Die Landschaft der Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A) ist ein präziser Indikator für wirtschaftliche Stimmung und unternehmerisches Vertrauen. Seit Beginn der Präsidentschaft von Donald Trump zeigt sich ein divergentes Bild: Während in den Vereinigten Staaten die M&A-Aktivitäten an Schwung verlieren, verzeichnen andere Regionen weltweit eine deutliche Beschleunigung. Diese Verschiebung stellt ein interessantes Phänomen dar, das tiefgehende wirtschaftliche und politische Einflüsse widerspiegelt. In den USA ist das Volumen der angekündigten M&A-Deals gemessen am Dollarwert im Zeitraum bis Ende April 2025 um rund 5,7 Prozent auf etwa 586,5 Millionen US-Dollar gesunken. Dieser Wert entspricht dem schwächsten Start in den M&A-Markt seit zwei Jahren.
Im Gegensatz dazu legen die außerhalb der USA abgeschlossenen Fusionen und Übernahmen kräftig zu. Die Zahl der Deals stieg im gleichen Zeitraum in Dollar ausgedrückt um 43 Prozent auf 702 Millionen US-Dollar. Dieses Wachstum unterstreicht die zunehmende Verlagerung von Unternehmensübernahmen hin zu globalen Märkten, die zunehmend an Bedeutung gewinnen. Die Verlangsamung des US-Marktes kann maßgeblich auf die politische und wirtschaftliche Unsicherheit zurückgeführt werden, die mit der Amtszeit von Präsident Trump einhergeht. Besonders die Einführung und Ankündigung von speziellen Zöllen im Rahmen eines sogenannten „Liberation Day“ haben Verunsicherung ausgelöst.
Am 2. April 2025 angekündigt und später am 9. April für 90 Tage ausgesetzt, sorgten diese Zölle für eine Zeit großer Volatilität an den Märkten. Unternehmen hielten sich mit geplanten Transaktionen zurück, um den weiteren Verlauf der Handelspolitik und deren Folgen abzuwarten. Wirtschaftsanalysten und M&A-Experten beschreiben die momentane Situation als einen Barometerzustand, der die Geschäftsstimmung einfängt.
Lucinda Guthrie, Leiterin des Datenanbieters Mergermarket, verdeutlicht, dass das zögerliche Verhalten vieler Unternehmen Ausdruck der großen Unsicherheit sei, die politische Wechselwirkungen mit weltweiten Handelsbeziehungen hervorgerufen haben. Diese Zurückhaltung führte zu einer Abkühlung der US-M&A-Aktivitäten, die sich in einem rückläufigen Dealvolumen niederschlägt. Trotz dieser Herausforderungen gab es im ersten Quartal 2025 auch positive Signale. Die Fusionsempfehlungsgeschäfte großer Investmentbanken wie Goldman Sachs, JPMorgan Chase, Bank of America und Morgan Stanley stiegen um fünf Prozent auf insgesamt 2,8 Milliarden US-Dollar. Die ersten Monate zeigten einen behutsamen Anstieg der M&A-Aktivitäten bis zur Eskalation der Handelsspannungen Anfang April.
Besonders im März schlossen einige der größten Deals des Jahres ab, darunter Alphabets Übernahme von Wiz im Wert von 32 Milliarden US-Dollar sowie die Privatisierungsbewegung von Walgreens durch Sycamore Partners. Auf der globalen Bühne hingegen erleben Fusionen und Übernahmen einen Aufschwung. Internationale Märkte profitieren zum Teil von der Verunsicherung in den USA, da Investoren und Unternehmen nach alternativen Möglichkeiten zur Expansion suchen. Wachstumsmärkte in Europa, Asien und anderen Regionen ziehen Kapital an und bieten Chancen für strategische Übernahmen. Die zunehmende Liberalisierung von Märkten sowie wachsende regionale Kooperationen unterstützen diesen Trend nachhaltig.
Der durch politischen Wandel bedingte Rückgang der M&A-Tätigkeit in den USA hat auch Auswirkungen auf die globale Wettbewerbslandschaft. Unternehmen außerhalb der USA haben die Gelegenheit genutzt, um ihre Marktpositionen zu stärken und strategische Allianzen zu formen. Gleichzeitig sind internationale Akteure vorsichtig, die Entwicklungen in den USA genau zu beobachten, da die amerikanische Wirtschaft aufgrund ihrer Größe und Innovationskraft weiterhin eine führende Rolle spielt. Experten sehen in der gegenwärtigen Phase eine Neujustierung der globalen M&A-Landschaft. Die Kombination aus geopolitischer Unsicherheit und unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Ansätzen erschwert kurzfristig eine klare Prognose.
Dennoch trägt die zunehmende internationale Aktivität dazu bei, dass der M&A-Markt insgesamt nicht an Dynamik verliert, sondern sich vielmehr neu strukturiert. Unternehmen weltweit müssen ihre Strategien anpassen, um in diesem wechselhaften Umfeld Erfolg zu sichern. Die Entscheidung für Fusionen oder Übernahmen wird zunehmend von einer genaueren Risikoabschätzung und langfristigen Perspektive geprägt. Die Bedeutung von Transparenz in politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wächst stetig, um Investitionsentscheidungen sicher treffen zu können. Die Entwicklungen verdeutlichen auch die Wichtigkeit einer globalen Sichtweise in der Geschäftswelt.