Etsy, die beliebte Online-Plattform für handgefertigte und einzigartige Produkte, hat im ersten Quartal 2025 erneut bewiesen, dass eine starke Marge wesentlich zum Geschäftserfolg beiträgt – selbst angesichts schwieriger Marktbedingungen. Trotz eines deutlichen Rückgangs bei der Anzahl der aktiven Käufer und Verkäufer konnte das Unternehmen seinen Umsatz leicht steigern und die Gewinnerwartungen deutlich übertreffen. Die jüngsten Quartalszahlen werfen einen interessanten Blick auf die aktuellen Entwicklungen bei Etsy, auf die Herausforderungen im E-Commerce-Segment und zeigen zugleich die strategischen Ansatzpunkte des Unternehmens auf. Im Vergleich zum ersten Quartal 2024 fiel der Bruttowarenumsatz (Gross Merchandise Sales, GMS) von Etsy zwar um etwa 6,5 Prozent auf 2,8 Milliarden US-Dollar – ein Zeichen für eine abnehmende Nachfrage und ein rückläufiges Kaufverhalten. Gleichzeitig sank die Zahl der aktiven Käufer auf der Plattform um 3,4 Prozent, während auch die durchschnittlichen Ausgaben pro Käufer um 3,5 Prozent rückläufig waren.
Besonders bemerkenswert ist der Einbruch bei den „habitual buyers“, den Stammkunden, deren Anzahl sogar um 11 Prozent schrumpfte. Zudem verzeichnete Etsy einen starken Rückgang bei den aktiven Verkäufern von 9,1 auf unter 8,1 Millionen. Diese rückläufigen Trends spiegeln eine allgemeine Zurückhaltung der Konsumenten wider, die sich angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten und gestiegener Inflation weniger großzügig zeigen. Dennoch hat Etsy es geschafft, den Umsatz auf 651,2 Millionen US-Dollar leicht zu steigern – und das trotz geringerer Verkaufszahlen. Dies gelingt vor allem durch eine Verbesserung der sogenannten Take Rate, also der Marge, die Etsy aus den Transaktionen erzielt.
Diese stieg im Jahresvergleich von 21,6 Prozent auf 23,3 Prozent. Die stärkeren Margen resultieren maßgeblich aus höheren Verkäufergebühren, aber auch aus einem Wachstum bei den Werbeeinnahmen auf der Plattform sowie der Ausweitung des Zahlungsdienstleistungssegments. Dieser Anstieg der Take Rate zeigt, wie Etsy durch seine wirtschaftliche Effizienz und eine stärkere Monetarisierung des Marktplatzes den Rückgang der Verkaufszahlen kompensiert. Insbesondere das Werbegeschäft entwickelt sich positiv, da immer mehr Verkäufer bereit sind, in bezahlte Anzeigen zu investieren, um ihre Angebote sichtbarer zu machen und so trotz der allgemein schwächeren Nachfrage ihre Umsätze zu stabilisieren. Neben dem Kerngeschäft verzeichnet Etsy auch positive Entwicklungen bei seinen jüngeren Plattformen.
So wächst insbesondere die Depop-App, die sich auf den second-hand Bekleidungsmarkt spezialisiert hat, stark. Die Musikplattform Reverb hingegen wird Etsy verlassen, da das Unternehmen kurz vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen bekannt gab, diese Sparte verkaufen zu wollen. Diese Entscheidung zielte darauf ab, sich verstärkt auf das Hauptgeschäft und wachstumsstarke Bereiche zu konzentrieren. Etsy zeigt sich zudem aktiv auf dem Kapitalmarkt: Während des Quartals kaufte das Unternehmen eigene Aktien im Wert von 189 Millionen US-Dollar zurück, was etwa zwei Prozent der Marktkapitalisierung entspricht. Mit einem liquiden Polster von rund einer Milliarde US-Dollar ist das Management gut aufgestellt, um auch zukünftig opportunistisch Aktienrückkäufe zu tätigen und so den Wert für Aktionäre weiter zu steigern.
Der Ausblick, den Etsy für das zweite Quartal abgibt, ist trotz der Marktunsicherheiten vergleichsweise optimistisch. Das Unternehmen erwartet einen Rückgang bei den Bruttowarenumsätzen in ähnlichem Maße wie im ersten Quartal oder möglicherweise sogar eine leicht bessere Entwicklung. Dies gilt als ein positives Signal angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Herausforderungen und zeigt, dass Etsy mit seinen strategischen Anpassungen auf Kurs bleibt. Die Marktreaktion auf die Quartalszahlen war verhalten positiv. Nach der Veröffentlichung stieg die Aktie zwar zunächst an, konnte die Gewinne aber nicht nachhaltig ausbauen.
Dies spiegelt die ambivalente Lage wider: Einerseits überzeugen starke Margen und solide Finanzergebnisse, andererseits sorgen die rückläufigen Kunden- und Verkaufszahlen sowie externe Risiken wie mögliche Handelszölle für Zurückhaltung bei Investoren. Insgesamt verdeutlicht Etsys Bericht für das erste Quartal 2025, wie wichtig eine nachhaltige Margenstrategie ist, um auch in schwierigen Zeiten Geschäftserfolg zu sichern. Das Unternehmen zeigt, dass es in der Lage ist, trotz eines nachlassenden Wachstums seine Effizienz zu steigern und neue Einnahmequellen zu erschließen. Etsy bleibt damit ein markanter Akteur im Bereich des spezialisierten E-Commerce mit einem starken Fokus auf Verkäufer-Services und Werbemodelle. Die Entwicklung bei Etsy kann auch als ein Spiegelbild der Veränderungen im Online-Handel gesehen werden, wo Konsumenten zunehmend selektiver werden und die Kaufkraft schwankt.
Plattformen, die in der Lage sind, durch innovative Monetarisierung und operative Effizienz ihre Margen zu stärken, haben gute Chancen, sich langfristig in einem wettbewerbsintensiven Umfeld zu behaupten. Für Anleger und Branchenbeobachter bedeutet dies, dass ein genauer Blick auf Etsys Margenentwicklung und die Fähigkeit, trotz rückläufiger Käuferzahlen Umsatz und Gewinn zu steigern, essenziell ist. Die strategischen Entscheidungen rund um Fokusbereiche und finanzielle Stabilität sowie die Investitionen in wachstumsfähige Segmente wie Depop könnten künftig entscheidend sein für den langfristigen Erfolg des Unternehmens. Letztlich zeigt sich, dass Etsy mit einer klaren Fokussierung auf Margenoptimierung und gezieltes Wachstum auf nachhaltige Weise positive Ergebnisse erzielt – ein wertvolles Signal in einem herausfordernden Marktumfeld.