Der Zahlungsverkehr erlebt weltweit einen tiefgreifenden Wandel, angetrieben von technologischen Neuerungen und der Verbreitung digitaler Währungen. Insbesondere Stablecoins, also digitale Vermögenswerte, deren Wert an eine stabile Referenz wie den US-Dollar gekoppelt ist, gewinnen zunehmend an Bedeutung. Im Zentrum dieser Entwicklung steht nun in den USA das Gesetz S.1582, bekannt als GENIUS Act (Guiding and Establishing National Innovation for U.S.
Stablecoins Act), welches im Rahmen des 119. Kongresses zwischen 2025 und 2026 verabschiedet wurde. Dieses wegweisende Gesetz legt erstmals einen klaren regulatorischen Rahmen für Zahlungstablecoins fest und zielt darauf ab, sowohl die Sicherheit als auch die Transparenz in diesem aufstrebenden Marktsegment zu gewährleisten. Vor allem in puncto Verbraucherschutz, Einlagensicherung und Aufsicht schafft der GENIUS Act neue Standards, die weitreichende Auswirkungen auf den US-amerikanischen und globalen Finanzsektor haben werden. Stablecoins haben als digitale Zahlungsmittel mehrere Vorteile, denn sie verbinden die Stabilität konventioneller Währungen mit der Effizienz und Schnelligkeit digitaler Transaktionen.
Dennoch konnten sich viele Stablecoins bislang außerhalb eines formalisierten Aufsichtsrahmens bewegen, was Unsicherheiten bei Anlegern und regulatorische Herausforderungen mit sich brachte. Genau hier setzt der GENIUS Act an. Das Gesetz verlangt, dass nur sogenannte „permitted issuers“ Stablecoins für den Gebrauch durch US-Personen herausgeben dürfen. Diese lizenzierten Emittenten müssen entweder Tochtergesellschaften von versicherten Einlageninstituten sein, bundesqualifizierte Nichtbanken oder staatlich qualifizierte Herausgeber von Stablecoins. Ein bedeutender Punkt der Regulierung ist die Verpflichtung zur Deckung der ausgegebenen Stablecoins mit Reserven im Verhältnis 1:1.
Diese Reserven müssen in US-Dollar oder vergleichbaren liquiden Vermögenswerten gehalten werden, um jederzeit die Rücktauschbarkeit des Stablecoins in den jeweiligen Basiswert sicherzustellen. Dies erhöht die Kreditwürdigkeit und das Vertrauen in die Emittenten erheblich. Neben der Reservehaltung müssen die permissiven Herausgeber ihre Rücknahmepolitik öffentlich kommunizieren und monatlich detaillierte Angaben zu den vorhandenen Reserven veröffentlichen. So entsteht eine bisher nie dagewesene Transparenz, die sowohl für Privatpersonen als auch für institutionelle Anleger relevant ist. Die Regulierung differenziert zudem nach dem regulatorischen Aufsichtsorgan.
Emittenten können sich entweder der Bundesaufsicht oder der staatlichen Regulierung unterwerfen, wobei letztere für Emittenten mit einem Stablecoin-Volumen von bis zu zehn Milliarden US-Dollar vorgesehen ist. Dieses duale System bietet Flexibilität und fördert sowohl eine nationale Harmonisierung als auch eine dezentrale Regulierung je nach Größenordnung und Risikoprofil. Interessant ist auch die Tatsache, dass der Gesetzgeber vorsieht, dass ausländische Stablecoin-Herausgeber den US-Markt betreten dürfen, sofern sie über Digital Asset Service Providers agieren und durch das US-Finanzministerium bestätigt wird, dass sie vergleichbaren ausländischen Kontrollen unterliegen. Dies unterstreicht die globale Relevanz und Offenheit des GENIUS Act. Eine weitere relevante Bestimmung betrifft die Einordnung von Stablecoins im regulatorischen Gefüge.
