Das Verständnis unseres Universums hat sich im Laufe der Jahrhunderte radikal verwandelt. Von den mechanistischen Weltbildern der klassischen Physik bis hin zu den rätselhaften Phänomenen der Quantenmechanik offenbart sich eine Realität, die nicht einfach nur passiv beobachtet, sondern in der das Bewusstsein und die Handlung des Beobachters eine zentrale Rolle spielen. In diesem Zusammenhang gewinnt das Konzept eines partizipativen Universums im realistischen Modus zunehmend an Bedeutung. Es reflektiert die komplexe Beziehung zwischen dem Beobachter, der Agentur ausübt, und dem beobachteten System und hinterfragt die traditionelle Trennung zwischen Subjekt und Objekt, wie sie lange Zeit in der wissenschaftlichen Methodik angenommen wurde. Die klassische Physik, die bis ins 19.
Jahrhundert unser Verständnis der Natur dominierte, basiert weitgehend auf der Vorstellung, dass Wirklichkeit und Wissen trennbar sind. Hier übernimmt der Wissenschaftler die Rolle des neutralen Beobachters, der ein von ihm unabhängiges Universum untersucht. In diesem Modell existieren Objekte und Ereignisse als eigenständige Fakten, unabhängig davon, ob sie beobachtet werden oder nicht. Die Wirklichkeit scheint stabil und objektiv, messbar und vorhersagbar. Doch schon in der Quantenmechanik wird diese klare Grenze durchlässig.
Das Messen eines Quantenobjekts verändert selbiges und macht deutlich, dass die Aktion des Beobachters nicht nur die Wahrnehmung, sondern die Wirklichkeit selbst beeinflusst. Genau an dieser Schnittstelle setzt das Konzept des partizipativen Universums im realistischen Modus an. Jenann Ismael, eine prominente Philosophin und Physikerin, hat in ihrem Werk ausgeführt, dass der Akt des Beobachtens untrennbar mit dem Zustand der beobachteten Systeme verbunden ist. Diese Sichtweise geht über den klassischen Subjekt-Objekt-Dualismus hinaus und untersucht, wie das Bewusstsein und die Aktivität des Beobachters sich in die Realität einfügt und diese mitgestaltet. Dabei wird nicht nur die Rolle des passiven Messenden anerkannt, sondern auch die Agentivität des Menschen, das heißt seine Fähigkeit, gezielt Eingriffe ins Geschehen vorzunehmen.
Dies führt zu einer Neuinterpretation der Naturgesetze, in der festgelegte Fakten und Ereignisse nicht länger als gegeben vorausgesetzt werden können, sondern als durch die Interaktion zwischen Beobachter und System moduliert verstanden werden müssen. Ein wesentlicher Unterschied zwischen der klassischen und der quantenmechanischen Welt ergibt sich aus der Art und Weise, wie Effekte und Informationen propagieren. In der klassischen Physik lassen sich Ereignisse und Zustände klar voneinander trennen und zeitlich linear beobachten. Die Wirklichkeit ist determiniert, die Rolle des Beobachters begrenzt. Im Gegensatz dazu zeigt die Quantenmechanik, insbesondere durch Phänomene wie die Verschränkung und Interferenz, dass diese einfache Kausalität und Objektivität versagen.
Der Wissenserwerb ist in der Quantenwelt kein bloßes passives Erfassen, sondern ein aktiver Prozess, in welchem der Beobachter eingebettet ist. Interessant ist auch die Rolle von Interferenzphänomenen, die in wissenschaftlichen Kontexten oft mit Quantenüberlagerungen assoziiert werden. Jenann Ismael macht in ihrem Text deutlich, dass es eine Form von kausalem Interferenz gibt, welche im Prinzip auch bei klassischen Phänomenen relevant sein kann. Dabei kann eine Vorhersage oder Handlung durch den Akt des Vorhersagens selbst beeinflusst oder sogar vereitelt werden. Ähnlich wie sich selbst erfüllende Prophezeiungen auf gesellschaftliche oder wirtschaftliche Prozesse auswirken, zeigt sich hier ein komplexes Wechselspiel zwischen Wissen, Handlung und Ergebnis, das die klassische Vorstellung von unabhängigen Fakten erschüttert.
Aus philosophischer Sicht berührt diese Diskussion tiefgreifende Fragen der Erkenntnistheorie und Ontologie. Wenn Fakten nicht unabhängig von der Beobachtung existieren oder zumindest nicht stabilisiert werden können, stellt sich die Frage nach der Realität an sich. Die klassische Anspruchshaltung, Wissen objektiv zu erlangen und Wirklichkeit unabhängig von der eigenen Perspektive darzustellen, wird ersetzt durch eine Realität, die ebenso subjektive und interaktive Komponenten enthält. So knüpft das partizipative Universum eng an philosophische Traditionen wie den Phänomenalismus oder die intentionalitätsbasierte Erkenntnistheorie von Husserl an, der die Beziehung zwischen Bewusstsein und Welt auf neue Weise untersucht hat. In der gegenwärtigen Debatte um die Interpretation der Quantenmechanik entstehen dadurch interessante Perspektiven.
So betrachten einige Interpretationen, darunter die viele- Welten-Theorie von Everett oder die relationale Quantenmechanik von Carlo Rovelli, die Wirklichkeit als ein mehrdimensionales oder relationales Gefüge, das durch den Beobachtungsprozess aktiv gestaltet wird. QBismus, eine weitere moderne Interpretation, betont die Rolle des Subjekts und der subjektiven Wahrscheinlichkeitsbewertung bei der Beschreibung von Quantenphänomenen. All diese Ansätze spiegeln den fundamentalen Wandel wider, der mit der Einsicht einhergeht, dass der Beobachter nicht länger als externer Zuschauer der Natur betrachtet werden kann, sondern integraler Bestandteil des Kosmos ist, dessen Handlung die Realität mitgestaltet. Weiterhin wirft das partizipative Universum auch grundlegende Fragen an die Experimentalphysik und die Methodologie der Wissenschaft auf. Wenn experimentelle Ergebnisse nicht rein objektiv feststellbare Fakten repräsentieren, sondern in einem Netzwerk von kausalen und semantischen Interferenzen eingebettet sind, bedarf es neuer Methoden, die diese Wechselwirkung angemessen berücksichtigen.