Die Kryptowährungsbranche befindet sich seit Jahren in einem regulatorischen Schwebezustand, der vor allem durch Unsicherheiten und veraltete Vorschriften geprägt ist. In den Vereinigten Staaten hat sich mit Paul Atkins ein neuer SEC-Vorsitzender formiert, der eine grundlegende Reform der bisherigen Regelwerke fordert. Atkins bezeichnet die bestehenden Krypto-Regeln als „dringend reformbedürftig“ und mahnt ein Umdenken an, um der rasanten technologischen Entwicklung sowie den Bedürfnissen von Innovatoren gerecht zu werden. Paul Atkins, der Anfang 2025 sein Amt als Vorsitzender der US-Börsenaufsicht angetreten hat, gilt als Verfechter eines innovationsfreundlichen und deregulierten Ansatzes. Anders als sein Vorgänger, Gary Gensler, der für eine strenge Überwachung von Kryptowährungen stand, setzt Atkins auf einen pragmatischen und zukunftsorientierten Umgang mit digitalen Assets.
Er erkennt den immensen Potenzial von Blockchain-Technologien und digitalen Wertpapieren für das Finanzsystem an, weist aber gleichzeitig auf die Hindernisse hin, die die gegenwärtige Regulierung für Unternehmer und Investoren darstellt. In einem der jüngsten Crypto-Task-Force-Roundtables betonte Atkins, dass die aktuelle Aufsicht über digitale Vermögenswerte nicht nur wenig kohärent, sondern auch überholt sei. Mit der Haltung, dass Innovationen in den letzten Jahren durch regulatorische Unsicherheit gehemmt wurden, spricht er ein wesentliches Problem der Branche an. Start-ups und etablierte Unternehmen gleichermaßen seien durch widersprüchliche Vorgaben und fehlende klare Richtlinien bei der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen eingeschränkt. Wesentlich für Atkins ist die Schaffung eines „vernünftigen, zweckmäßigen Rahmens“, der nicht nur den Erfordernissen der Blockchain-Technologie Rechnung trägt, sondern zugleich das Vertrauen der Investoren sichert.
Dabei will er eng mit Branchenvertretern, anderen Kommissaren der SEC, dem US-Kongress und auch der Regierung von Ex-Präsident Donald Trump zusammenarbeiten. Ziel ist es, ein solides Fundament für die Regulierung von Kryptowährungen und digitalen Assets zu schaffen, das Innovation fördert, den Markt stabilisiert und klare Regeln für alle Akteure definiert. Besondere Aufmerksamkeit widmet Atkins den Herausforderungen, die die Verwahrung von Krypto-Assets mit sich bringt. Die derzeitigen Vorschriften nach dem Exchange Act, dem Advisors Act und dem Investment Company Act seien nicht optimal auf die spezifischen Anforderungen der digitalen Vermögenswerte ausgerichtet. Die Frage, ob und wie Anpassungen bei den Depotvorschriften bzw.
bei der Aufsicht von Kryptowertpapierfonds erfolgen müssen, steht im Zentrum der Debatte. Diese unsichere Rechtslage führt häufig zu Verzögerungen bei Produktzulassungen und hindert institutionelle Akteure daran, voll in den Markt einzusteigen. Atkins würdigt die Arbeit seiner Kommissionskollegin Hester Peirce, die in der Szene als „Crypto Mom“ bekannt ist und eine konsequente Befürworterin pragmatischer, vernunftgeleiteter Krypto-Politik. Sie hatte unter der vorherigen SEC-Führung geschickte Impulse für eine Innovationsförderung gegeben und setzt die Bemühungen fort, eine ausgewogene Regulierung zu etablieren. Gemeinsam mit Peirce und anderen Mitgliedern der Crypto Task Force will Atkins künftig die Grundlagen für dauerhaft funktionierende Regeln legen.
Der neue SEC-Chef sieht sich in der Tradition einer deregulierten Marktauffassung, die der Kapitalbildung und Effizienz des Marktes hilft, während sie gleichzeitig einen wirksamen Anlegerschutz gewährleistet. Er betonte bei seiner Amtseinführung, dass Transparenz und klare Vorschriften zentrale Prioritäten seien, um steuernde Rechtssicherheit für den boomenden Digital Asset Sektor herzustellen. Gerade Innovationen im Bereich dezentraler Finanzen (DeFi) und institutioneller Kryptowährungen erforderten eine moderne Regelungsarchitektur, die die US-Wirtschaft gegenüber internationalen Wettbewerbern wettbewerbsfähig hält. Der Ruf nach einer Überholung der Krypto-Regulierung gewinnt auch international an Fahrt. Länder wie Hongkong und Vietnam setzen bereits auf klare Rahmenbedingungen für digitale Währungen und stabilecoin-basierte Systeme und schaffen so attraktive Bedingungen für globale Akteure.
Die jüngsten Gesetzesinitiativen der US-Regierung, inklusive der Unterstützung für den GENIUS Act und Diskussionen über die US-Dollar-Dominanz im Kontext von Stablecoins, zeigen, dass die Regulierung digitaler Assets ein zentrales Thema der Zukunftspolitik ist. Für die Kryptobranche ist die Forderung von Paul Atkins ein wichtiges Signal, dass die Zeiten der rechtlichen Unsicherheit langsam ein Ende finden könnten. Ein klar strukturierter Regulierungsrahmen würde nicht nur bestehende Marktteilnehmer entlasten, sondern vor allem Innovationen anstoßen und das Investorenvertrauen stärken. Dies dürfte langfristig zu mehr Liquidität, stabileren Preisen und einer breiteren gesellschaftlichen Akzeptanz von Blockchain-Technologien und Kryptowährungen führen. Die SEC steht vor der Herausforderung, zwischen zu starker Kontrolle und zu lascher Aufsicht das richtige Mittelmaß zu finden.