NextDC, ein führender Betreiber von Rechenzentren in Australien, hat im Jahr 2025 eine deutliche Kurskorrektur erlebt. Die Aktien sanken im Jahresverlauf um 32 Prozent und insgesamt sogar um 45 Prozent seit Juli des Vorjahres. Vor diesem Hintergrund fragen sich Anleger und Marktbeobachter, ob der aktuelle Einbruch eine attraktive Kaufgelegenheit bietet oder ob weitere Risiken bestehen. Der Fokus dieses Beitrags liegt darauf, die Gründe für den Kursrückgang zu beleuchten, die Perspektiven von NextDC im Kontext der wachsenden Bedeutung von künstlicher Intelligenz (KI) zu analysieren und Anlegern eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu geben. Die Aktie von NextDC gehört zum S&P/ASX 200 Index und profitiert bislang von einem starken Wachstumstrend im Bereich digitaler Infrastruktur, der durch die zunehmende Automatisierung und Innovationen im Technologiebereich getrieben wird.
Ein maßgeblicher Treiber für NextDC war bis vor Kurzem der Boom rund um künstliche Intelligenz. Die Nachfrage nach spezialisierter Rechenzentrumsinfrastruktur, die auf KI-Anwendungen zugeschnitten ist, nahm rapide zu. NextDC hat seine Kapazitäten entsprechend erweitert und konnte neben organischem Wachstum auch durch Kapitalerhöhungen zusätzliche Mittel für Investitionen sichern. Diese Expansionsmaßnahmen wurden von Investoren positiv bewertet, was den Aktienkurs bis Juli 2024 auf ein Hoch von 18,44 australischen Dollar katapultierte – ein Plus von mehr als 52 Prozent innerhalb eines Jahres. Allerdings haben sich die Marktbedingungen seitdem spürbar verändert.
Die starken Kursverluste in den ersten Monaten von 2025 sind unter anderem auf widerstreitende Signale aus dem internationalen Umfeld zurückzuführen. Ein wichtiger Faktor war die Entscheidung von Microsoft, geplante umfangreiche Erweiterungen ihrer Rechenzentren in Europa und den USA zurückzustellen. Als einer der bedeutenden Kooperationspartner und Nutzer von NextDC Kapazitäten hat diese Nachricht Unsicherheit hinsichtlich der Nachhaltigkeit des Marktwachstums bei KI-getriebener Nachfrage ausgelöst. Marktbeobachter, wie Jonathan Tacadena von MPC Markets, interpretieren diese Entwicklung als Indikator für eine potenzielle Sättigung oder Überversorgung im Sektor, was weitere Kursverluste nach sich ziehen könnte. Diese Perspektive wird im Markt teilweise sehr skeptisch aufgenommen.
Tacadena empfiehlt mittlerweile, die Position bei NextDC zu reduzieren oder ganz zu verkaufen, um Risiken zu minimieren. Die Gefahr einer Überkapazität und das Nachlassen des Hypes um KI-Datenzentren haben Zweifel am bisherigen Wachstumstrend gesät. Gleichzeitig ist zu beachten, dass eine derartige Meinung nicht die gesamte Investmentgemeinschaft widerspiegelt. Andere Experten zeigen sich vorsichtiger optimistisch, wie beispielsweise Remo Greco von Sanlam Private Wealth. Er weist darauf hin, dass NextDC trotz der aktuellen Kursrückgänge solide finanzielle Ergebnisse vorweisen kann.
Für das erste Halbjahr des Geschäftsjahres 2025 meldete das Unternehmen eine Steigerung des Nettoumsatzes um 13 Prozent auf 167,8 Millionen australische Dollar sowie ein underlying EBITDA von 105,4 Millionen australischen Dollar, was einem Anstieg von 3 Prozent entspricht. Ausbau- und Erweiterungspläne insbesondere in Australien und in der Asien-Pazifik-Region bleiben intakt. Greco sieht ein mittelfristiges Kurspotenzial, wenn sich das Unternehmen als zentraler Infrastrukturpartner im schnell wachsenden KI-Segment etabliert und Investoren optimistischer werden. Marktteilnehmer, die an die langfristige Chance von NextDC glauben, verweisen häufig auf positive Analystenstimmen und Kursziele. So hat Citigroup eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 18,70 australischen Dollar beibehalten.
Dieses Kursziel lässt ein Aufwärtspotenzial von circa 83 Prozent im Vergleich zum aktuellen Kursniveau erkennen. Die Argumentation von Citi stützt sich unter anderem auf die Möglichkeit, dass Microsoft und weitere Großkunden künftig doch wieder mehr Kapazitäten bei NextDC abrufen werden, insbesondere an den Melbourne-Standorten. Dieses Szenario könnte den Aktienkurs deutlich beflügeln. Die Spannbreite der Einschätzungen zeigt, dass NextDC sich in einer Übergangsphase befindet. Das Thema künstliche Intelligenz dominiert zwar weiterhin den Wachstumsansatz von NextDC, doch die Marktkräfte und weltweiten Technologieinvestitionen erfahren Anpassungen.
Anleger sollten hierbei bedenken, dass der Technologiesektor ohnehin mit erhöhter Volatilität verbunden ist und ein großer Teil des aktuellen Kursverlaufes auch von externen geopolitischen und wirtschaftlichen Faktoren beeinflusst wird. So hatte beispielsweise der angekündigte und bereits diskutierte Handelskonflikt um US-Importzölle („Trump-Tarife“) ebenfalls negative Auswirkungen auf die ASX 200 und auch auf NextDC. Zusätzliche Risiken bestehen durch die Kapitalerhöhungen, welche die Aktienanteile der Altaktionäre verwässern können. Zwar sind diese Maßnahmen notwendig, um das Wachstum und den Ausbau der Infrastruktur zu finanzieren, doch sie führen zu einem vorübergehenden Druck auf den Aktienkurs. Die Rückkehr zu einem nachhaltigen Wachstum, das die Kapitalerhöhungen mehr als kompensiert, ist daher entscheidend für eine positive Kursentwicklung.
Die Chancen für NextDC liegen klar in der weiter zunehmenden Digitalisierung der Wirtschaft und der steigenden Bedeutung von Cloud Computing, Datenanalyse und künstlicher Intelligenz. Der Bedarf an leistungsfähigen, sicheren und skalierbaren Rechenzentren wächst weltweit ungebremst. In Australien und der Pazifikregion verfügt NextDC über eine starke Marktstellung und profitiert von steigenden Investitionen in Technologieinfrastrukturen. Die Expansion in diesem Raum und die Bindung namhafter Kunden sind entscheidende Faktoren, um langfristig von Trendthemen zu profitieren. Auch wenn der Markt zurzeit stark schwankt, bietet die Aktie für mutige Anleger mit einem längeren Anlagehorizont durchaus Potenzial.
Die Bewertung ist aktuell deutlich günstiger als noch vor einem Jahr. Doch wie bei allen technologiegetriebenen Wachstumswerten bleibt das Kursrisiko hoch, und kurzfristige Schwankungen sind einzuplanen. Eine Portfolio-Diversifikation und die Bewertung des eigenen Risikoappetits sind daher entscheidend, bevor man in NextDC investiert. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass NextDC ein vielversprechendes Unternehmen mit einem starken Geschäftsmodell im Boomsektor der digitalen Infrastruktur ist. Die aktuell gesunkenen Aktienkurse bieten einerseits eine attraktive Einstiegsmöglichkeit.