Kryptowährungs schmutziges Geheimnis: Energieverbrauch Obwohl Skeptiker Kryptowährungen vielleicht als „falsches Geld“, „schlimmer als Tulpenzwiebeln“ oder als „Greater Fool“-System bezeichnen, handelt es sich um ein sehr reales Geschäft. Die Marktkapitalisierung der fast 19.000 im Umlauf befindlichen Kryptowährungen beträgt derzeit etwa 1,75 Billionen US-Dollar – ungefähr das Gleiche wie das Bruttoinlandsprodukt Italiens, der weltweit achtngrößten Wirtschaft. Auch wenn man mit Bitcoin vielleicht nicht gerade beim Bäcker um die Ecke ein Brot kaufen kann, investieren viele Anleger beträchtliche Summen in Kryptowährungen. Aber Krypto hat ein schmutziges Geheimnis, das sehr relevant für die reale Welt ist: Es verbraucht viel Energie.
Wie viel Energie? Bitcoin, die weltweit größte Kryptowährung, verbraucht derzeit schätzungsweise 150 Terawattstunden Strom jährlich – mehr als das gesamte Land Argentinien mit einer Bevölkerung von 45 Millionen. Die Erzeugung dieser Energie stößt jährlich etwa 65 Megatonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre aus – vergleichbar mit den Emissionen Griechenlands – wodurch Krypto zu einem bedeutenden Beitrag zur globalen Luftverschmutzung und zum Klimawandel wird. Und der Energiebedarf von Krypto wächst, während Mining-Unternehmen sich beeilen, größere Anlagen zu bauen, um vom Goldrausch des 21. Jahrhunderts zu profitieren. „Bitcoin-Mining-Operationen befinden sich in einem Wettlauf gegen die Zeit, die Anzahl der Miner und die Effizienz der Maschinen, die sie verwenden“, sagte Joshua D.
Rhodes vom Center on Global Energy Policy. „Was den Energieverbrauch von Bitcoin betrifft, so handelt es sich derzeit um einen Art Wildcat-Markt. Der texanische Netzbetreiber ERCOT schätzt, dass Kryptominer den Energiebedarf bis Mitte 2023 um bis zu 6 Gigawatt steigern könnten, was etwa dem Hinzufügen einer weiteren Stadt Houston zum Netz entspricht.“ Im Februar 2021 hatte Texas eine große Stromkrise, nachdem schwere Winterstürme zu Ausfällen im strauchelnden Stromnetz des Bundesstaates führten. Die Transition oben zeigt NASA-Satellitenbilder von nächtlichen Lichtern in Houston vor (7.
Februar) und nach (16. Februar) Stromausfällen durch die Stürme. Während der Krise waren etwa vier Millionen Kunden im ganzen Bundesstaat ohne Strom. Da das Bitcoin-Mining zunehmend wegen seines wachsenden Energieverbrauchs in die Kritik gerät, könnte das Phänomen einen Wendepunkt erreichen, an dem Krypto, um sich als wahrer Gamechanger zu erweisen, sauber werden muss und auf erneuerbare Energien umsteigen muss. Die Linie steigt an Bitcoin-Enthusiasten oder Miner verdienen Münzen, indem sie Computer verwenden, um Rätsel in der dezentralen Datenbank zu lösen, die sie unterstützt, die Blockchain.
In den Anfangstagen von Bitcoin, vor etwa einem Jahrzehnt, konnten Miner Heimcomputer verwenden, um neue Münzen zu prägen, die ein paar Dollar wert waren, zumindest auf dem Bildschirm. Mit der Zeit, als der Markt wuchs, wurden die Rätsel, die die Miner lösen mussten, um neue Münzen zu verdienen, immer komplexer, wodurch mehr Rechenleistung und damit Energie erforderlich waren. Heute ist das Bitcoin-Mining ein hochgradig wettbewerbsfähiges Geschäft, mit weitläufigen, klimatisierten Anlagen, in denen rund um die Uhr Zehntausende hochmoderne Computer arbeiten. Obwohl stark volatil, hat der Wert eines einzelnen Bitcoins in diesem Jahr bisher um rund 40.000 Dollar geschwankt.
