Die Dynamik auf dem globalen Finanzmarkt zeigt deutlich, dass Kryptowährungen längst keine Randerscheinung mehr sind, sondern immer stärker in den Mittelpunkt traditioneller Investmentstrategien rücken. Exchange Traded Notes (ETNs), die speziell mit Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum gekoppelt sind, spielen dabei eine maßgebliche Rolle. Großbritannien als bedeutender Finanzplatz hat jüngst einen Schritt getan, der signalisiert, dass es an dieser Entwicklung nicht vorbeigehen will. Die britische Finanzaufsichtsbehörde FCA (Financial Conduct Authority) hat angekündigt, Anträge für die Listung von unleveraged, krypto-unterstützten ETNs zu akzeptieren – doch mit einer entscheidenden Einschränkung: Diese Produkte dürfen ausschließlich professionellen Investoren zugänglich gemacht werden, während Privatanleger weiterhin ausgeschlossen bleiben. Dieser Kurswechsel markiert eine vorsichtige Annäherung an den Krypto-Markt, der im internationalen Vergleich immer weiter öffnet.
Lange Zeit galt Großbritannien als strenger Regulator gegenüber Kryptowährungsprodukten, insbesondere im Bereich der börsengehandelten Anlageinstrumente. Das vollständige Verbot für den Handel von Krypto-ETNs durch Kleinanleger war eine klare Linie, um Risiken abzuwehren, die mit der Volatilität und dem noch immer wenig regulierten Umfeld digitaler Assets einhergehen. Doch solche Maßnahmen bedeuteten zugleich, dass britische Privatanleger auf ausländische Märkte angewiesen sind, um an dieser Anlageklasse teilzuhaben – mit allen damit verbundenen Unsicherheiten und Sicherheitsproblemen, die unregulierte Börsen mit sich bringen.Der Verantwortliche der Europäischen ETF-Gruppe ETC Group, Bradley Duke, äußerte sich klar dazu, dass der London Stock Exchange (LSE) ein wichtiger Handelsplatz sei, weshalb eine Listung der Krypto-ETNs geplant sei. Gleichwohl appelliert er an die Regulierungsbehörden, bald auch über die Beschränkung auf professionelle Investoren hinauszugehen und eine Zugänglichkeit für den Einzelhandel zu ermöglichen.
Dieser Wunsch wird von weiteren Marktakteuren geteilt: Unternehmen wie CoinShares oder WisdomTree erhoffen sich durch die Kooperation mit der FCA und der LSE nicht nur neue Handelsmöglichkeiten, sondern auch ein sichereres Umfeld für Investoren. Der Umstand, dass sich die FCA nun generell offen zeigt, sei ein sehr positives Signal, so Menno Martens von VanEck, der ebenfalls eine mögliche Listung von Krypto-ETNs in Großbritannien prüft.Der internationale Vergleich verdeutlicht die Zurückhaltung des Vereinigten Königreichs. In Europa, Australien, Brasilien, Kanada und vor allem den USA sind Krypto-ETPs (Exchange Traded Products) für Privatanleger längst zugänglich. In den USA haben Spot-Bitcoin-ETFs seit Jahresbeginn Milliarden an Kapital angezogen, was den Bitcoin-Preis zeitweise auf Rekordhöhen von über 73.
000 US-Dollar steigen ließ. Die Öffnung der britischen Märkte für professionelle Investoren markiert einen Schritt in die richtige Richtung, gleichzeitig wird die restriktive Haltung gegenüber Kleinanlegern als ein Wettbewerbsnachteil wahrgenommen. Kritiker der aktuellen Regulierung verweisen auf die Inkonsistenz, dass Privatanleger nach wie vor direkt auf Krypto-Börsen investieren können, trotz der oft komplexen technischen Hürden wie Verwaltung von digitalen Wallets oder der Gefahr von Hacks und Betrug. Dabei erhöhen regulierte Krypto-ETNs den Schutz für Anleger durch klare Preisbildung, Transparenz und Sicherheit, die etablierte Handelsplätze mitbringen. Pawel Janus von ETFbook bezeichnet die Regulierung diesbezüglich als widersprüchlich und fordert, dass Anleger die Möglichkeit erhalten sollten, über regulierte Produkte zu investieren, die im Vergleich eine bessere Struktur bieten.
Eine Vielzahl von Branchenexperten und Marktteilnehmern drängt daher auf eine Neubewertung des derzeitigen Retail-Verbots. Hector McNeil von HANetf hebt hervor, dass das aktuelle Vorgehen zwar ein Fortschritt sei, der Zugang für professionelle Investoren aber zu exklusiv bleibt. Nach seinem Vorschlag könnte beispielsweise ein Zugangsmodell wie bei komplexen Finanzinstrumenten, etwa gehebelten ETFs, entwickelt werden, bei dem nur gut informierte und risikobewusste Privatinvestoren über Broker Zugang erhalten. Solche Gatekeeper-Funktionen stellen sicher, dass verantwortungsvoll investiert wird und die Anleger ausreichend aufgeklärt sind.Der Ruf nach einer liberaleren Politik wird zudem durch die ambitionierten Pläne der britischen Regierung untermauert, insbesondere unter Premierminister Rishi Sunak, das Land als digitalen Finanzhub zu etablieren.
Tim Bevan von ETC Group betont, dass eine Erlaubnis für Privatanleger, regulierte Krypto-ETPs zu handeln, nicht nur den Brexit-bedingten Wettbewerbsrückstand gegenüber anderen Finanzzentren verringern, sondern auch den Ruf Großbritanniens als Innovationsführer im Fintech-Bereich stärken könnte. Die Verbesserung der Zugangsbedingungen für Krypto-Investments würde dem Finanzplatz helfen, neue Kapitalströme anzuziehen und mehr Vertrauen in digitale Anlageprodukte zu schaffen.Die Herausforderung für die FCA besteht darin, einen Ausgleich zu finden zwischen dem Schutz der Anleger vor den Risiken eines volatilen und teilweise unregulierten Marktes und der Förderung von Innovation und Wettbewerbsfähigkeit im Finanzsektor. Die Entscheidung, Krypto-ETNs nur professionellen Investoren zugänglich zu machen, spiegelt die Sorge wider, dass unerfahrene Privatanleger unkontrolliert hohe Verluste erleiden könnten. Doch gleichzeitig ist es unabdingbar, dass eine gezielte Öffnung begleitet wird von angemessenen Aufklärungsmaßnahmen und robusten Aufsichtsstrukturen, um Verbraucherschutz und Marktexpansion in Einklang zu bringen.