Sam Hashemi, der zweifache Gründer und derzeitige CEO von Felt, hat sich in der Startup-Welt als inspirierende und innovative Führungspersönlichkeit für Designer bewährt. Sein unternehmerischer Werdegang und seine Perspektiven bieten wertvolle Orientierungspunkte für Designer, die den Schritt in die Welt der Unternehmensgründung wagen möchten. In diesem Beitrag dreht sich alles um Hashemis Erfahrungen und Philosophie zu drei entscheidenden Themen: wann es sinnvoll ist, Kundenfeedback bewusst zu ignorieren, die Rolle von Arbeitstests im Einstellungsprozess sowie warum Designer vermehrt selbst in den Vertrieb gehen sollten.Als Gründer von Felt, einer intuitiven und kollaborativen Plattform zur Kartenerstellung, die sich an moderne Teams richtet, verfolgt Hashemi die Vision, Karten genauso zugänglich und benutzerfreundlich zu machen wie bekannte kreative Tools wie Figma oder Notion. Seine vorherige Unternehmung Remix, eine Plattform zur Planung öffentlicher Verkehrssysteme, zeigt seine Fähigkeit, komplexe technische Herausforderungen erfolgreich zu meistern und dabei Nutzerbedürfnisse in den Vordergrund zu stellen.
Dabei hat Hashemi erkannt, dass für den Erfolg eines Startups nicht nur die reine Produktentwicklung zählt, sondern vor allem die richtige Kombination aus Vision, Kundenorientierung, Teamaufbau und Markenbildung.Ein zentraler Aspekt in Hashemis Führungsstil ist die bewusste Entscheidung, wann man Kundenfeedback ernst nehmen und wann man es bewusst ignorieren sollte. Gerade Gründer neigen häufig dazu, jeden Wunsch, jede Kritik oder jeden Vorschlag von Kunden sofort umsetzen zu wollen. Doch Hashemi macht deutlich, dass dies nicht immer zielführend ist. Kunden können oft nicht erkennen, wohin die eigentliche Reise eines Produkts geht und neigen dazu, bestehende Lösungen zu optimieren – was wörtlich das „schnellere Pferd“ statt das Auto bedeutet.
Daher ist es wichtig, die eigene Vision als Gründer klar zu definieren und mutig zu verfolgen. Gleichzeitig sollte man jedoch flexibel genug sein, um Kunden- und Nutzerdaten in Bereichen einzubeziehen, die nicht Kern der Vision sind. „Steel your vision and really push hard on it. Then be open to everything else—customers, and metrics“, fasst Hashemi seine Haltung zusammen. Diese Balance ermöglicht es, ein Produkt zu erschaffen, das sowohl innovativ als auch nutzerorientiert ist, ohne sich in endlosen Kompromissen zu verlieren.
Ein weiteres Thema, das Sam Hashemi besonders am Herzen liegt, ist das Einstellungsverfahren in Startups, insbesondere für kreative Teams wie Designer. Aus der Zeit seines ersten Unternehmens wusste er um die Grenzen von klassischen und langwierigen Interviewprozessen, bei denen Kandidaten auf dem Papier oder im Gespräch hervorragend wirken, die Realität und Dynamik jedoch häufig nicht widerspiegeln. Um dem entgegenzuwirken, setzt Felt mittlerweile auf einen innovativen Ansatz: Statt zwei bis fünf Stunden Interviews werden Bewerber nach einem kurzen Gespräch direkt in einen zweiwöchigen Arbeitstest eingebunden. Während dieses Zeitraums arbeiten sie real im Unternehmen mit, erleben die Unternehmenskultur und können zeigen, wie gut sie tatsächlich zur Teamdynamik und den Aufgaben passen. Dies sei deutlich aussagekräftiger als theoretische Interviews – und sorge zudem dafür, dass kulturelle und arbeitsmethodische Passung besser erkannt werden.
Als Gründer rät Hashemi daher, den Einstellungsprozess nicht starr zu halten, sondern je nach Firma und Team die passende, möglichst praxisnahe Form zu finden. Die zunehmende Flexibilität durch neue Arbeitsmodelle nach der Pandemie erleichtert dies zudem enorm.Über die internen Prozesse des Startups hinaus unterstreicht Hashemi, wie wichtig es gerade für Designer ist, sich im Vertrieb zu engagieren und dort aktiv mitzuwirken. Designer, die nur auf die Gestaltung von Produkten fokussiert sind, verpassen eine entscheidende Chance, das Verständnis für den Markt, die Kundennutzen und die wirtschaftlichen Zusammenhänge zu vertiefen. Nach Hashemis Erfahrung führt die Beteiligung am Sales-Prozess dazu, dass Designer die Wirkung ihrer Arbeit unmittelbar sehen und erleben können: Sie sehen, wie ihr Design echten Mehrwert schafft, der zu Verkäufen und Einnahmen führt.