Wie jede sich entwickelnde Branche haben Kryptowährungs-Mining-Unternehmen versucht, ihre Operationen zu optimieren und Gewinne zu maximieren, indem sie sich vergrößert haben. Eine wichtige Rolle bei dieser Strategie spielt die Suche nach billiger, reichlich vorhandener Energie und ein entscheidender Faktor dafür, wo sich Minenbetriebe niederlassen. Bis vor kurzem fand rund 75% des gesamten Bitcoin-Minings in China statt, das sowohl Zugang zu günstiger Elektrizität als auch zu Hardware bot. Aber China hat 2021 aufgrund von Bedenken hinsichtlich Betrug, wirtschaftlicher Instabilität und der Erreichung seiner Klimaziele den Stecker für dezentrale digitale Währungen gezogen. Mining-Unternehmen eilten davon, geeignete Standorte mit laxeren Richtlinien zu finden.
Heute findet der Löwenanteil des Bitcoin-Minings in den Vereinigten Staaten statt, wo sich 35% der Hashrate von Bitcoin – die Gesamt-Rechenleistung, die zum Minen und Abwickeln von Transaktionen verwendet wird – jetzt befindet. Leider hat Chinas Vorgehen gegen digitale Währungen anscheinend das Kryptomining noch schmutziger gemacht. Einige Minenbetriebe in China hatten ihre Kohlenstoffemissionen durch die Nutzung von billigem und reichlich vorhandenem Wasserkraftstrom während der Regenzeit reduziert. Aber nach dem chinesischen Vorgehen verdoppelte sich der Anteil des Erdgases, das im Strommix von Bitcoin verwendet wird, auf 31%. Und Kasachstan, jetzt der zweitgrößte Bitcoin-Hub der Welt, bezieht etwa 50% seiner Energie aus hoch-emittierenden kohlebetriebenen Anlagen.
Vielleicht noch besorgniserregender ist, dass einige Unternehmen in den USA stillgelegte Kraftwerke wieder in Betrieb nehmen, um von Krypto zu profitieren. Greenidge Generation, eine mit Erdgas betriebene Bitcoin-Minenanlage in der malerischen Finger Lakes Region im nördlichen Bundesstaat New York, ist ein umstrittenes Beispiel für diesen Trend. Lokale Gruppen weisen darauf hin, dass die Anlage nicht nur die Luft verschmutzt, sondern auch das Ökosystem des Seneca-Sees schädigt, indem sie tgl. bis zu 134 Millionen Gallonen heißes Wasser in den tiefsten Gletschersee New Yorks abgibt. Allgemeiner gibt es Bedenken, dass die Anlage vielleicht ein Kanarienvogel im Kryptominen sein könnte, sowohl für den Bundesstaat New York als auch für die Nation.
Digitale Dollars und Sinn Wie andere disruptiv neue Technologien hat die Kryptowährung Regierungen unvorbereitet und unsicher gemacht, wie man den explosiven neuen Markt regulieren soll. Obwohl Plattsburgh, NY, 2018 die erste US-Stadt war, die vorübergehend das Krypto-Mining verbot, gibt es derzeit keine Bundesgesetzgebung, die sich speziell auf das Krypto-Mining konzentriert. Auf Landesebene hat letzte Woche die New Yorker Landesversammlung einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der ein zweijähriges Moratorium für energieintensive proof-of-work-Krypto-Mining-Einrichtungen vorsieht, die ihre Energie von fossilen Kraftwerken hinter dem Zähler beziehen. „Solch ein Moratorium ist wichtig, weil es New York die Zeit gibt, die Umweltrisiken der sich ausdehnenden Kryptowährungs-Mining-Industrie des Staates zu bewerten, einschließlich der potenziellen Auswirkungen der Branche auf die Fähigkeit des Staates, die Treibhausgasemissionsminderungsziele des Klimaschutz- und Gemeinschaftsschutzgesetzes zu erreichen, und um angemessene Vorschriften als Reaktion zu entwickeln“, sagte Jacob Bryce Elkin. Elkin ist ein Fellow des Sabin Center for Climate Change, der im März einen Artikel zu dem Thema verfasst hat.
