In den letzten Jahren hat die Qualität der Inhalte, die wir konsumieren, spürbar abgenommen. Was früher faszinierte, inspiriert heute nur selten noch, zumindest wenn es um digitale Medien geht. Ob Videos, Social-Media-Posts oder Artikel – viele Nutzer empfinden das Angebot als eintönig, mechanisch und wenig ansprechend. Doch woran liegt das? Und warum finden wir es zunehmend schwieriger, wirklich interessante, kreative Inhalte zu entdecken? Die Antwort liegt in einem komplexen Zusammenspiel von Faktoren, allen voran die zunehmende Automatisierung und der Einsatz von künstlicher Intelligenz bei der Content-Erstellung, die Verbreitung formelhafter Kommunikationsweisen und eine Verschiebung im Nutzerverhalten und den Plattformmechaniken. Die Medienlandschaft hat sich gewandelt, und mit ihr auch die Art und Weise, wie Inhalte produziert und konsumiert werden.
Ein entscheidender Punkt ist dabei der Einfluss von KI-Tools, die in den letzten Jahren rasant an Bedeutung gewonnen haben. Viele Ersteller von Online-Inhalten greifen mittlerweile auf Automatisierung zurück, um schneller und günstiger Inhalte zu erstellen. Das kann zwar Effizienzsteigerungen bringen, führt aber oft zu einer monotonen, von Algorithmen gesteuerten Content-Masse, die kaum noch echte Kreativität oder Persönlichkeit zeigt. Der Nutzer erkennt diese Muster meist intuitiv – sei es durch wiederkehrende Formulierungen, erzwungene Dramaturgien oder unnatürliche Sprachmuster. Diese als „AI-Slop“ bezeichneten Inhalte stoßen auf Ablehnung, nicht zuletzt weil sie die Authentizität vermissen lassen, die früher die Faszination für Content ausmachte.
Auf Plattformen wie Twitter, LinkedIn oder Reddit wird dies besonders deutlich. Dort dominieren oft Posts mit standardisierten Aufhänger-Formeln, welche die Aufmerksamkeit erzwingen sollen – Einleitungen wie „Es ist nicht nur..., es ist auch.
..“ oder Zwischentexte mit emphatischen Einschüben wirken auf viele Leser austauschbar und künstlich. Die Überbedienung mit sogenannten „Hooks“ hat sich zu einer saturierten und ermüdenden Taktik entwickelt, die das genaue Gegenteil von interessantem Storytelling bewirkt. Menschen sehnen sich nach echter Persönlichkeit, einer Stimme, die sich abhebt, anstatt nach Stereotypen und Formationen, die beliebig austauschbar sind.
Bei Videoinhalten ist das Problem nicht minder groß. Während es früher vielleicht ausreichte, einem Kanal mit authentischem Experten- oder Creatorpersönlichkeit zu folgen, finden wir heute immer häufiger Inhalte, die mit generischen AI-Stimmen und automatisiert zusammengestellten Bildern aufwarten. Diese Videos wirken steril und seelenlos – als hätte sie ein Roboter erstellt, der bloß darauf optimiert ist, Klicks zu generieren, ohne Rücksicht auf Qualität oder Mehrwert. Die damit einhergehende Flut an solchen Videos frustriert viele Nutzer und schürt ein Gefühl der Überforderung: Wie soll man bei der Masse an geringer Qualität je etwas wirklich Interessantes finden? Die Mechanismen der Plattformen tragen ebenfalls zum Problem bei. Algorithmen sind darauf ausgelegt, möglichst viel Engagement zu generieren.
Sie bevorzugen Inhalte, die leicht zu konsumieren sind und durch wiederkehrende Muster schnell Aufmerksamkeit erhalten. Charakteristische Meme, virale Trends oder formulaische Posts werden so verstärkt, was die kreative Vielfalt reduziert und das Angebot eintöniger werden lässt. Zugleich führt diese Entwicklung zu einem Prozess der „Verflachung“ der Inhalte. Tiefgründige, reflektierte Inhalte sind ressourcenintensiv in der Erstellung und erzielen möglicherweise nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie schnell konsumierbare Häppchen. Dadurch wird eine Qualitätsspirale in Gang gesetzt, die nicht der Intention der Nutzer entsprechen mag, aber durch wirtschaftliche Zwänge gesteuert wird.
Nicht zuletzt spielt auch die Erwartungshaltung der Nutzer eine Rolle. In Zeiten ständiger Reizüberflutung suchen viele Menschen schnelle Informationshäppchen oder Unterhaltung nebenbei. Dies begünstigt kurzformatige, einfache Inhalte gegenüber komplexeren, längeren Formaten. Die Priorisierung von Quantität über Qualität spiegelt sich so in der gesamten Content-Landschaft wider. Doch es gibt Alternativen: Immer mehr Menschen sehnen sich nach authentischem, handgemachtem Content, der wiederum kleinere, spezialisierte Kanäle oder unabhängige Autoren fördert.
Kreativität zeigt sich oft dort, wo nicht allein die Zuschauerzahlen, sondern die Leidenschaft und das Engagement für ein Thema im Vordergrund stehen. Auch bewusster Medienkonsum kann helfen. Indem man sich Zeit nimmt, ausgewählte Inhalte kritisch zu hinterfragen und gezielt nach tiefgründigen Perspektiven sucht, lässt sich die eigene Erlebnisqualität deutlich verbessern und das Gefühl der medialen Übersättigung abmildern. Schlussendlich ist das Phänomen, dass Inhalte in den digitalen Medien weniger interessant erscheinen, eine Herausforderung für alle Marktteilnehmer – sowohl für Produzenten als auch für Konsumenten. Die Automatisierung und der Vormarsch von KI bieten zwar große Chancen, können aber Kreativität und tiefe Verbindung untergraben, wenn sie unhinterfragt genutzt werden.
Die Zukunft des Contents liegt damit wahrscheinlich in einer Balance zwischen innovativer Technologie und menschlicher Authentizität. Nur wenn es gelingt, beides miteinander zu verbinden, wird der Medienkonsum wieder spannend und bereichernd für die Nutzer – und nicht bloß ein weiterer Algorithmus-Feed zum schnellen Durchscrollen.