Das Universum, unser unermessliches Zuhause im Kosmos, steht möglicherweise vor einem früheren Ende als bislang angenommen. Neue Untersuchungen von Wissenschaftlern der Radboud-Universität in den Niederlanden haben die geschätzte Lebensspanne des Universums drastisch verkürzt, was einige grundlegende Vorstellungen über dessen Zukunft infrage stellt. Doch die Botschaft ist nicht unbedingt bedrohlich, da die Zeitspanne bis zum möglichen Ende des Universums immer noch unfassbar groß ist. Lange Zeit ging man in der Kosmologie davon aus, dass das Universum in etwa 10 hoch 1100 Jahren sein Ende finden könnte – eine Zahl mit 1.100 Nullen.
Die neue niederländische Studie korrigiert diese Schätzung erheblich nach unten. Die Forscher sprechen nun von einer Lebensdauer von ungefähr 10 hoch 78 Jahren, eine Zahl, die zwar deutlich kleiner ist, aber immer noch jenseits jedes menschlichen Vorstellungsvermögens liegt. Im Zentrum dieser Forschung steht die Untersuchung sogenannter weißer Zwerge, der langlebigsten bekannten Himmelskörper im Universum. Ein weißer Zwerg ist der Überrest eines Sterns, der seine nukleare Aktivität eingestellt hat und langsam auskühlt. Die Wissenschaftler beschäftigten sich mit der Frage, wie lange diese letzten Sternenreste im Kosmos Bestand haben und wie lange sie theoretisch bestehen können, bevor sie endgültig „verdampfen“.
Als Grundlage dienten ihnen die theoretischen Überlegungen des britischen Physikers Stephen Hawking, nach dem Schwarze Löcher aufgrund einer Form von Strahlung, der sogenannten Hawking-Strahlung, über immense Zeiträume hinweg langsam an Masse verlieren und schließlich verschwinden. Die Niederländer übertrugen diese Theorie erstmals auf andere astronomische Objekte und entwickelten daraus eine Methode, die Lebensdauer von Himmelskörpern anhand ihrer Dichte zu berechnen. Das Ergebnis zeigt, dass weiße Zwerge, so langlebig sie auch sind, durch ähnliche Prozesse im Laufe von unvorstellbar langen Zeiträumen zerfallen werden. Da das Ende des Universums von der Existenz dieser letzten Himmelskörper markiert wird, rückt somit der Zeitpunkt des kosmischen Endes deutlich näher. Diese Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf die Frage, wie das Universum enden wird.
Bislang galten verschiedene Theorien, von der ewig andauernden Expansion bis hin zu einem finalen Kollaps, als mögliche Szenarien. Die Forschung aus den Niederlanden ergänzt diese Diskussion, indem sie die Stabilität der langlebigsten Materie im Kosmos ins Zentrum rückt. Eine weitere entscheidende Rolle spielt die mysteriöse dunkle Energie, die etwa 70 Prozent der gesamten Energie des Universums ausmacht. Erst kürzlich berichteten Forscher von Beobachtungen, die darauf hindeuten, dass diese Energieform möglicherweise schwächer wird. Während das Konzept der dunklen Energie lange Zeit den ewigen und stetigen Ausbau des Universums begünstigte, eröffnen neue Daten nun die Möglichkeit, dass die Expansion des Kosmos eines Tages zum Stillstand kommen und das Universum in sich zusammenfallen könnte – ein Ereignis, das als „Big Crunch“ bezeichnet wird.
Der Gedanke eines kollabierenden Universums klingt dramatisch, doch auch hier gibt es keinen Grund zur Panik für die Menschheit. Selbst wenn der große Kollaps eintreten sollte, liegen solche Ereignisse in einem Zeitrahmen, der Milliarden oder sogar Billionen von Jahren in der Zukunft liegt. Zudem dürfte die Erde, so wie wir sie kennen, schon viel früher unbewohnbar werden. In etwa einer Milliarde Jahren wird die Sonne so heiß, dass sie die Lebensgrundlagen auf unserem Planeten zerstört, und in ungefähr acht Milliarden Jahren wird sie sich zu einem Roten Riesen aufblähen und die Erde letztlich verschlingen. Diese langfristigen Perspektiven zeigen, dass das Ende des Universums, trotz der verkürzten Zeitspanne, für die heutige Generation von Menschen keine unmittelbare Bedrohung darstellt.
Vielmehr bietet die Forschung wertvolle Einblicke in die grundlegenden Mechanismen, die den Kosmos formen und bestimmen. Die wissenschaftlichen Anstrengungen zur Erforschung der dunklen Energie und des Universums gehen weltweit weiter. Das europäische Weltraumobservatorium ESA hat mit der 2023 gestarteten Euclid-Mission eine leistungsfähige Raumsonde ins All geschickt, die mit modernster Technologie den Einfluss der dunklen Energie auf das Universum kartiert. Die Euclid-Sonde besitzt eine hochauflösende Kamera und ein Infrarot-Spektrometer, mit denen sie tief in die Strukturen des Universums hineinblickt. Zusätzlich arbeitet die Vera-C.
-Rubin-Sternwarte in Chile an detaillierten Beobachtungen, die helfen sollen, die Dynamik der kosmischen Expansion besser zu verstehen. Gemeinsam mit anderen Forschungsprojekten tragen diese Initiativen dazu bei, die theoretischen Modelle über das Schicksal des Universums zu verfeinern und vielleicht eines Tages endgültige Antworten zu liefern. Die Faszination über das Ende des Universums liegt nicht nur in der wissenschaftlichen Herausforderung, sondern auch in der existenziellen Bedeutung dieser Fragestellung. Ob das Universum ewig expandiert, in einem kalten, leer werdenden Kosmos endet, oder ob es zu einem „Big Crunch“ zurückkehrt, spiegelt die Suche der Menschheit wider, die eigenen Wurzeln und das Schicksal im kosmischen Maßstab zu begreifen. Ein besseres Verständnis von Hawking-Strahlung, dunkler Energie und den Eigenschaften von weißen Zwergen könnte zudem dazu führen, dass wir eines Tages Technologien oder Konzepte entwickeln, die heute noch wie Science-Fiction anmuten.