Der Kryptomarkt hat in den vergangenen Jahren eine beeindruckende, aber äußerst volatile Entwicklung durchgemacht. Bitcoin, die bekannteste und älteste Kryptowährung, erreichte Höhen von nahezu 69.000 US-Dollar im November 2021, bevor es in den darauffolgenden Monaten zu drastischen Einbrüchen kam. Im Jahr 2022 kam es zu einem massiven Preiscrash, bei dem Bitcoin und die gesamte Branche mehr als zwei Billionen US-Dollar an Marktkapitalisierung verloren. Dieses Ereignis hat nicht nur Anleger weltweit verunsichert, sondern führte auch zu einer heftigen Debatte darüber, was Bitcoin eigentlich ist – revolutionäre Technologie oder das größte Ponzi-Schema der Menschheit? Besonders bemerkenswert ist, dass führende chinesische Blockchain-Vertreter diese skeptische Sichtweise öffentlich äußern und dabei auf prominente Kritiker wie Bill Gates und Warren Buffett verweisen.
Die Anklage, Bitcoin sei ein Ponzi-System, hat in der Krypto-Community für Aufsehen gesorgt. Shan Zhiguang, Vorsitzender der BSN Development Alliance, und He Yifan, Geschäftsführer der Red Date Technology sowie BSN-Direktor, veröffentlichten im chinesischen Staatsblatt People's Daily eine kritische Analyse. Ihrer Meinung nach ist Bitcoin nicht mehr als eine Blase, die wie ein Kettenbrief funktioniert: solange ständig neue Investoren einsteigen, steigt der Preis. Sobald das Wachstum stagniert, bricht das System zusammen und die Investitionen wertlos. Ihre Wortwahl, die Bitcoin als „größtes Ponzi-Schema der Menschheitsgeschichte“ bezeichnet, ist drastisch und soll vor den Risiken warnen, die aus ihrer Sicht im Kern der digitalisierten Vermögenswerte stecken.
Diese schwere Kritik erfolgt vor dem Hintergrund, dass sowohl Bill Gates als auch Warren Buffett – zwei der einflussreichsten Persönlichkeiten in der Finanz- und Tech-Welt – öffentlich vor Kryptowährungen gewarnt haben. Buffett nannte Bitcoin beispielsweise „Rattengift“, das anfangs verlockend sei, aber im Endeffekt nichts bleibe. Gates wies wiederholt darauf hin, dass Kryptowährungen keinerlei intrinsischen Wert hätten und durch ihre volatile Natur viele Risiken bergen. Die chinesischen Blockchain-Experten greifen diese Stimmen auf, um ihre Bedenken zu untermauern und auf eine globale Skepsis hinzuweisen, die unter den 100 reichsten Menschen der Welt weit verbreitet sein soll. Chinas Haltung zu Kryptowährungen ist ohnehin bemerkenswert kontrovers.
Während das Land eine führende Rolle bei der Entwicklung der Blockchain-Technologie beansprucht, hat es Kryptowährungen wie Bitcoin konsequent bekämpft. Bereits im Jahr 2017 begann die chinesische Regierung, Initial Coin Offerings (ICOs) zu verbieten und Börsen zu schließen. Im Jahr 2021 setzte ein rigoroser Crackdown ein, der nicht nur die Schließung zahlreicher Mining-Farmen zur Folge hatte, sondern im September desselben Jahres auch alle Kryptowährungstransaktionen für illegal erklärte. Die Entscheidung der Zentralregierung, Bitcoin-Mining zu verbieten, hatte globale Auswirkungen auf die Hashrate des Bitcoin-Netzwerks und löste eine Panikwelle im Markt aus. Die Regierung unterstützt allerdings aktiv die Erforschung und Entwicklung der sogenannten Digitalen Währung der Zentralbank (CBDC), auch bekannt als Digitaler Yuan.
Diese staatlich regulierte digitale Währung soll die Vorteile der Blockchain-Technologie nutzen, ohne die Volatilität und Unsicherheiten von Kryptowährungen wie Bitcoin mit sich zu bringen. Dies zeigt, wie China Blockchain-Technologie zwar als strategisches Instrument begreift, doch gleichzeitig hat das Land große Bedenken bei dezentralen, unregulierten Kryptowährungen. Aus wirtschaftlicher Perspektive lässt sich die Kritik am „Ponzi-Schema“ auch dadurch erklären, dass Kryptowährungen keine klassischen Vermögenswerte sind, die auf fundamentalen Werten basieren. Der Wert von Bitcoin hängt primär von Angebot und Nachfrage ab und wird oft von Spekulanten getrieben. Das Fehlen eines zugrundeliegenden Unternehmens, Vermögenswerts oder Cashflows macht es schwer, Bitcoin auf herkömmliche finanzielle Bewertungsmethoden anzuwenden.
Diese Dynamik erzeugt Preisschwankungen, die manchen Investoren Gewinne und anderen große Verluste einbringen. Einige Experten warnen deshalb vor der Gefahr, dass Kryptowährungen mehr von euphorischen Marktbewegungen als von nachhaltiger Innovation angetrieben werden. Der enorme Preisverfall, der Bitcoin im Jahr 2022 erlebte, ist für viele ein Warnsignal, doch andere sehen darin eine natürliche Korrektur eines noch relativ jungen und experimentellen Marktes. Die Technologie hinter Kryptowährungen wird weiterhin als bahnbrechend bewertet – insbesondere die Blockchain als dezentrale Datenbank, die Vertrauen und Transparenz ermöglichen kann. Trotz aller Rückschläge forschen Entwickler weltweit an neuen Anwendungsfällen in Bereichen wie Lieferkettenmanagement, Finanzdienstleistungen und digitaler Identität.
Ein weiterer Aspekt der Diskussion ist die Rolle von Marktregulierung. Während China einen harten Kurs fährt und Kryptowährungen faktisch verbietet, setzen andere Länder auf einen kontrollierten Rahmen, um Innovation zu fördern und zugleich Verbraucher und Investoren zu schützen. Die immer wieder auftretenden Pleiten großer Krypto-Unternehmen, Betrugsfälle und Sicherheitslücken verstärken den Ruf nach klaren Regeln weltweit. Experten befürchten, dass eine vollständige Regulierung oder gar Verbote in einigen Staaten die Innovationskraft bremsen könnten, andererseits könnten fehlende Kontrollen das Risiko systemischer Schäden durch Spekulationsblasen bergen. In der Summe zeigt der Fall China sehr gut, wie sich das Spannungsfeld zwischen technologischer Disruption und wirtschaftlicher Realpolitik gestaltet.