Kotlin hat sich seit seiner Einführung zu einer der meistgenutzten Programmiersprachen weltweit entwickelt. Mit mittlerweile 2,5 Millionen aktiven Entwicklern zeigt das Ökosystem rund um die Sprache eine stetige und dynamische Evolution. Die KotlinConf 2025 stellte eindrucksvoll unter Beweis, dass JetBrains mit der Sprache Kotlin auch in Zukunft neue Maßstäbe setzen möchte – vor allem hinsichtlich moderner Sprachfeatures, der Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in den Entwicklungsprozess sowie fundamentalen Verbesserungen im Bereich Kotlin Multiplatform. Eine der wichtigsten Ankündigungen auf der Konferenz war die bevorstehende Veröffentlichung von Kotlin 2.2, die durch eine Vielzahl von neuen Features und erheblichen Performancegewinnen überzeugt.
Das neue K2-Kompiler-System wird dabei zum Standard in IntelliJ IDEA 2025.1, was eine drastische Reduktion der Kompilierzeit von über 40 Prozent ermöglicht. Besonders beeindruckend ist hier der Beweis anhand des IntelliJ-Monorepos, das über zwölf Millionen Zeilen Kotlin-Code umfasst und dessen Kompilierung dadurch signifikant beschleunigt wird. Diese Optimierung hilft Entwicklern, schneller Feedback zu erhalten, ereignisreiche Entwicklungszyklen zu erleben und letztlich produktiver zu arbeiten. Neben der Performanceverbesserung zielt Kotlin 2.
2 auch darauf ab, die Sprache ergonomischer und sicherer zu gestalten. Die neuen Sprachfeatures drehen sich vor allem um eine verbesserte Typensicherheit und eine Optimierung der Sprachstruktur. So wird etwa das namensbasierte Destructuring eingeführt, das Entwicklern mehr Flexibilität und Klarheit beim Umgang mit Datenstrukturen bietet. Parallel dazu wurden Konzepte wie erweiterte Nullbarkeit und reichhaltigere Fehlermeldungen (rich errors) integriert. Diese helfen dabei, potenzielle Fehlerquellen frühzeitig zu erkennen und auszuschließen.
Ein weiteres Highlight ist die Unterstützung für sogenannte Must-use Return Values, die Entwickler zwingt, wichtige Rückgabewerte tatsächlich zu verwenden und damit unbewusste Logikfehler zu vermeiden. Ein weiteres starkes Thema, das auf KotlinConf 2025 hervorgehoben wurde, ist die Rolle von KI in der Softwareentwicklung mit Kotlin. JetBrains hat mit der Einführung von Koog einen brandneuen Open-Source-Framework vorgestellt, mit dem KI-gesteuerte Agenten in Kotlin entwickelt werden können. Koog erleichtert die Entwicklung komplexer KI-Workflows und bietet dabei vorgefertigte Patterns, die förmlich dazu einladen, sinnvolle und zuverlässige KI-basierte Anwendungen zu erstellen. Die Kombination der Leistungsfähigkeit großer Sprachmodelle mit Kotlin als expressiver Programmiersprache eröffnet vielseitige Anwendungsmöglichkeiten – von intelligenten Chatbots bis hin zu KI-gestützten Automatisierungen.
Darüber hinaus wurde die Entwicklung von JetBrains’ eigenen LLM (Large Language Model) namens Mellum bekanntgegeben, das speziell für die Anforderungen von Coding-Tasks optimiert wurde. Mellum bietet eine besonders schnelle und präzise Codevervollständigung und ist ab sofort Open Source, weshalb auch die Forschungsgemeinschaft und Entwickler außerhalb von JetBrains davon profitieren können. Die Integration von Künstlicher Intelligenz macht sich in den JetBrains-IDE-Lösungen bemerkbar, wo Nutzer nun kontextbezogene Hilfestellungen bekommen. Neuerungen wie das Chatten mit der KI innerhalb der IDE, projektbezogene Fragen oder situationsabhängige Antworten unterstützen Entwickler in ihrem Alltag und erhöhen damit die Produktivität signifikant. Nicht zuletzt kündigte JetBrains auch Junie an – eine weitere KI-gesteuerte Codierungsagentur, die komplexe Entwicklungsaufgaben über verschiedenste Kotlin-Anwendungsbereiche hinweg ausführen kann.
Junie wird bald als Early Access Program (EAP) auf GitHub verfügbar sein, was Neugierigen die Möglichkeit gibt, frühzeitig zu experimentieren und Feedback zu liefern. Ein weiterer Schwerpunkt der KotlinConf 2025 lag auf dem Thema Kotlin Multiplatform (KMP). Die stetige Weiterentwicklung dieser Technologie macht Kotlin zu einem echten Multitalent für plattformübergreifende Softwareentwicklung. Neu ist ein eigens entwickeltes KMP-Plugin für IntelliJ IDEA und Android Studio, das die Nutzung und Konfiguration erheblich erleichtert und den Workflow der Entwickler verbessert. Besonders hervorzuheben ist die Stabilität des Compose Multiplatform-Frameworks für iOS, das nun als produktionsreif gilt.
