Die Nachricht hat viele Modebegeisterte überrascht: Forever 21, die einstige Ikone der Fast-Fashion-Branche, schließt alle seine Filialen in den Vereinigten Staaten. Bis Anfang Mai 2025 sollen alle 354 gemieteten Geschäfte ihre Türen für immer schließen. Dies markiert einen bedeutenden Wandel in einem Unternehmen, das viele junge Käufer über Jahrzehnte hinweg mit trendiger, günstiger Mode versorgt hat. Doch was steckt hinter diesem drastischen Schritt? Und was bedeutet das für die Kunden? Es lohnt sich, einen genaueren Blick auf die Gründe und Konsequenzen dieses Ausstiegs aus dem stationären Einzelhandel zu werfen. Forever 21 hat am 16.
März 2025 Insolvenz nach Chapter 11 beim US-Bankgericht im District of Delaware angemeldet. In der Pressemitteilung des Unternehmens wurde deutlich, dass die wirtschaftlichen Herausforderungen vielfältig sind. Steigende Kosten, verschärfter Wettbewerb und veränderte Verbrauchertrends haben die Nachhaltigkeit des Unternehmens- und Geschäftsmodells massiv belastet. Besonders die Inflation seit 2021 wirkt sich signifikant auf die Kostenstruktur von Forever 21 aus. Höhere Ausgaben für Inventar, Transport, Lagerhaltung und Löhne lasten schwer auf den Finanzen.
Doch das ist nicht der einzige Faktor. Ein zusätzlicher Wettbewerbsdruck entsteht durch die steigende Präsenz ausländischer Fast-Fashion-Anbieter wie Temu und Shein. Diese nutzen geschickt eine gesetzliche Ausnahmeregelung, die sogenannte de-minimis-Ausnahme, aus: Waren mit einem Wert unter 800 US-Dollar sind zollfrei. Dadurch können sie ihre Produkte zu günstigen Konditionen importieren und ihre Endpreise niedrig halten. Forever 21 hingegen muss Zölle zahlen und hat somit das Nachsehen im Preiskampf.
Das Ergebnis ist ein enger werdendes Marktumfeld, in dem es für traditionelle Anbieter immer schwieriger wird, konkurrenzfähig zu bleiben. Die unmittelbare Folge dieser Entwicklung ist die Entscheidung, die stationären US-Geschäfte aufzugeben. Bereits ab dem 1. April 2025 haben viele Filialen mit den Schließungen begonnen, und bis zum 1. Mai sind alle 354 Standorte geschlossen.
Laut Gerichtsdokumenten und Mitteilungen an die Öffentlichkeit weitet sich die Schließung somit schnell auf das gesamte US-Geschäft aus. Bestandskunden der Marke müssen zudem mit Einschränkungen rechnen: Forever 21 akzeptiert seit dem 15. April 2025 keine Geschenkkarten mehr und auch keine Guthaben aus dem Geschäft. Refundierungen und Umtauschmöglichkeiten wurden ebenfalls eingestellt. Diese Maßnahmen sind typisch in Insolvenzverfahren, bei denen die verfügbaren finanziellen Mittel sehr begrenzt sind und der Fokus auf einer geordneten Abwicklung liegt.
Trotz des Schmerzes, den viele Fans der Marke empfinden, gibt es für das globale Unternehmen noch einen Silberstreif am Horizont. Die internationale Präsenz von Forever 21 bleibt unangetastet – die Außenstellen in anderen Ländern sind weiterhin geöffnet. Ein Sprecher von Authentic Brands, dem globalen Betriebsführungsunternehmen, zeigt sich jedenfalls zuversichtlich hinsichtlich der Zukunft von Forever 21. Jarrod Weber, Global President for Lifestyle bei Authentic Brands, betonte, dass die Marke nach wie vor sehr bekannt und beliebt ist und das Unternehmen an einer neuen Balance zwischen Online-Handel, Großhandel und stationären Geschäften arbeitet. Dies lässt spekulieren, dass Forever 21 verstärkt auf E-Commerce und Partnerschaften setzen könnte, um die Marke fortzuführen und anzupassen.
Für Verbraucher bedeutet das vor allem, dass der Einkauf im stationären Laden bald der Vergangenheit angehört. Kunden, die bislang gerne direkt vor Ort nach Schnäppchen oder neuen Modetrends gesucht haben, müssen sich an den Online-Shop oder an internationale Filialen wenden. Die Online-Präsenz bietet zwar weiterhin Zugang zu Produkten, aber die Erfahrung vor Ort, das Anprobieren und die sofortige Verfügbarkeit fallen weg. Auch das Ende der Akzeptanz von Geschenkkarten und Rückgaben bedeutet einen Verlust für Stammkunden. Die Frage, ob es einen Käufer gibt, der dauerhaft die Marke retten und stationäre Filialen übernehmen wird, bleibt offen.
Bisher hat das Unternehmen keine entsprechende Interessensbekundung bekannt gegeben, obwohl vor einigen Wochen noch die Hoffnung bestand, dass das Kapitel 11-Verfahren zum Verkauf des Unternehmens führen könnte. Die Modebranche befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Viele traditionelle Einzelhändler kämpfen mit einem sich ändernden Konsumentenverhalten, das verstärkt Online-Shopping bevorzugt und bei dem auch Nachhaltigkeit und bewusster Konsum an Bedeutung gewinnen. Forever 21 hat in den letzten Jahren versucht, sich anzupassen, doch der Konkurrenzdruck durch internationale Online-Anbieter und wirtschaftliche Steine auf dem Weg haben sich als zu hoch erwiesen. Zusammenfassend steht Forever 21 vor einem kompletten Rückzug aus dem US-amerikanischen stationären Handel, was auf viele Kunden einen bedeutenden Einfluss hat.
Die Schließung aller 354 Filialen und die Einschränkungen bei Rückgaben und Geschenkkarten sind klare Zeichen für grundlegende Veränderungen im Unternehmen. Dennoch bleibt die Marke auf internationaler Ebene präsent, und es gibt Hoffnung, dass eine Neuausrichtung hin zu Online-Handel und Partnerschaften langfristig erfolgreich sein kann. Verbraucher sollten sich auf diese Veränderungen einstellen und gegebenenfalls ihre Einkaufsgewohnheiten anpassen, um weiterhin Zugang zu Forever 21-Produkten zu haben. Diese Situation ist zugleich ein Spiegelbild für die Herausforderungen der gesamten Fast-Fashion-Industrie im 21. Jahrhundert.
Was für Forever 21 der Beginn einer neuen Phase ist, könnte für viele weitere Marken in Zukunft ähnlich aussehen. Klar ist jedoch: Die Modewelt bleibt dynamisch und wird sich weiterentwickeln – mit oder ohne die alten Bekannten in ihren angestammten Ladenlokalen.