Dieses geschlossene Feedback ist für viele Designer inspirierend und motivierend und weckt größere Begeisterung für die unternehmerische Verantwortung. Hashemi erklärt, dass viele potenzielle Gründer erst durch die Erfahrung, selbst einen Deal abzuschließen oder miterleben zu können, die Ambition entwickeln, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Diese Verbindung zwischen Design und Business ermöglicht eine ganzheitlichere Sichtweise und stärkt das Gespür für erfolgskritische Entscheidungen.Sein Rat an Designergründer ist deshalb zweigleisig: Einerseits sollten sie ihre kreative Vision nicht aus den Augen verlieren und lernen, klare Entscheidungen zu treffen, wann Kundenfeedback aufgenommen wird und wann nicht. Andererseits sollten sie ihren Einflussbereich erweitern und neben dem Produktdesign auch Bereiche wie Vertrieb und Preisgestaltung verstehen und aktiv mitgestalten.
Preisgestaltung ist für viele Designer zunächst ungewohnt, sagt Hashemi, da es nicht Teil ihrer üblichen Kompetenzen ist – doch gerade die Fähigkeit, den tatsächlichen Wert eines Produkts monetär zu erfassen und zu kommunizieren, ist für den unternehmerischen Erfolg unerlässlich.Ein weiterer wichtiger Faktor, den Hashemi hervorhebt, ist der Mut zur Marke. Viele Startups unterschätzen die Bedeutung eines mutigen und klar erkennbaren Markenauftritts gerade in der Frühphase. Für Felt war die Entscheidung, die Markenidentität mit kräftigen Farben und Designelementen traditioneller Kartografie stark auszugestalten, ein Teil der Differenzierung und hilft dabei, Aufmerksamkeit zu generieren – sowohl bei potenziellen Kunden als auch bei Talenten. Hashemi plädiert dafür, in der Frühphase nicht zu ängstlich zu sein, sondern mit der Marke experimentierfreudig zu sein und sie mutig zu positionieren.
Wenn das Unternehmen wächst, kann eine Marke dann reifen und sich verfeinern. Für Gründer, die sich auf Design als Differenzierungsmerkmal verlassen wollen, gehöre ein konsequentes Engagement dafür fest zum Job.Auch sein eigenes Verhalten als CEO reflektiert Hashemi aus dieser Perspektive. Er investiert deutlich mehr Zeit denn je in den Designprozess, verbringt zum Beispiel einen Tag pro Woche intensiv mit Design-Reviews im Team. Damit zeigt er nicht nur Wertschätzung für seine Designer, sondern unterstreicht strategisch, dass Design für Felt ein zentraler Wettbewerbsvorteil ist – was wiederum die Qualität und die Innovationskraft des Produkts sichert.
Schließlich spricht Hashemi auch über die Bedeutung von unterstützenden Netzwerken und Communities für Gründer. Gerade als zweitmaliger Gründer hat er erkannt, wie wertvoll ein „CEO-Community“-Austausch ist, um Trends zu erkennen, Denkanstöße zu erhalten und eigene Erfahrungen mit anderen Führungskräften zu teilen. In Zeiten, in denen sich Märkte und Technologien rasant verändern, sind solche Netzwerke eine wichtige Hilfe, um den Überblick zu behalten und kontinuierlich zu lernen.Zusammengefasst liefert Sam Hashemi wertvolle Lektionen für Designer, die Unternehmer werden wollen. Er zeigt, wie essenziell es ist, die eigene Vision mutig zu verfolgen und Feedback mit Bedacht zu filtern.
Wie wichtig es ist, innovative Einstellungsprozesse zu etablieren, die über klassische Interviews hinausgehen und die Teamdynamik besser berücksichtigen. Warum Designer sich aktiv auch mit dem Vertrieb beschäftigen sollten, um die Bedeutung ihrer Arbeit besser zu verstehen und wertvollere Produkte zu bauen. Und wie eine kraftvolle Marke einen enormen Unterschied machen kann – ganz abgesehen von der eigenen Selbstentwicklung als Gründer durch den Austausch mit Gleichgesinnten.Für Designer, die diesen herausfordernden Weg einschlagen, sind solche Erkenntnisse von großer Bedeutung. Denn sie tragen dazu bei, dass die kreative Kraft mit unternehmerischem Denken verschmilzt und so Produkte entstehen, die nicht nur aufgrund ihrer Ästhetik überzeugen, sondern echten Mehrwert schaffen und am Markt bestehen.
Sam Hashemi verkörpert genau diese Verbindung von Design und Business, und seine Erfahrungen inspirieren gleichermaßen Gründer wie Designer, die den Sprung wagen wollen. Die Zukunft von Design-Startups wird maßgeblich davon geprägt sein, wie gut diese beiden Welten miteinander integriert werden – und Hashemi zeigt bereits heute, wie das erfolgreich gelingen kann.