Die National Aeronautics and Space Administration, besser bekannt als NASA, steht vor einer markanten Neuausrichtung ihrer Mission und Forschungsprioritäten. Seit ihrer Gründung in den 1950er Jahren war die NASA das Aushängeschild amerikanischer Innovation und Weltraumerkundung, das nicht nur bemannte Raumflüge organisierte, sondern auch zahlreiche bahnbrechende wissenschaftliche Missionen ins All entsandte. Doch mit der vorgeschlagenen Budgetkürzung in Höhe von 24 Prozent durch die Trump-Administration, die für das Haushaltsjahr 2025 geplant ist, deutet sich eine drastische Veränderung an. Das Projekt, das oft kontrovers diskutiert wird, sieht eine fast ausschließliche Fokussierung der NASA auf bemannte Missionen zum Mond und Mars vor – eine Abkehr von der bisherigen breiten wissenschaftlichen Forschung über das Sonnensystem hinaus. Die vorgeschlagene Finanzierung sieht vor, dass das Gesamtbudget der NASA von 24,8 Milliarden Dollar auf 18,8 Milliarden Dollar reduziert wird.
Trotz dieser Gesamtkürzung soll ein spezieller Posten von einer Milliarde Dollar neu für die Marsmissionen bereitgestellt werden. Dieses Finanzierungsmodell trägt deutlich die Handschrift der politischen Vorgaben, unter anderem der Äußerungen von Präsident Donald Trump, der im März 2025 vor dem Kongress erklärte, dass die USA eine „Flagge auf dem Mars pflanzen“ wollen.^ Dabei zeigt das politische Programm eine klare Priorität, die bemannte Erkundung anderer Himmelskörper über die robotischen wissenschaftlichen Missionen zu stellen, die bislang einen Großteil des NASA-Haushalts ausmachten. Die Vision, eine bemannte expeditionsartige Marsmission durchzuführen, steht auch im Einklang mit Visionen privater Raumfahrtunternehmen, allen voran SpaceX von Elon Musk. Musk, der vor zwei Jahrzehnten SpaceX gründete, hat immer den Mars als langfristiges Ziel im Blick, um dort eine Kolonie von Menschen aufzubauen.
Die finanzielle Unterstützung der NASA durch den Marsfonds könnte für Projekte wie den Starship-Raketenstart Ende 2026 bedeutend sein, auch wenn offizielle Pläne und Zeitpläne bislang vage bleiben. Diese enge Verbindung zwischen staatlichen Prioritäten und den Zielen privater Unternehmen spiegelt eine neue Ära der Raumfahrt wider, in der Kooperationen und Überschneidungen zwischen öffentlichem und privatem Sektor zunehmend vorkommen. Doch die Kehrseite dieser Fokussierung bringt erhebliche Einschnitte für die Raumwissenschaften mit sich. Ein drastischer Einschnitt betrifft die robotischen Forschungsmissionen, die bisher das Rückgrat der wissenschaftlichen Erkenntnisse über Planeten, Asteroiden und andere Himmelskörper waren. Geplante Streichungen umfassen Missionsprojekte mit großer wissenschaftlicher Bedeutung, beispielsweise die Mission zum Zurückholen von Gesteinsproben vom Mars, die zum besseren Verständnis der planetaren Veränderungen beitragen könnte.
Zudem sind wichtige Satelliten zur Beobachtung von Klimaveränderungen gefährdet, die nicht nur für die Raumfahrt, sondern auch für die irdischen Umweltforschung von entscheidender Bedeutung sind. Die ebenfalls geplante Absetzung der Space Launch System-Rakete (SLS) und des Orion-Orbitalmoduls nach der geplanten Artemis III Mission signalisiert das Ende der aktuellen Artemis-Phase, die ursprünglich eine nachhaltige Rückkehr von Menschen zum Mond vorsah. Die Einstellung dieser Systeme würde ebenfalls das Gateway-Projekt, eine kleine Raumstation im Mondorbit, stoppen. Das Gateway ist als wichtige Infrastruktur gedacht, die zukünftige Missionen zum Mond und Mars erleichtern soll. Mit der Streichung dieser Programme wird eine Brücke zu langfristigen, nachhaltigen bemannten Erkundungen erheblich geschwächt.
