In einer beispiellosen Initiative hat der Bundesstaat New York eine neue Regelung umgesetzt, die Unternehmen dazu verpflichtet, bei Massenentlassungen transparent offenzulegen, ob Künstliche Intelligenz (KI) oder Automatisierung als Ursache für den Arbeitsplatzabbau genannt werden. Diese Regelung ist ein bedeutender Schritt, um den Einfluss von KI auf den Arbeitsmarkt besser zu verstehen und bietet einen Einblick in die fortschreitende Automatisierung von Arbeitsprozessen. New York ist damit der erste und bislang einzige Bundesstaat in den Vereinigten Staaten, der eine derartige Anforderung in sein bestehendes Warnsystem für betriebliche Umstrukturierungen, das sogenannte Worker Adjustment and Retraining Notification Act (WARN), integriert hat. Die neue Maßnahme ist im März 2025 in Kraft getreten und beinhaltet eine zusätzliche Abfrage in den Formularen, die Arbeitgeber mindestens 90 Tage vor einer Massenentlassung oder Betriebsschließung bei den Behörden einreichen müssen. Dabei müssen Unternehmen angeben, ob technologische Innovationen oder Automatisierung eine Rolle bei den Entlassungen spielen.
Darüber hinaus ist bei Angabe von Automatisierung eine Konkretisierung erforderlich, in der die verantwortliche Technologie, wie etwa KI oder Robotik, benannt werden muss. Die Initiative von New York reflektiert eine wachsende Sorge von Regulierungsbehörden gegenüber den sozioökonomischen Auswirkungen innovativer Technologien auf den Arbeitsmarkt. Im Gegensatz zu früheren Zeiten, in denen Automatisierung und technologische Neuerungen hauptsächlich mit Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen in Verbindung gebracht wurden, rückt nun die Frage in den Vordergrund, wie sich diese Entwicklungen auf den Erhalt von Arbeitsplätzen und die Beschäftigungsstruktur auswirken. Insbesondere KI und maschinelles Lernen haben die Fähigkeit, Aufgaben zu übernehmen, die bislang menschlichen Arbeitskräften vorbehalten waren. Dabei betrifft dies nicht nur manuelle Tätigkeiten, sondern zunehmend auch kognitive Jobs in Bereichen wie Softwareentwicklung, Recht, Rekrutierung und anderen Wissensberufen.
Vergleichbare Meldungen von Branchenexperten untermauern diese Befürchtungen. So prognostizierte Dario Amodei, CEO des KI-Unternehmens Anthropic, dass bis 2030 rund die Hälfte aller Einsteigerpositionen im weißen Kragenbereich durch KI automatisiert werden könnte, was zu einem Anstieg der Arbeitslosenquote um bis zu 20 Prozent führen dürfte. Amodei ging sogar so weit vorauszusagen, dass die Programmierung durch Softwareentwickler innerhalb eines Jahres größtenteils von KI übernommen werden könnte. Auch andere Stimmen aus der Wirtschaft belegen die weitreichenden Auswirkungen der KI. Der Venture-Capitalist Victor Lazarte von Benchmark verwies darauf, dass KI in Bereichen wie Rechtsberatung und Rekrutierung bereits menschliche Arbeitsleistungen vollständig ersetzt.
Aufgaben, die sich durch Routine charakterisieren, seien besonders stark gefährdet, was insbesondere niedrig qualifizierte und Einstiegsebene-Jobs betrifft. Die Neuregelung in New York ist auch ein Signal an andere Bundesstaaten, über eine engere Regulierung und Transparenz bei der Nutzung von KI nachzudenken. Bislang haben keine anderen US-Staaten eine ähnliche Offenlegungspflicht eingeführt. Experten sehen das Vorgehen New Yorks jedoch als Präzedenzfall, der die Folgen der Automatisierung auf Arbeitsmärkte künftig besser sichtbar machen kann. Für Unternehmen bedeutet die Regelung eine zusätzliche Compliance-Anforderung, welche den Fokus auf technologische Umwälzungen bei Personalentscheidungen legt.