Ein entsprechender Gesetzesentwurf wartet derzeit im Senat auf Zustimmung, wo er auf heftigen Widerstand der Krypto-Industrie stößt. Die Zukunft der bestehenden Greenidge-Anlage bleibt jedoch unklar. Die Greenidge Generation-Genehmigung für die Luftqualität lief letzten September ab, aber das New York Department of Environmental Conservation hat zweimal die Entscheidung über die Erneuerung verzögert. In dieser Zeit hat Greenidge versucht, Tausende von neuen Computern zu installieren und seine Stromerzeugungskapazitäten dramatisch zu erhöhen. Obwohl eine Ausweitung verboten ist, würde das staatliche Moratorium in seiner derzeitigen Form nicht für bestehende Mining-Einrichtungen gelten.
Kritiker der Greenidge-Anlage, darunter DEC-Kommissar Basil Seggos, haben jedoch darauf hingewiesen, dass sie dem Klimaschutz- und Gemeinschaftsschutzgesetz des Bundesstaates New York widerspricht, das eine Reduzierung der treibhausgasemissionen im gesamten Wirtschaft um 40% bis 2030 vorsieht. Es wird geschätzt, dass das Kryptomining bis zum Ende des Jahrzehnts bis zu 7% aller Kohlenstoffemissionen im Bundesstaat New York ausmachen könnte. Die Frist für eine Entscheidung zur Genehmigung von Greenidge wurde nun auf den 30. Juni gesetzt, zwei Tage nach den landesweiten Vorwahlen. In der Zwischenzeit laufen die Mining-Operationen und die Ausweitung von Greenidge weiter.
Die Zukunft der Kryptowährung: Kann Gold grün werden? Befürworter digitaler Währungen und der Blockchain weisen darauf hin, dass es sich um innovative Technologien handelt und dass wir erst begonnen haben, ihr Potenzial zu erkunden. „In unseren Finanzdienstleistungsbranche gibt es bestimmte Ineffizienzen, die durch Blockchain-Technologien gelindert werden können, was es uns ermöglichen würde, wichtige Themen wie Gleichberechtigung, Zugang und Kosten anzugehen“, sagte R.A. Farrokhnia, der Geschäftsführer von Columbia's Advanced Projects and Applied Research in Fintech. „Mit den richtigen Sicherheitsvorkehrungen, Überwachung und verantwortungsbewussten Innovationen könnten wir Fortschritte in der Fintech- und Blockchain mit immer raffinierteren Datenanalysetools, insbesondere maschinelles Lernen und KI, koppeln, um robuste Produkte und Lösungen effizienter, intelligenter, ethisch und inklusiver zu schaffen und anzubieten.
“ Dennoch könnte ein solches Versprechen für Skeptiker nicht ausreichen – insbesondere wenn es einen so hohen Preis hat. Aber die Kryptowährung hat möglicherweise eine weitere Chance, ihren Wert über ihr finanzielles Portfolio hinaus zu beweisen: indem sie zu einem Vorreiter im Übergang zu nachhaltigen Energiequellen wird. „Einige meiner Forschungen haben gezeigt, dass, wenn sich die Minen flexibel zeigen, sie gut mit erneuerbaren Energien zusammenarbeiten können, indem sie ihren Energieverbrauch je nach aktuellen Netzzuständen schnell anpassen“, sagte Rhodes. „Es ist jedoch nicht sicher, dass sie dies tun werden. Es ist wichtig, dass das Krypto-Mining die Entwicklung erneuerbarer (oder anderer CO2-freier) Energiequellen unterstützt, da es sonst nur eine weitere Branche sein wird, die zur Klimakrise beiträgt.
“ Wie andere Branchen wird die Kryptowährungsbranche viele Herausforderungen bewältigen müssen, wenn sie versucht, grün zu werden, wie die Anerkennung ihrer Auswirkungen auf die Umwelt, die Integration wirklich nachhaltiger Praktiken (wie dem Proof-of-Stake-Konsensmechanismus) in ihre Betriebsabläufe und letztlich die Ablehnung des Streben nach Profit um jeden Preis. Wenn die Krypto-Community bereit ist, diesen Herausforderungen zu begegnen, dann könnte sie sich noch immer als wahrhaftig transformative erweisen, indem sie Finanzen und Technologie nutzt, um den Übergang zu erneuerbaren Energiequellen zu beschleunigen. Wenn nicht, dann haben die Skeptiker vielleicht recht: Wenn die Bitcoin-Blase endlich platzt, könnte dies nicht nur die Anleger, sondern auch den Planeten selbst im Stich lassen.