Diese Umstrukturierungen bedeuten auch einen Rückschritt in den internationalen Kooperationen. Die Internationale Raumstation (ISS) als Symbol globaler Zusammenarbeit im Weltall soll ebenfalls von Kürzungen betroffen sein. Vorgesehen ist, die Anzahl der Astronauten zu reduzieren und das Forschungsprogramm auf der ISS zu minimieren. Dadurch wird nicht nur die wissenschaftliche Produktivität eingeschränkt, sondern auch der repräsentative Status der USA in der internationalen Raumfahrtgemeinschaft gefährdet. Ein weiterer kontroverser Aspekt dieser Budgetplanung betrifft die Einstellung der Bildungsprogramme der NASA, die von Präsident Trump als „woke“ bezeichnet wurden.
Diese Programme haben traditionell eine wichtige Rolle bei der Förderung von Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik (STEM) in Schulen und Universitäten gespielt. Die Kürzung dieser Initiativen könnte die Pipeline zukünftiger Wissenschaftler und Ingenieure gefährden, was langfristige Auswirkungen auf die Innovationskraft der US-amerikanischen Raumfahrtindustrie haben könnte. Auch im Bereich der Luftfahrtforschung setzt die NASA wichtige Impulse, unter anderem bei der Entwicklung von Technologien zur Reduktion der Treibhausgasemissionen aus dem Flugverkehr. Diese Programme sollen stark zurückgefahren oder vollständig gestrichen werden. Angesichts der globalen Herausforderungen des Klimawandels wirft diese Entscheidung Fragen zur Umweltverantwortung auf, die über die direkte Raumfahrt hinausgehen.
Parallel dazu weist ein Bericht der National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine aus dem September 2024 darauf hin, dass die NASA dringend Investitionen in die Erneuerung und Modernisierung ihrer Infrastruktur benötigt. Viele Einrichtungen stammen aus den 1960er Jahren und entsprechen nicht mehr den Anforderungen moderner Raumfahrtprojekte. Während die vorgeschlagenen Kürzungen signifikant Einsparungen vorsehen, könnten entsprechende Einschnitte langfristig ineffizient und kontraproduktiv sein. Diese geplante Budgetsituation hat bereits zu erheblicher Kritik geführt. Experten und Organisationen wie die Planetary Society warnen davor, dass die USA mit dieser Politik die Führungsrolle in der Weltraumerkundung aufgeben könnten und sich stattdessen mehr auf nationale und kurzfristige Ziele konzentrieren.
Die Befürchtungen reichen sogar dahin, dass die USA sich in der internationalen Raumfahrtlandschaft „nach innen“ kehren könnten, was den Innovations- und Forschungsfortschritt hemmt. Trotz all dieser Herausforderungen erklärt die amtierende NASA-Administratorin Janet Petro, dass trotz des Fokus auf bemannte Erforschung von Mond und Mars weiterhin wichtige Wissenschafts- und Technologieforscherungen verfolgt würden. Doch wie sich dieser Balanceakt im Detail umsetzen lässt, bleibt abzuwarten. Die anstehende Neuausrichtung der NASA steht also exemplarisch für den Wandel der amerikanischen Raumfahrtpolitik in einem sich schnell ändernden globalen Umfeld. Während private Unternehmen mit innovativen und teils risikoreichen Projekten die Fahne der Erschließung neuer Welten hochhalten, ringt die US-Bundesregierung um die richtige Balance zwischen ambitionierter bemannter Raumfahrt und der Unterstützung grundlegender wissenschaftlicher Forschung.
Die damit verbundenen politischen und finanziellen Entscheidungen werden nicht nur die NASA selbst, sondern auch die weltweite Raumfahrtlandschaft in den kommenden Jahrzehnten prägen. Abschließend bleibt festzuhalten, dass die geplante Budgetkürzung und die damit verbundene Fokussierung auf bemannte Missionen zum Mond und Mars einerseits neue Chancen eröffnen können, andererseits aber auch bestehende Errungenschaften in der Weltraumwissenschaft gefährden. Für die Zukunft der Raumfahrt könnte dies bedeuten, dass der Wettbewerb zwischen bemannter Exploration und wissenschaftlicher Forschung neu definiert wird, wobei finanzielle, technologische und politische Faktoren eine wesentliche Rolle spielen. Die nächsten Jahre werden zeigen, wie NASA und die amerikanische Raumfahrtgemeinschaft diesen Herausforderungen begegnen und ob die USA weiterhin eine führende Rolle im globalen Raumfahrtsektor einnehmen werden.