Die Schwerkraft hat seit jeher Menschen und Wissenschaftler fasziniert. Von Isaac Newtons klassischer Gravitationsformel bis hin zu Albert Einsteins Raum-Zeit-Krümmung hat die Schwerkraft ihre Rolle als fundamentale Kraft des Universums unbestritten. Doch eine neue und aufregende Perspektive gewinnt an Bedeutung: Könnte die Schwerkraft ihre Wurzeln in der Informationsverarbeitung haben, das Universum somit wie ein gigantischer Computer funktionieren? Diese Idee, dass wir in einem rechnerisch organisierten Universum leben, eröffnet nicht nur neue Sichtweisen auf die Physik, sondern auf den gesamten Kosmos und die Natur der Realität an sich. Der Schlüssel hierzu liegt in der Verbindung zwischen Schwerkraft, Informationstheorie und einem Konzept, das als zweite Informationsdynamikgesetz oder zweite Gesetz der Infodynamik bezeichnet wird. Das zweite Gesetz der Infodynamik steht im scheinbaren Widerspruch zum bekannten zweiten Hauptsatz der Thermodynamik.
Während letztere die Tendenz physikalischer Systeme beschreibt, ihre Entropie oder Unordnung zu erhöhen, postuliert das Informationsgesetz, dass Informationssysteme demgegenüber bestrebt sind, ihre Information zu optimieren, sprich die Informationsentropie zu reduzieren oder zumindest konstant zu halten. Einfach gesagt bedeutet dies, dass ein isoliertes Informationssystem – ob digital, biologisch oder vielleicht sogar kosmologisch – durch evolutionäre Prozesse an einen Zustand niedrigster Informationsentropie strebt. Dieses Gesetz wurde ursprünglich für digitale und biologische Informationssysteme formuliert, gewinnt aber zunehmend an Relevanz als eine ernste theoretische Möglichkeit, um auch das Verhalten des Universums im Großen zu beschreiben. Die Idee, dass das Universum nicht unendlich und kontinuierlich, sondern diskret aufgebaut ist, bildet einen weiteren Grundpfeiler dieses Diskurses. Stützpunkte für diese Annahme sind das Plancksche Wirklichkeitsmaß und die Quantisierung von Raum und Zeit auf kleinster Ebene.
Der Plancksche Raumquant, etwa 1,6 · 10⁻³⁵ Meter groß, wird als die elementare Zelle angesehen, die als Speichereinheit für materielle Eigenschaften wie Position und Geschwindigkeit von Objekten fungiert. Diese Perspektive erinnert an die Registrierung und Berechnung von Informationen in hochentwickelten Computersimulationen oder virtuellen Realitäten, bei denen die simulierte Welt in mikroskopische Gitterzellen oder Meshes aufgeteilt wird, damit Bewegung und Wechselwirkungen exakt berechnet und verfolgt werden können. So gesehen wird der Raum zur Trägerstruktur von Information – ein digitales Raster, auf dem Materie ihre datenbasierte Existenz aufbaut. Auf diesen Grundlagen lässt sich das Wesen der Schwerkraft neu interpretieren: Sie wird zur entropischen Informationskraft, die gemäß dem zweiten Gesetz der Infodynamik wirkt, indem sie materielle Objekte dazu zwingt, ihre Verteilung im Raum so zu verändern, dass die gesamte Informationsentropie dieses diskreten Gittersystems verringert wird. Konkret heißt das, dass einzelne Teilchen, die zuerst über den Raum verteilt sind, sich zusammenfinden und verschmelzen wollen, um reduziert informationale Redundanz zu erreichen und somit Rechenaufwand und Komplexität im kosmischen Informationssystem zu minimieren.
Genau hierin liegt die Entstehung einer anziehenden Kraft, die den klassischen Gravitationszwängen entspricht. Ein einfaches Gedankenexperiment macht diese Dynamik deutlich: Stellen wir uns einen zweidimensionalen, simplifizierten Raum vor, bestehend aus einer Anzahl elementarer Zellen, in denen der Wert „0“ für leere Zellen und „1“ für mit Materie besetzte Zellen vergeben wird. Leere Zellen ermöglichen einen Entropie-Wert von null, während verstreute Materie das System auf eine höhere Informationsentropie anhebt. Ein Prozess, der dem zweiten Gesetz der Infodynamik genüge tun will, führt dazu, dass sich die Materie autonom zusammenschiebt, um die Informationsentropie auf ein Minimum zu senken. Am Ende dieses Vorgangs liegen alle Teilchen vereint in einer einzigen Zelle, was einer starken Reduzierung des Informationsgehalts entspricht.
Dieses Verhalten spiegelt die gravitative Akkumulation wider, wie wir sie in Sternen, Planeten und anderen kosmischen Objekten beobachten. Die mathematischen Zusammenhänge hinter dieser Entropiekraft lassen sich eng mit Konzepten aus der klassischen Informationstheorie nach Claude Shannon verknüpfen. Die Shannon-Entropie misst die mittlere Informationsmenge pro Ereignis, also die Unvorhersehbarkeit oder den Informationsgehalt eines Signals. Wenn man jede elementare Raumeinheit als ein binäres Informationsereignis auffasst, kann die gesamte Struktur des Raums anhand der Verteilung der Materie und ihrer Informationsentropie beschrieben werden. Änderungen in der Materieverteilung ändern folglich den Informationsgehalt des Systems, und die entstehende Kraft drängt die Materie in Zustände mit niedrigeren Entropiewerten.