Durch native Funktionen wie reibungsloses Scrollen, iOS-typische Texteingabe, Drag-and-Drop sowie variable Schriftarten und natürliche Gesten bietet es eine qualitativ hochwertige User Experience auf Apple-Geräten. Zusätzlich wird die Iteration für die Benutzeroberfläche durch die Einführung von Compose Hot Reload enorm beschleunigt. Entwickler können Änderungen an der UI vornehmen und diese sofort ohne Neustart oder Datenverlust sehen. Dies trägt zu einem deutlich flüssigeren und produktiveren Entwicklungsprozess bei. Parallel zu diesen Fortschritten beim mobilen Multiplattform-Development gibt es auch signifikante Fortschritte im Web-Umfeld.
Die Compose Multiplatform für Web wird kontinuierlich verbessert und nähert sich der Feature-Parität mit anderen Plattformen an. Auch die Kotlin-Integration in WebAssembly (Wasm) zeigt vielversprechende Entwicklungen: schnellere inkrementelle Builds, kleinere Binarygrößen und eine verbesserte Entwicklererfahrung sind hier die Vorboten, dass bald eine Beta-Veröffentlichung zu erwarten ist. Der Backend-Bereich ist ein weiterer wichtiger Fokus der KotlinConf 2025. Kotlin hat sich dort längst etabliert, fast die Hälfte aller Kotlin-Entwickler nutzen die Sprache für serverseitige Anwendungen. Um diesen Trend weiter zu fördern, hat JetBrains eine strategische Partnerschaft mit dem Spring Framework angekündigt.
Ziel ist es, Kotlin als Standard für professionelle Backend-Entwicklung weiter zu verankern. Diese Zusammenarbeit fokussiert unter anderem auf volle Null-Sicherheit in Kotlin-Spring-Anwendungen, offizielle Schulungsmaterialien sowie die Optimierung von Kotlin-Reflexion durch die Bibliothek kotlinx.reflect. Ergänzend zu diesem Engagement gibt es bedeutende Updates für das Ktor-Webframework, das in Version 3 jetzt eine bis zu dreifach schnellere I/O-Leistung bietet. Neue Funktionen wie Server-Sent Events und Unterstützung für WebAssembly erweitern die Einsatzmöglichkeiten enorm.
Ktor erfährt große Akzeptanz, mit einer Nutzungssteigerung von 37 Prozent im letzten Jahr, was die enorme Nachfrage nach schnellen und robusten Kotlin-Backendlösungen unterstreicht. Ein weiterer essenzieller Bestandteil des Backend-Ökosystems, die Exposed-Bibliothek zur Datenbankinteraktion, wurde komplett überarbeitet. Das Ergebnis ist eine moderne, erweiterte Lösung mit Unterstützung neuer SQL-Konzepte, verbessertem Dokumentationsumfang und erstklassiger IDE-Integration dank eines neuen Plugins. Diese Upgrades erleichtern Entwicklern die Arbeit mit Datenbanken und steigern die Effizienz enorm. Des Weiteren arbeitet das Team an einem offiziellen Kotlin Language Server Protocol (LSP) und einer zugehörigen Visual Studio Code Extension.
Diese Neuerungen sollen Kotlin für noch mehr Entwickler zugänglich machen, die verschiedene Entwicklungsumgebungen nutzen. Auch wenn die LSP-Implementierung noch in den Anfangsstadien steckt, sind bereits Funktionen wie Code-Vervollständigung, Navigation und erste Quickfixes nutzbar. Ein Alpha-Release ist für Ende des Jahres geplant. Darüber hinaus wächst die Kotlin Foundation mit neuen Mitgliedern wie Block, Inc. und Meta, die das Ziel unterstützen, Kotlin weltweit noch stärker zu verbreiten und das Ökosystem zu fördern.
Mit der erneuten Öffnung des Grants Programms erhalten Open-Source-Projekte aus der Community zusätzliche Unterstützung und Anerkennung, was weiteres Wachstum verspricht. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass KotlinConf 2025 nicht nur die Sprache selbst weiterentwickelt, sondern vor allem den gesamten Entwicklerprozess neu definiert – KI-unterstützt, performanter und plattformübergreifend. Kotlin unterstreicht seinen Anspruch, eine moderne, effiziente und flexible Sprache für alle Anwendungsbereiche zu sein und gleichzeitig Entwickler mit starken Tools und Frameworks zu unterstützen. Durch die Kombination von Sprachevolution, innovativen KI-Lösungen, Multiplatform-Verbesserungen und strategischen Partnerschaften stellt JetBrains sicher, dass Kotlin auch in den kommenden Jahren zur Spitze der Programmierökosysteme gehört und Entwickler weltweit begeistert.