in den letzten Monaten für viel Aufsehen gesorgt. Nach einer beeindruckenden Kurssteigerung von 48 % im Zeitraum zwischen Anfang Mai und Anfang Juni stieg der Preis von ETH zwar deutlich, doch die wichtige psychologische Marke von 3.000 US-Dollar scheint in nächster Zeit noch nicht erreichbar zu sein. Warum könnten ETH-Bullen einen längeren Atem brauchen? Eine umfassende Analyse der aktuellen Marktsituationen und Netzwerkmesswerte liefert interessante Einblicke. Obwohl Ethereum am 5.
Juni bei rund 3.739 US-Dollar gehandelt wurde und sich damit oberhalb der Marke von 2.700 US-Dollar etablieren konnte, deuten diverse Indikatoren darauf hin, dass die Aufwärtsbewegung an Dynamik verliert. Eine der wichtigsten Beobachtungen betrifft die Aktivität im Ethereum-Netzwerk selbst. Die sogenannten Total Value Locked (TVL) sind ein wesentlicher Gradmesser für das Vertrauen und die Nutzung der Ethereum-Plattform im DeFi-Bereich.
Die TVL ist seit dem Vorjahr um 17 % zurückgegangen, was auf einen Rückgang der auf Ethereum gebundenen Mittel hindeutet. Dies steht im Gegensatz zu Konkurrenten wie Solana, deren TVL im gleichen Zeitraum um 2 % anstieg und nun bei 65,8 Millionen SOL liegt. Diese Entwicklung zeigt, dass Ethereum nach und nach Marktanteile an attraktive Alternativen verliert. Besonders auffällig ist der Rückgang bei prominenten DeFi-Projekten wie Sky (ehemals MakerDAO) und Curve Finance, deren Einlagen um 48 % beziehungsweise 24 % schrumpften. Das lässt vermuten, dass einige Investoren und Nutzer aufgrund hoher Gebühren und möglicherweise besserer Konditionen auf konkurrierende Netzwerke ausweichen.
Im selben Zeitraum stiegen allerdings die durchschnittlichen Netzwerkgebühren auf Ethereum beträchtlich um 150 %. Diese Gebührenexplosion führt zwar dazu, dass das sogenannte Burn-Mechanismus stärker wirkt und somit das ETH-Inflationspotenzial reduziert wird, bedeutet aber gleichzeitig eine Belastung für Nutzer und Anwendungen, die häufige Transaktionen durchführen müssen. Ein Erklärungsansatz für die steigenden Gebühren ist die verstärkte Aktivität in dezentralen Börsen (DEX). Beispielsweise verzeichnete die führende DEX Uniswap im Juni bereits ein tägliches Handelsvolumen von mehr als 2,6 Milliarden US-Dollar, was einen erheblichen Anstieg gegenüber den 1,65 Milliarden US-Dollar Anfang Mai bedeutet. Dieser Trend spricht grundsätzlich für ein reges Interesse und eine rege Nutzung von Ethereum-basierten Anwendungen, könnte aber auch eine Ursache für die Einschränkungen sein, die sich durch steigende Transaktionskosten ergeben.
Gleichzeitig ist festzuhalten, dass andere Blockchains wie BNB Chain und Solana ihren Anteil am DEX-Handelsvolumen deutlich ausgebaut haben. Obwohl BNB Chain mit geringeren Gebühren einen Wettbewerbsvorteil hat, zeigt sich nach Adjustierung, dass Solana Ethereum im DEX-Volumen bereits überholt hat. Damit stellt sich die Frage, ob Ethereum seinen Status als unangefochtener Marktführer in diesem Bereich wirklich halten kann. Das hat auch Auswirkungen auf die Investorenstimmung und das langfristige Wachstumspotenzial von ETH. Hinzu kommt die Wahl mancher Projekte, nicht auf Ethereum-Second-Layer-Lösungen zu bauen oder sich für Ethereum als Plattform zu entscheiden, sondern stattdessen eigene Blockchains zu entwickeln.
Beispiele hierfür sind die Spitzen-Anwendungen Hyperliquid und Pump, die lieber eigene Ökosysteme schaffen, als auf bestehende Layer-2-Technologien oder Solana zu vertrauen. Dies kann auf unterschiedlichen Anforderungen in Sachen Skalierbarkeit, Kosten und Flexibilität basieren. Betrachtet man die Finanzmärkte und insbesondere den Futures-Handel mit Ether, zeigt sich ein weiteres Bild. Bei ausgeglichenen Marktbedingungen sollte der Futures-Markt mit einem jährlichen Aufschlag von etwa 5 bis 10 % auf den Spotpreis traden, was als Indikator für positive Zukunftserwartungen und verstärkte Long-Positionen gilt. Die Daten vom 5.
Juni zeigen jedoch, dass der Aufschlag auf nur 5 % gesunken ist, verglichen mit 6 % noch eine Woche zuvor. Bedeutender ist, dass es seit Januar keinen Zeitpunkt mehr gab, an dem der Aufschlag über 10 % lag. Diese Entwicklung signalisiert eine zurückhaltende, eher neutrale Stimmung unter professionellen Händlern und eine gewisse Skepsis gegenüber stark bullischen Kursbewegungen. Nichtsdestotrotz bleibt der institutionelle Zuspruch für Ethereum robust. Zwischen dem 22.
Mai und 4. Juni flossen netto etwa 700 Millionen US-Dollar in US-basierte Ether Exchange Traded Funds (ETFs) – ein klares Zeichen, dass vor allem institutionelle Anleger das Potenzial von ETH wertschätzen und eine mittelfristige Stabilität erwarten. Interessanterweise gab es in diesem Zeitraum keinen einzigen Tag mit Nettoabflüssen, was die Unterstützung für die wichtige Unterstützungslinie bei 2.500 US-Dollar unterstreicht. Zusammengefasst zeigt die Analyse ein facettenreiches Bild: Die starken Zuflüsse institutioneller Gelder und die erhöhte DEX-Aktivität sprechen für ein solides Fundament von Ethereum.
Andererseits erschweren rückläufige TVL, die wachsende Konkurrenz durch andere Netzwerke und die gedämpfte Futures-Stimmung ein starkes Kurswachstum und rücken die Marke von 3.000 US-Dollar in die Ferne. ETH-Bullen müssen deswegen Geduld mitbringen und könnten noch eine Weile warten müssen, bevor Ethereum nachhaltig über diese wichtige Preisgrenze hinausgeht. Der Blick in die Zukunft bleibt spannend. Ethereum arbeitet weiterhin an Upgrades und Lösungen zur Skalierung, welche die Transaktionsgebühren senken und damit die Wettbewerbsfähigkeit verbessern könnten.