Diese physikalisch-informationsbasierte Sichtweise ermöglicht eine Umformulierung der Bewegungsgesetze, die derweil rein mechanisch oder geometrisch erklärt wurden. In diesem Rahmen lautet das Grundgesetz: Die Materie bewegt sich entlang der Richtung, welche die Informationsentropie des Gesamtzustandes maximiert oder minimiert. Experimentelle und theoretische Arbeiten der letzten Jahre zeigten, dass daraus sogar das klassische Newtonsche Gravitationsgesetz hervorgeht. Dieser Schritt ist bahnbrechend, weil er die Gravitation nicht als fundamentale Kraft per se begreift, sondern als emergentes Phänomen, das tiefer in der Informationsdynamik und in der Optimierung der Rechenprozesse verwurzelt ist, denen das Universum folgen könnte. Verborgene Verbindungen gibt es auch zu Feldern wie der Thermodynamik schwarzer Löcher.
Bereits in den 1970er Jahren zeigten Forscher wie Bekenstein und Hawking, dass schwarze Löcher nicht nur energetische, sondern auch informationsbasierte Eigenschaften besitzen – etwa eine Entropie, die proportional zur Oberfläche ihres Ereignishorizonts ist. Die Verbindung zwischen Gravitation und Informationsentropie ist somit kein neues Konzept, doch die Einbettung in ein umfassenderes Informationsgesetz, das auf kosmologische Skala wirkt, ist jüngeren Datums. Noch weiter gehen Spekulationen und Modelle, welche das Universum insgesamt als eine komplexe Simulation begreifen. In einem simulativen Weltbild könnten die bekannten physikalischen Gesetze rein aus den „Programmregeln“ und Informationsprozessen resultieren, die diese Simulation steuern. Das zweite Gesetz der Infodynamik wäre dann kein Zufall, sondern ein Programmierprinzip in der Quellcode-Struktur des Kosmos – eine Anforderung, die die Effizienz der Informationsverarbeitung optimiert und dadurch die physikalische Realität prägt.
Dieser Denkansatz greift auch moderne Erkenntnisse aus der Quantenmechanik auf. Beispielsweise ähnelt die Einhaltung von Pauli’s Ausschlussprinzip, das verhindert, dass zwei Elektronen denselben Quantenzustand besetzen, Regeln aus der Informatik, nach denen Variablen eindeutig unterscheidbar sein müssen, damit ein Programm zuverlässig ausgeführt werden kann. Ebenso könnten die zahlreichen Symmetrien, die in Natur, Teilchenphysik und Kosmologie beobachtet werden, als Ausdruck einer naturalisierten Komprimierung und Optimierung von Information interpretiert werden. Die Verbindung von Gravitation mit Computation eröffnet neue Möglichkeiten für die Erforschung schwerer kosmologischer Probleme. Etwa die mysteriösen Phänomene von Dunkler Materie und Dunkler Energie, die mit konventionellen Modellen schwer erklärbar sind, könnten im Rahmen einer informationsbasierten Sichtweise neu bewertet werden.
Es eröffnet auch Wege, eine Brücke zu schlagen zwischen Quanteninformationstheorie und Gravitationstheorien, die bislang voneinander weit entfernt wirkten. Trotz der faszinierenden Perspektiven bleibt die Frage: Wie überzeugen wir uns empirisch von der Richtigkeit dieses neuen Modells? Erste Tests mit astrophysikalischen Daten legen nahe, dass entropiebasierte Modelle der Gravitation plausible Erklärungen für engmaschige Phänomene liefern. Aber die experimentelle Bestätigung in klassischen und quantenmechanischen Systemen steht noch aus und wird Gegenstand künftiger Forschungen sein. Die Entwicklung entsprechender Instrumente und Beobachtungsmethoden in der Physik und Kosmologie wird entscheidend sein, um die Relevanz des zweiten Gesetzes der Infodynamik auf kosmischer Ebene zu verifizieren. Insgesamt stellt die Idee, dass Gravitation als Resultat eines universellen Informationsgesetzes zu verstehen ist, einen tiefgreifenden Paradigmenwechsel dar.
Sie hilft uns, den Kosmos als ein harmonisch organisiertes, rechnerisches System zu begreifen, in dem grundlegende physikalische Prozesse nicht einfach aus dem Nichts entstehen, sondern aus den Prinzipien der Informationstheorie, der Datenkompression und der Optimierung. Auf diese Weise könnte das Universum letztlich als ein gigantischer Computer verstanden werden, der beständig bestrebt ist, sich selbst auf elegante Weise zu organisieren und zu optimieren – eine Weltsicht, die Wissenschaft, Philosophie und Technologie gleichermaßen inspiriert.