Der Traum vom eigenen PC gehört für viele in den 90er Jahren zu einer prägenden Erfahrung, die nicht nur technisches Interesse weckt, sondern auch den Grundstein für spätere Karrieren in der IT legt. Für mich begann diese Reise bereits 1993, als ich gerade 14 Jahre alt war und die Welt der Computer mich sofort in ihren Bann zog. Es war eine Zeit, in der PCs in vielen Haushalten noch eine Seltenheit und vor allem eine kostspielige Investition bedeuteten. Meine Mutter, eine alleinerziehende Frau, schaffte es dennoch, uns einen eigenen PC zu ermöglichen, was für uns Brüder, Aurelien und mich, die Tür zu einer anderen Welt öffnete. Die Begeisterung, die ich dabei empfand, hat mich bis heute nicht losgelassen – ganz im Gegenteil, sie hat sich zu einem umfassenden Restaurierungsprojekt eines echten Kindheitstraums entwickelt: den IBM PS/1 2168, der endgültige Traum-PC eines damals jugendlichen Computerfans.
Die frühen Jahre am PC waren geprägt vom Entdecken und Experimentieren. Wir lernten die Architektur eines damals noch relativ jungen Systems kennen, beschäftigten uns mit der Speicherverwaltung über Dateien wie CONFIG.SYS und AUTOEXEC.BAT, fügten ISA-Karten hinzu und verbrachten Stunden mit Grafikprogrammen wie Deluxe Paint. Natürlich waren es auch die Spiele, die uns fesselten: Klassiker wie Dune II, Syndicate und Day of the Tentacle.
Diese frühen Erfahrungen waren der Beginn einer Leidenschaft und haben zweifellos auch meine berufliche Laufbahn als Ingenieur beeinflusst.Doch die Realität hielt nicht immer, was die Verkaufsversprechen versprachen. Im Jahr 1994 musste ich erkennen, dass unser PC, ein angeblicher Cyrix 486SLC mit 25 MHz, in Wahrheit ein 386er war, der nur mit großer Mühe aktuelle Spiele wie DOOM oder Strike Commander auf niedrigsten Einstellungen zum Laufen brachte. Der Nachbar hingegen besaß einen echten IBM PS/1 2168 mit einer 486DX2-66MHz CPU, auf dem Spiele butterweich liefen – ein Kontrast, der mir den Wunsch weckte, genau solch einen Rechner irgendwann selbst zu besitzen.Der IBM PS/1 2168 war mehr als nur ein PC.
Als Teil von IBMs 30-Modell-Reihe, die im März 1993 vorgestellt wurde, verkörperte er Design und technische Innovation für Heimanwender. Der Mini-Tower bot nicht nur eine praktische Tragefunktion mit Griff für LAN-Partys, sondern präsentierte sich mit abgerundeten Ecken und einer cleveren Frontgestaltung, die unter anderem Schiebepaneele für das verstecken von veralteten Laufwerken enthielt. Diese Designfeatures verliehen dem PS/1 einen freundlichen, fast wertigen Charakter, der sich deutlich von den damals üblichen klobigen PC-Kästen abhob und eine klare Ansage für Qualität und Benutzerfreundlichkeit machte.Eine weitere Legende des IBM PS/1 war seine Tastatur. Die sogenannten Model M-Tastaturen gelten als die besten je gebauten mechanischen Tastaturen.
Mit ihrem unverkennbaren Klick-Geräusch und der robusten Bauweise sind viele Sammler und Technikbegeisterte bis heute Fan davon, nicht zuletzt wegen der präzisen Haptik. Für mich war die Tastatur ein Symbol für Qualität und Langlebigkeit – eine Eigenschaft, die beim heutigen schnellen Konsum von Technikprodukten oft verloren geht.Neben dem Design überzeugte der PS/1 auch durch seine benutzerfreundliche und umfangreiche Dokumentation. Während viele PC-Clones mit minimaler oder gar keiner Anleitung ausgeliefert wurden, setzte IBM Maßstäbe mit detaillierten Handbüchern, die sowohl Wartung als auch Aufrüstung erklärten. Diese Art der Dokumentation vermittelte den Usern ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle über ihre Maschinen – ein Qualitätsmerkmal, das heute wieder mehr geschätzt wird.