Der GENIUS Act definiert explizit, dass erlaubte Zahlungstablecoins nicht als Wertpapiere gelten. Diese Stellungnahme bringt Klarheit in die rechtliche Natur der digitalen Vermögenswerte und vermeidet damit eine zusätzliche Schicht regulatorischer Anforderungen, die für andere Formen von digitalen Assets gelten könnten. Dennoch ist sich der Gesetzgeber der Notwendigkeit bewusst, Geldwäsche und unternehmerische Straftaten zu verhindern. Deshalb unterliegen die Herausgeber von Zahlungstablecoins auch weiterhin dem Bank Secrecy Act und müssen entsprechende Anti-Geldwäsche-Maßnahmen implementieren. Die Offenlegungspflichten und die strenge Reservehaltung sind Ausdruck der Absicht, eine solide Grundlage für Vertrauen im Stablecoin-Sektor zu schaffen.
Diese Maßnahmen dürften insbesondere bei institutionellen Investoren und Regulierungsbehörden auf Zustimmung stoßen, da sie die Risiken von Zahlungsausfällen und Marktmanipulationen minimieren. Auch die Verbraucher profitieren unmittelbar, da die Sicherheit und Liquidität ihrer digitalen Vermögenswerte deutlich gesteigert wird. Die Möglichkeit der staatlichen oder bundesweiten Überwachung schafft zudem einen Wettbewerb zwischen den Regulatoren, der Innovationsfreudigkeit und Anpassungsfähigkeit auf der Emittentenseite fördert. Der GENIUS Act kann als Reaktion auf die zunehmende Relevanz digitaler Zahlungen und die wachsende Verbreitung von Kryptowährungen betrachtet werden, die in den vergangenen Jahren die traditionellen Finanzsysteme vor neue Herausforderungen gestellt haben. Er setzt einen nationalen Standard, der die USA in eine Vorreiterrolle im Umgang mit digitalen Währungen positioniert.
Darüber hinaus dienen die regulatorischen Regeln als ein Modell, das auch andere Länder und Rechtsräume in Betracht ziehen könnten, um stabile und sichere Rahmenbedingungen für Stablecoins zu schaffen. Jenseits der regulatorischen Eckpunkte zeigt der GENIUS Act auch, wie technologische Innovationen im Finanzsektor durch eine kluge Gesetzgebung gebändigt und unterstützt werden können. Die Kombination aus klaren Spielregeln, Schutzmechanismen und Offenheit gegenüber globalen Akteuren schafft ein Umfeld, das Innovation fördert, aber gleichzeitig systemische Risiken reduziert. Für Unternehmen, die in der digitalen Vermögensverwaltung und im Zahlungsverkehr tätig sind, bedeutet dies Planungssicherheit und die Chance, neue Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die den heutigen und zukünftigen Anforderungen entsprechen. Noch ist der GENIUS Act jung, aber er hat bereits zahlreiche Folgen für den Markt der digitalen Vermögenswerte.
Die Akzeptanz seitens der Finanzinstitutionen, die Anpassung der Compliance-Strukturen und die Integration in bestehende und neue Zahlungssysteme werden maßgeblich den Erfolg des Gesetzes bestimmen. Auch im technologischen Bereich sind Fortschritte zu erwarten, etwa bei der Verbesserung von Transparenz-Tools, bei der sicheren Verwahrung von Stablecoins und bei der Zusammenarbeit zwischen staatlichen und privaten Akteuren. Die Bundesstaaten werden eine wichtige Rolle spielen, denn durch die Möglichkeit zur staatlichen Lizenzierung entsteht ein Wettbewerb um die attraktivsten Rahmenbedingungen für Herausgeber kleinerer Stablecoins. Gleichzeitig wird die Bundesaufsicht größere Anbieter überwachen, was zu einer differenzierten, aber abgestimmten Überwachung führt. Dadurch ist gewährleistet, dass die Regulierung den Besonderheiten des jeweiligen Marktsegments gerecht wird, ohne Innovationen zu ersticken.