Guinea, ein Land mit den weltweit größten Bauxitreserven, hat jüngst einen bedeutenden Schritt im Rahmen seines Ressourcennationalismus unternommen. Die Regierung hat die Bergbaulizenzen von bis zu 53 Unternehmen widerrufen, eine Entwicklung, die wirtschaftlich, politisch und strategisch bemerkenswert ist. Dieser Schritt steht im Kontext einer wachsenden Tendenz in der Region, Rohstoffe und deren Ausbeutung stärker unter staatliche Kontrolle zu stellen. Die Entscheidung erfolgt in einer Phase, in der Westafrika von politischer Instabilität und militärischen Umstürzen in Ländern wie Niger, Mali und Burkina Faso geprägt ist, die seit 2020 das Vertrauen multinationaler Investoren erschüttern. Die betroffenen Lizenzen decken unterschiedliche Rohstoffvorkommen ab, darunter Bauxit, Gold, Diamanten und Graphit.
Bemerkenswert ist, dass laut Brancheninsidern keine der betroffenen Firmen als bedeutende Produzenten im guineischen Bergbausektor gelten. Dieser wird weiterhin von großen internationalen Konzernen dominiert, die über nachhaltige Produktionskapazitäten verfügen und maßgeblich zum Exportvolumen des Landes beitragen. Dies deutet darauf hin, dass die Maßnahme wohl eher gezielt kleinere, möglicherweise inaktive oder spekulative Unternehmen betrifft. Die offizielle Begründung für den Lizenzentzug wurde von der guineischen Regierung bislang nicht veröffentlicht. Ein Hinweis aus dem Bergbauministerium lässt jedoch vermuten, dass es sich um eine Bereinigung des Landregisters handeln könnte.
Die Aussage lautete, dass man „schon längere Zeit daran arbeite, das Landregister zu säubern“ und dies im Rahmen dieser Maßnahmen geschehe. Dies ist bedeutsam, denn in vielen ressourcenreichen Ländern gibt es Schattenseiten wie Doppelvergaben, inaktive Firmen und missbräuchliche Nutzung von Lizenzen, die durch eine solche Bereinigung adressiert werden sollen. Guinea ist für seinen Reichtum an mineralischen Ressourcen bekannt. Insbesondere Bauxit spielt eine zentrale Rolle, da das Land die weltweit größten Vorkommen besitzt. Bauxit ist der Hauptrohstoff für Aluminium, das in zahlreichen Industriezweigen eine wichtige Komponente darstellt.
Im Jahr 2024 exportierte Guinea etwa 146,4 Millionen Tonnen Bauxit, was die volkswirtschaftliche Bedeutung dieses Rohstoffs unterstreicht. Neben Bauxit ist das Land auch ein bedeutender Exporteur von Gold und Eisenerz, die ebenfalls für die globale Metallindustrie von Relevanz sind. Trotz des Entzugs der Lizenzen bei kleineren Unternehmen wird erwartet, dass die großen Bauxitproduzenten ihre Förderung im laufenden Jahr auf über 200 Millionen Tonnen steigern. Dies entspricht einem geplanten Produktionszuwachs von rund 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr und spiegelt die anhaltende Nachfrage nach Aluminium sowie den wirtschaftlichen Schwerpunkt Guineas wider. Die Kontinuität der Produktion bei den großen Förderunternehmen zeigt, dass die Staatsaktion nicht als generelle Bedrohung des Bergbausektors interpretiert werden sollte, sondern vielmehr selektiv und regulierend agiert.
Die internationale Bergbau-Community verfolgt die Entwicklungen mit gemischten Gefühlen. Während die Bereinigung von Lizenzen für mehr Transparenz und Ordnung sprechen kann, besteht bei einigen Akteuren die Sorge, dass der Schritt auch eine Warnung an alle Mining-Operatoren darstellen könnte. Es besteht die Möglichkeit, dass die guineische Regierung den Ressourcensektor künftig stärker kontrollieren und neu regulieren will, um die Einnahmen zu maximieren und die nationale Wertschöpfung zu erhöhen. Bezeichnend ist auch die aktuelle Situation zu Beginn des Jahres 2025, als Guinea mit dem Widerruf der Lizenz von Emirates Global Aluminium, einem global bedeutenden Akteur in der Aluminiumproduktion, begonnen hat. Diese Maßnahme wurde von Außenstehenden als Signal eines verstärkten Ressourcennationalismus gewertet, bei dem das Land bewusst Einfluss auf die Kontrolle und Wertschöpfung seiner mineralischen Ressourcen nehmen möchte.
Der Ressourcennationalismus in Guinea fällt in eine größere regionale Dynamik, die durch politische Unsicherheiten und den Wunsch nach größerer Eigenständigkeit gekennzeichnet ist. Länder in Westafrika, die für ihre reichen Rohstoffvorkommen bekannt sind, haben seit einigen Jahren vermehrt Maßnahmen ergriffen, um lokale Vorteile zu stärken. Die Rücknahme von Lizenzen, Nachverhandlungen von Verträgen und die Forderung nach höheren staatlichen Anteilen an Bergbauprojekten sind Ausdruck einer neuen, selbstbewussteren Haltung gegenüber internationalen Konzernen. Die Auswirkungen dieses Trends sind vielfältig und reichen von kurzfristigen Störungen des Investitionsklimas über mögliche Verzögerungen bei Bergbauprojekten bis hin zu längerfristigen Veränderungen im globalen Rohstoffmarkt. Für Guinea ist die Ressourcennationalismus-Strategie eine Gratwanderung zwischen der Sicherung nationaler Interessen und der Aufrechterhaltung der Attraktivität als Investitionsstandort.
Das Land steht vor der Herausforderung, seine natürlichen Ressourcen nachhaltig zu nutzen und gleichzeitig stabile Rahmenbedingungen für Unternehmen zu schaffen. Auch die internationale Gemeinschaft und Investoren beobachten die Situation aufmerksam. Sie versuchen, Anzeichen für mögliche weitere Verschärfungen zu erkennen, insbesondere in Bezug auf größere Bergbauunternehmen, deren Aktivitäten für die Einnahmen des Landes und die regionale Wirtschaft von großer Bedeutung sind. Guineas Entscheidung, mehrere kleinere Lizenzen zu widerrufen, könnte dabei nur der Anfang einer umfassenderen Überprüfung sein. Zusammenfassend ist die Lizenzkündigung bei 53 Bergbauunternehmen in Guinea ein deutliches Signal für einen verstärkten Ressourcennationalismus, der in Westafrika an Bedeutung gewinnt.