Greg Abel hat eine der schwierigsten Aufgaben in der Unternehmenswelt angetreten: die Nachfolge von Warren Buffett als CEO von Berkshire Hathaway. Als langjähriger Vertrauter Buffets und erfahrener Manager steht Abel nun im Rampenlicht, um die Zukunft eines der weltweit größten und erfolgreichsten Investmentunternehmen zu gestalten. Aber was genau wird sich unter seiner Führung verändern? Welche Philosophie wird er beibehalten und wo wird er neue Akzente setzen? Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass Greg Abel und Warren Buffett in vielerlei Hinsicht ähnlich denken, insbesondere wenn es um Investitionen geht. Beide haben eine ausgeprägte Fähigkeit, Schnäppchen in schwierigen Märkten zu erkennen und zu kaufen. Abel hat diese Fähigkeit bereits unter Beweis gestellt, als er in den 2000er Jahren preiswerte Investitionen in den Bereichen Pipeline und Erdgas tätigte, nachdem viele Investoren durch Deregulierungen, wie die Enron-Krise, Fehlbewertungen vornahmen.
Doch während Buffett sich vor allem auf seine außergewöhnliche Fähigkeit verließ, Top-Manager für Berkshire zu identifizieren, bringt Abel eine andere Stärke mit ins Spiel: eine detaillierte operative Betreuung der Unternehmen im Portfolio. Abel wird erwartungsgemäß wesentlich hands-on agieren als sein Vorgänger. Während Buffett eher eine Strategie des delegierenden Investoren war, der sich auf das Setzen von Akquisitionen und das Vertrauen in bewährte Geschäftsführer stützte, wird Abel direkten Einfluss auf die Geschäftsführung der Töchter von Berkshire nehmen. Das zeigt sich etwa in seiner Beziehung zu den Geschäftsführern von Unternehmen wie Brooks Running, die er regelmäßig in Seattle besucht, um Strategien zu diskutieren. Dabei setzt er klare Leistungsziele und zeigt wenig Toleranz für mangelnde Ergebnisse.
Solche regelmäßigen persönlichen Treffen waren bei Buffett unüblich, sodass Abel hier einen stärker operationalen Führungstil einführen dürfte. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass Abel auch das Kapitalmanagement strenger steuert. Mehrere CEOs von Berkshire-Unternehmen berichten, dass es eine Art „Beratungskapitalbudget“ gibt, welches überschrittene Ausgaben unmittelbar eine direkte Rückfrage bei Abel auslösen. Diese Kontrolle über neue Investitionen und Expansionsvorhaben ist ein wichtiger Unterschied zu Buffetts Stil, der in der Regel auf das Vertrauen in seine Manager setzte, ohne in die Details der Investitionsausgaben einzugreifen. Trotz dieser Unterschiede bleibt die Grundstrategie von Berkshire Hathaway unter Abel voraussichtlich unverändert: Das Unternehmen wird weiterhin breit diversifiziert bleiben, um sowohl in wirtschaftlich starken Zeiten als auch in Schwächephasen stabil zu performen.
Dabei setzt Abel auf ein Gleichgewicht verschiedener Branchen, sodass Gewinne in aufstrebenden Sektoren Verluste in anderen ausgleichen können. Diese Strategie hat Buffett über Jahrzehnte zu einem der erfolgreichsten und zugleich risikoarmen Investmentvehikel gemacht und ist Grundpfeiler der Unternehmenskultur. Ein weiterer Schwerpunkt unter der Führung von Greg Abel könnte die verstärkte Aufmerksamkeit für Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sein. Als Vorsitzender von Berkshire Hathaways Energieabteilung (BHE) hat Abel bereits intensiv in erneuerbare Energien investiert und das Wachstum in diesem Segment vorangetrieben. Seine Erfahrung in der Energiebranche und sein Fokus auf langfristige Wertsteigerung könnten dazu führen, dass Berkshire Hathaway in Zukunft vermehrt grüne Technologien fördert und gleichzeitig die Ökobilanz seiner Geschäftstätigkeiten weiter verbessert.
Die Börse und Investoren blicken gespannt auf die Entwicklungen unter Abel. Die Tatsache, dass er seit Jahren als Buffets Nachfolger gehandelt wird, schafft eine große Erwartungshaltung. Doch Abel hat trotz des immensen Drucks bereits bewiesen, dass er pragmatisch mit Herausforderungen umgeht und einen kühlen Kopf bewahrt. Seine Fähigkeit, auch in volatileren oder schwierigen Märkten kluge Investitionsentscheidungen zu treffen, gibt Grund zur Zuversicht, dass Berkshire Hathaway auch in Zukunft ein solides Wachstum erzielen wird. Darüber hinaus wird es interessant sein zu beobachten, wie Abel die Unternehmenskultur bei Berkshire weiterentwickelt.
Buffett ist bekannt für seine locker-entspannte Führung, die auf Vertrauen und Dezentralisierung setzt. Abel könnte hier einen stärkeren Fokus auf Performance und Effizienz legen, ohne jedoch das familiäre und innovationsfördernde Klima zu gefährden, das viele Mitarbeiter und Führungskräfte schätzen. Auch das Thema Digitalisierung könnte unter Abel stärker in den Fokus rücken. In den vergangenen Jahren hat Berkshire Hathaway bei einigen Geschäftsbereichen begonnen, Technologien nutzbringend zu integrieren. Als jemand, der sich intensiv mit den operativen Details beschäftigt, könnte Abel digitale Transformationsprozesse vorantreiben und damit die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Unternehmen erhöhen, ohne die für Berkshire charakteristische konservative Risikobereitschaft zu vernachlässigen.