Die Erweiterungsmöglichkeiten des PS/1 waren ebenfalls bemerkenswert. Während PC-Klone oft fest verlötete Komponenten hatten, bot der PS/1 zahlreiche Optionen: Ein Intel Overdrive-Sockel ermöglichte den CPU-Tausch, zusätzliche Slots standen für RAM, VRAM und L1-Cache zur Verfügung. Besonders waren die vielen verfügbaren Erweiterungssteckplätze und Laufwerksschächte, die schon im Modellnamen codiert sind: die Zahlen „6“ und „8“ weisen auf die Anzahl der Einschübe beziehungsweise ISA-Steckplätze hin. Dies spiegelte IBMs Anspruch wider, einen flexiblen und zukunftssicheren PC zu bauen.Den passenden 2168 zu finden, war für mein Vorhaben nicht einfach.
Drei Jahrzehnte nach der Markteinführung sind viele Modelle entweder defekt, beschädigt oder schlicht verschwunden. Gleichzeitig erfreut sich das Gerät unter Liebhabern großer Beliebtheit, was den Markt eng macht. Nach intensiver Suche auf Plattformen wie eBay hatte ich schließlich das Glück, ein gut erhaltenes Modell aus Finnland zu ergattern: einen PS/1 2168-594 mit einem 486DX2-66 MHz Prozessor, der sogar noch mit Windows 3.1 lief. Besonders wichtig war die Originalverpackung einschließlich der stabilisierenden grauen Basis, die nicht nur Stabilität, sondern auch den typischen IBM-Farblook komplettierte.
Das war ein Glücksfall für mein Projekt, denn die Originalität spielte eine große Rolle.Nach dem Empfang des Systems begann die detailverliebte Restaurierung. Dies beinhaltete das vorsichtige Auspacken und Reinigen der Komponenten, das Überprüfen aller Steckverbindungen und den Austausch von Verschleißteilen. Ein wichtiger Schritt war die Installation von PC-DOS 7, das zur Software-Grundlage wurde und es ermöglichte, legendäre Spiele wie DOOM auch in der maximalen Leistung zu erleben. Dabei zeigten sich typische Probleme, beispielsweise mit dem Diskettenlaufwerk, das oft eine Herausforderung bei alten Systemen darstellt.
Doch mit Geduld und Geschick ließen sich diese Hürden überwinden.Die Aufrüstung des 486-Systems durch den Wechsel der CPU oder das Hinzufügen von L2-Cache war ein weiteres Highlight. Diese Features verbesserten die Performance erheblich und brachten den PS/1 auf ein Niveau, das selbst für heutige nostalgische Spieler beeindruckend ist. Ebenfalls bedeutend war der Einbau einer Soundkarte und eines CD-ROM-Laufwerks, wodurch die Multimedia-Erfahrung stark verbessert wurde. Durch diese Schritte erwachte der alte Rechner zu neuem Leben und bot ein modernes Retro-Erlebnis.
Die Verbindung des PS/1 ins Netzwerk zeigte, wie fortschrittlich das System für seine Zeit war. Trotz seines Alters ließ sich das Gerät mit modernen Mitteln verbinden und bot so die Möglichkeit, Datenübertragungen und sogar Spiele mit Freunden zu genießen. Dies unterstreicht, wie viel Technik und Potenzial damals bereits verbaut wurde und welchen Stellenwert der PC bei den Nutzern innehatte.Die Restaurierung des IBM PS/1 2168 ist nicht nur eine Reise in die Vergangenheit, sondern auch eine Hommage an die Ingenieurskunst und die Leidenschaft für Technik. Es zeigt, wie langlebig und wertvoll hochwertige Produkte sein können und wie ein Modell von damals auch heute noch Freude bereitet.
Für mich war es eine Möglichkeit, meinem jüngeren Ich einen Traum zu erfüllen – einen PC, der nicht nur Instrument, sondern auch Symbol meiner Kindheit war.Heute, wenn ich den PS/1 einschalte, erlebe ich noch immer die Faszination von damals: das mechanische Klacken der Tastatur, die nostalgischen Klänge der Spiele und die technische Eleganz eines Systems, das in so vielen Belangen seiner Zeit voraus war. Dieses Projekt hat mir nicht nur technische Herausforderungen bereitet, sondern auch wertvolle Erinnerungen und Inspiration für die Zukunft geschenkt. Wer einmal einen IBM PS/1 2168 zu schätzen gelernt hat, versteht, warum er in der Retrowelt einen legendären Status innehat und warum es sich lohnt, Technikgeschichte lebendig zu halten.