Der Containerschifffahrtsmarkt steht vor bedeutenden Herausforderungen. Insbesondere die Route von China in die Vereinigten Staaten erlebt einen drastischen Rückgang der Buchungen, was tiefgreifende Auswirkungen auf die gesamte Branche und die globalen Lieferketten hat. Seit den letzten Monaten lässt sich ein deutlicher Einbruch der Buchungszahlen beobachten, der von verschiedenen Datenquellen bestätigt wird. So zeigt der SONAR Ocean Booking Volume Index eine Halbierung der Buchungsvolumina im Vergleich zum Vorjahr. Diese sinkenden Zahlen belasten die Reedereien, die folglich gezwungen sind, ihre Kapazitäten anzupassen, um finanzielle Verluste zu minimieren und die Nachfrage besser zu spiegeln.
Eine der wichtigsten Maßnahmen in diesem Zusammenhang ist das sogenannte „Blank Sailing“ – das planmäßige Aussetzen von Container-Schiffsfahrten auf bestimmten Routen und Linien. Diese Taktik hilft, die Überkapazitäten in der Schifffahrt zu reduzieren und den stabilen Erhalt der Frachtpreise zu unterstützen. Gleichzeitig reduziert sie jedoch das Gesamtangebot an verfügbaren Transportkapazitäten, was mittelfristig zu Verzögerungen und Versorgungsrisiken führen kann. Der starke Rückgang der Buchungen aus China ist zum Teil auf veränderte Konsumgewohnheiten zurückzuführen. Viele Sommerwaren für den US-Markt befinden sich bereits in Lagern oder Regalen, sodass die Nachfrage nach weiteren Importen deutlich zurückgeht.
Zudem wirken sich wirtschaftliche Unsicherheiten und geopolitische Faktoren auf das Kaufverhalten aus. Unternehmen bestellen weniger frühzeitig, was die Volatilität und Unvorhersehbarkeit in der Containerlogistik weiter verstärkt. Der Anstieg des Ocean TEU Rejection Index auf über 20 % unterstreicht den Stress im System: Containeraufträge werden vermehrt abgelehnt, weil Reedereien ihre Kapazitäten gezielt managen und überangebotene Ladungen ablehnen. Neben Blank Sailings reagieren einige Reedereien auch mit dem Einsatz kleinerer Schiffe und der temporären Aussetzung ganzer Service-Loops. Letzteres betrifft routinemäßige Linien, die eine festgelegte Abfolge von Häfen abfahren, und wird eingesetzt, um Routen dort zu drosseln, wo sich weniger Ladung anbietet.
In vielen Fällen geschieht dies schneller und mit größerem Umfang als in den ersten Monaten der Corona-Pandemie, was darauf hinweist, dass der Markt auf eine längerfristige Nachfrageschwäche eingestellt ist. Insgesamt signalisieren diese Anpassungen eine strategische Neuausrichtung der Reedereien, die sich auf eine Phase mit reduzierter Volatilität bei Frachtraten und einem geringeren Wachstum einstellen. Obwohl diese Maßnahmen dazu beitragen, die Containerpreise relativ stabil zu halten, bergen sie Risiken für die Warenverfügbarkeit in der Zukunft. Besonders im Herbst, wenn wieder mehr saisonale Waren nachgefragt werden, könnten die reduzierten Kapazitäten zu Engpässen führen. Unternehmen und Logistiker müssen daher genaue Prognosen und besser abgestimmte Planungen vornehmen, um den Auswirkungen von Kapazitätsverknappungen und potenziellen Verzögerungen entgegenzuwirken.
Die derzeitigen Entwicklungen unterstreichen die Bedeutung einer widerstandsfähigen und flexiblen Lieferkette. Die Reaktionen der Landlogistik spiegeln diese Veränderungen wider. So kommt es bei Langstreckenfrachten, die mehr als 800 Meilen zurücklegen, zu einer ungewöhnlichen Verteilung der Auftragsannahmen durch Spediteure. In wichtigen Logistikzentren wie Los Angeles und Atlanta sind die sogenannten Tender Rejection Rates, also die Ablehnungsquoten für Langstreckenaufträge, überraschend niedrig. Dies deutet darauf hin, dass Transportdienstleister fast alle verfügbaren Aufträge annehmen, wahrscheinlich um ihre Auslastung zu sichern.
Gleichzeitig drückt dieser Wettbewerb die Transportpreise, was besonders bei Spotmarkttransaktionen zu beobachten ist. So liegen zum Beispiel die Spotpreise auf der Strecke von Atlanta nach Chicago deutlich unter den vertraglichen Raten, was Kostensenkungen für Verlader ermöglicht, aber auch Margen für Spediteure unter Druck setzt. Im Zusammenhang mit den schwierigen Marktbedingungen sehen sich viele Unternehmen im Verkehrs- und Logistiksektor mit Gewinnwarnungen und Anpassungen der Geschäftsaussichten konfrontiert. Große Akteure wie Schneider National oder Heartland Express berichten von reduzierten Wachstumserwartungen oder anhaltenden Verlusten. UPS plant sogar den Abbau von 20.
000 Arbeitsplätzen, da sich Geschäftsbeziehungen mit großen Kunden wie Amazon wandeln. Diese Zahlen spiegeln wider, wie stark die aktuellen Herausforderungen auch auf der wirtschaftlichen Seite wirken und wie wichtig es ist, sowohl im Qualitätsmanagement als auch bei der strategischen Neuausrichtung flexibel zu bleiben. Aus einer langfristigen Perspektive zeigt sich, dass die Containerlogistik einen Strukturwandel durchläuft. Die Präsenz von Blank Sailings und die damit verbundene Kapazitätsdrosselung deuten darauf hin, dass sich das Volumenwachstum vorerst verlangsamt und Reedereien verstärkt nach Effizienz und Stabilität streben. Gleichzeitig erfordern die sich verändernden Rahmenbedingungen innovative Ansätze im Supply Chain Management und der digitalen Integration, um schnell auf Nachfrageschwankungen reagieren zu können.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die derzeitige Phase durch eine Kombination aus sinkender Nachfrage, Kapazitätsanpassungen und volatilen Frachtraten geprägt ist. Reedereien setzen Blank Sailings und ähnliche Instrumente ein, um Überkapazitäten zu vermeiden und Preise zu stützen, was unvermeidlich Folgen für die Lieferketten und die Verfügbarkeit von Waren haben kann. Für Unternehmen, die auf globale Lieferströme angewiesen sind, bedeutet dies, ihre Strategien zu überdenken und stärker auf Flexibilität und Resilienz zu setzen. Die kommenden Monate werden zeigen, wie der Markt auf diese Herausforderungen reagiert und inwieweit sich dauerhaft neue Muster im Seefrachtverkehr etablieren.