Der Serverhersteller Super Micro Computer hat in einer vorläufigen Mitteilung für das dritte Fiskalquartal deutlich enttäuschende Zahlen präsentiert. Die veröffentlichten Ergebnisse lagen erheblich unter den Erwartungen der Analysten und sorgten für einen abrupten Einbruch des Aktienkurses um bis zu 19 Prozent. Dieses Ergebnis ist für das Unternehmen besonders schmerzhaft, da der Kurs bereits in den vergangenen Quartalen immer wieder unter Druck geraten war und das Vertrauen der Investoren zunehmend erschüttert ist. Die vorläufigen Zahlen zeigten, dass das bereinigte Ergebnis je Aktie zwischen 29 und 31 Cent liegt – dies steht in scharfem Kontrast zu den erwarteten 54 Cent. Ebenso lag der Umsatz zwischen 4,5 und 4,6 Milliarden US-Dollar, während Analysten durchschnittlich 5,5 Milliarden US-Dollar prognostizierten.
Dies entspricht einem deutlichen Rückgang im Vergleich zur ursprünglichen Prognose, die noch Einnahmen zwischen 5 und 6 Milliarden US-Dollar vorsah. Ursächlich für diese schwachen Zahlen sieht Super Micro verzögerte Kundenentscheidungen, die zu einer Verschiebung von Verkäufen ins vierte Quartal geführt haben. Darüber hinaus belasteten höhere Bestandsreserven älterer Produktgenerationen die Ergebnisentwicklung. Dies lässt darauf schließen, dass die Nachfrage nach neueren Serverlösungen nicht wie erwartet zugenommen hat und das Lager von veralteter Hardware noch nicht vollständig abgebaut werden konnte. Super Micro hat im vergangenen Jahr eine beeindruckende Wachstumsphase erlebt, die vor allem durch den Boom im Bereich Künstliche Intelligenz und die starke Nachfrage nach Servern mit Nvidia-Prozessoren befeuert wurde.
Während die Umsätze 2023 noch um satte 200 Prozent wuchsen, ist für das nun abgeschlossene Quartal nur noch eine Wachstumsrate von rund 18 Prozent ausgewiesen. Diese erhebliche Abkühlung wirft die Frage auf, ob der Serverhersteller seine dynamische Expansion langfristig aufrechterhalten kann oder ob strukturelle Herausforderungen den Wachstumskurs bremsen. Hinzu kommen anhaltende Probleme mit der Unternehmensführung und Berichterstattung, die das Vertrauen der Anleger ebenfalls beeinträchtigen. Im vergangenen Jahr hatte Super Micro mit Verzögerungen bei der Veröffentlichung seiner Finanzberichte zu kämpfen, was zu einem Verlust des langjährigen Wirtschaftsprüfers Ernst & Young führte. Die Governance-Fragen, die in der Folge aufkamen, zwangen das Unternehmen zu einem Wechsel zum Prüfer BDO.
Diese Unsicherheiten sorgten für eine hohe Volatilität der Aktien und belasteten den Unternehmenswert erheblich. Der CEO von Super Micro, Charles Liang, zeigte sich trotz dieser Rückschläge zuversichtlich und äußerte die Erwartung, dass das Wachstum im Kalenderjahr 2025 an das Niveau von 2023 anknüpfen oder es sogar übertreffen könnte, sofern die Lieferketten mit der Nachfrage Schritt halten können. Diese optimistische Einschätzung steht unter der Prämisse, dass globale Herausforderungen in der Beschaffung von Komponenten nicht weiter eskalieren und ausreichend Kapazitäten für die Produktion bereitgestellt werden können. Die Folgen des jüngsten Kurssturzes sind auch bei den Wettbewerbern im Servermarkt spürbar. Aktien von Dell fielen im nachbörslichen Handel um fast fünf Prozent, während Hewlett Packard Enterprise (HPE) und Nvidia einen Rückgang von etwa zwei Prozent verzeichneten.
Diese Reaktionen zeigen, wie sensitiv der Markt auf schlechte Nachrichten aus dem Technologiesektor reagiert und verdeutlichen die breit wirksamen Auswirkungen der Entwicklung bei Super Micro. Die aktuelle Phase stellt das Unternehmen vor große Herausforderungen, da es nicht nur die operative Performance verbessern, sondern auch das Vertrauen der Aktionäre zurückgewinnen muss. Angesichts der dynamischen Entwicklungen im Markt für Serverhardware, insbesondere getrieben durch die fortschreitende Digitalisierung und den Ausbau von Künstlicher Intelligenz, besteht gleichzeitig die Chance, durch innovative Produkte und eine robuste Lieferkette das Wachstum wieder anzukurbeln. Super Micro hat angekündigt, die endgültigen Zahlen in einer Analystenkonferenz am 6. Mai ausführlich zu erläutern.
Die Investoren werden darauf gespannt sein, wie das Management die aktuellen Schwächen erklärt und welche Strategien für die kommenden Monate vorgesehen sind, um die Position des Unternehmens am Markt zu stabilisieren und nachhaltig zu stärken. Insgesamt spiegelt die jüngste Entwicklung bei Super Micro die Herausforderungen wider, die viele Technologieunternehmen in einem volatilen und sich rasch verändernden Umfeld derzeit bewältigen müssen. Hohe Erwartungen, komplexe Lieferketten sowie regulatorische und governancebezogene Fragen sind Faktoren, die über den Erfolg oder Misserfolg der Zukunft entscheiden können. Für Anleger und Marktbeobachter bleibt die weitere Entwicklung bei Super Micro ein wichtiger Gradmesser für die Dynamik im Server- und IT-Sektor.