Zudem trägt die Offenlegungspflicht zur Erfassung von Daten bei, die politischen Entscheidungsträgern, Arbeitsmarktanalysten und Sozialwissenschaftlern wichtige Erkenntnisse liefern kann. Diese Daten können etwa dabei helfen, Förderprogramme für betroffene Beschäftigte zielgerichteter zu gestalten oder den Ausbau von Aus- und Weiterbildungsangeboten bedarfsgerecht zu planen. Die Initiative von Gouverneurin Kathy Hochul, die diese Maßnahme im Januar 2025 in ihrer State of the State Rede vorstellte, verweist auf das politische Bestreben, den Wandel auf dem Arbeitsmarkt sozialverträglich zu gestalten. Dabei nimmt die öffentliche Debatte über die Chancen und Risiken von KI zunehmend Fahrt auf. Neben dem Arbeitsplatzverlust werden auch ethische und soziale Implikationen thematisiert, etwa wie KI fair eingesetzt werden kann, ohne Diskriminierung zu fördern, oder wie Arbeitnehmer in der digitalen Transformation unterstützt werden.
Bislang gab es keine Meldungen von Unternehmen im Bundesstaat New York, die bei der Einreichung von WARN-Meldungen angaben, KI als Grund für Entlassungen zu nennen. Man kann dies als Hinweis auf eine noch zurückhaltende Nutzung oder offizielle Anerkennung solcher Technologien bei Personalabbau betrachten. Möglicherweise könnte sich dies jedoch mit zunehmender Verbreitung von KI-Technologien in den kommenden Jahren ändern. Die Herausforderung, die sich mit der Integration von KI in die Arbeitswelt verbindet, liegt nicht nur in der Erfassung von Fakten, sondern auch im Umgang mit den Folgewirkungen. Gesetzgeber und Gesellschaft stehen vor der Aufgabe, die Balance zwischen Innovation, Wirtschaftlichkeit und sozialer Stabilität zu finden.
New Yorks Schritt kann als Modell für weitere Regionen dienen, die den Einfluss von KI nachvollziehen und regulieren möchten. Gleichzeitig wirft die Regelung grundsätzliche Fragen auf: Wie definieren Unternehmen den Einfluss von Technologie auf Personalanpassungen? Sind KI-Systeme immer als Ursache direkt erkennbar, oder spielen sie eher eine indirekte Rolle? Die Transparenzvorgaben könnten auch Anreize schaffen, den tatsächlichen Einsatz von KI genauer zu überprüfen und die Kommunikation mit Beschäftigten zu verbessern. Im globalen Kontext reflektiert diese Entwicklung den Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft durch digitale Technologien. Viele Länder befassen sich mit der Frage, wie Beschäftigung bei zunehmender Automatisierung geschützt oder neu gestaltet werden kann. New Yorks Vorschrift zeigt, dass es möglich ist, durch gesetzliche Rahmenbedingungen ein Bewusstsein für den Einsatz von KI zu schaffen und Unternehmen zur Verantwortung zu ziehen.
Perspektivisch könnte dies auch zu einer umfassenderen Diskussion über die Rolle von Technologie im Arbeitsleben führen und neue Formen von sozialem Dialog anregen. Abschließend bleibt festzuhalten, dass New York mit der Integration der KI-Offenlegungspflicht einen Pionierstatus eingenommen hat, der Auswirkungen auf nationale und internationale Debatten über die Zukunft der Arbeit haben dürfte. Die genauen Folgen für den Arbeitsmarkt und die gesellschaftliche Akzeptanz von KI werden sich in den kommenden Jahren zeigen. Fest steht, dass Transparenz ein zentrales Element bei der Steuerung von Veränderungsprozessen ist, insbesondere wenn diese so tiefgreifend wie die durch Künstliche Intelligenz sind.