Die Digitalisierung hat unser Leben in vielen Bereichen grundlegend verändert. Besonders die Überprüfung von Identitäten im Internet ist heute wichtiger denn je. In diesem Zusammenhang hat Sam Altman, bekannt als Mitbegründer von OpenAI, mit seinem Startup Tools For Humanity eine innovative Lösung entwickelt: den sogenannten Orb – ein futuristisch anmutendes Gerät, das mithilfe eines Iris-Scans die Echtheit eines Menschen verifiziert. Im Mai 2025 startete die umfassende Einführung dieses Systems in den USA, mit tausenden Geräten, die in wichtigen Metropolen wie San Francisco, Los Angeles, Atlanta, Nashville, Miami und Austin aufgestellt wurden. Diese Expansion markiert einen entscheidenden Schritt hin zu einer neuen globalen Norm der Identifikationssicherheit im digitalen Raum.
Der Orb funktioniert dabei als Schlüssel zu einer sicheren digitalen Identität. Die Technologie basiert auf einem hochentwickelten Scan der Netzhaut, die einzigartig für jeden Menschen ist. Sobald ein Nutzer gescannt wird, generiert das Gerät eine einmalige digitale Identität, die als sogenannter WorldID auf das Smartphone übertragen wird. Dieses digitale Zertifikat ermöglicht dem Nutzer die sichere Anmeldung bei Online-Diensten, Banken, sozialen Netzwerken und weiteren Plattformen, die sensible personenbezogene Daten oder finanzielle Transaktionen erfordern. Dadurch soll Betrug signifikant reduziert und eine vertrauenswürdige Basis für Online-Interaktionen geschaffen werden.
Ursprünglich wurde der Orb im Rahmen des Projektes Worldcoin entwickelt, das den Ambition verfolgte, eine Form des universellen Grundeinkommens (UBI) durch eine Kryptowährung zu ermöglichen. Nutzer sollten die digitale Währung ausschließlich unter verifizierten Teilnehmern tauschen können, was die Sicherheit des Systems begünstigt. 2024 erfolgte eine Umbenennung in World, womit das Startup offenbar eine breitere Ausrichtung anstrebte, losgelöst vom engen Fokus auf Kryptowährungen. Neben der ursprünglich konzipierten Währung verteilt Tools For Humanity mittlerweile den WorldID als digitalen Nachweis der Menschlichkeit, der zunehmend in diversen Anwendungen integriert wird. Ein erster wichtiger Anwendungsbereich ist die Partnerschaft mit der Match Group, die zahlreiche führende Dating-Plattformen wie Tinder, Hinge, OKCupid und Match.
com betreibt. Die Integration des WorldIDs in diese Dienste dient der Absicherung von Nutzerprofilen und der Bekämpfung von Fake-Accounts und Bots, was die Qualität der Nutzererfahrung entscheidend verbessern kann. Gerade im Bereich Online-Dating ist das Vertrauen in die Echtheit der Partner von zentraler Bedeutung. Orb-verifizierte Profile erhalten ein Badge, das anderen Nutzern die Authentizität signalisiert und hilft, echte zwischenmenschliche Beziehungen zu fördern. Auch auf anderen Plattformen, wie etwa exklusiven Bereichen auf Reddit, Discord oder auf Online-Shoppingseiten, findet die Verifizierungsmethode Einsatz.
Die Entwickler planen, den Anwendungsbereich deutlich auszuweiten, sodass künftig auch Gaming-Plattformen, weitere soziale Netzwerke und digitale Marktplätze von der Technologie profitieren können. Trotz des hohen Innovationswerts des Orb-Systems begleiten das Projekt und Tools For Humanity erhebliche Diskussionen um Datenschutz und Sicherheit. Die biometrischen Daten, insbesondere die Iris-Scans, stellen äußerst sensible Informationen dar, deren Missbrauch schwerwiegende Folgen haben kann. Kritiker warnen davor, dass ein zentraler Akteur mit Zugriff auf solche Daten enorme Machtpositionen erlangen könnte. Zudem sind Irisbilder unveränderbar – anders als Passwörter oder PIN-Codes kann man seine Augen nicht wechseln.
Daher liegt der Fokus von Tools For Humanity stark auf der technischen Sicherheit: Die Geräte sollen die Irisbilder unmittelbar nach der Identifizierung löschen, sämtliche Daten werden verschlüsselt übermittelt und gespeichert. Die Transparenz wird durch die Open-Source-Veröffentlichung des Technologiesystems unterstrichen, sodass unabhängige Dritte die Sicherheitsversprechen des Unternehmens prüfen können. Dennoch bleibt das Vertrauen der Öffentlichkeit eine Herausforderung, zumal das Projekt in einigen Ländern - darunter Hongkong, Großbritannien, Spanien, Portugal, Kenia und Südkorea – regulatorische Hürden begegnet und zensiert oder eingeschränkt wurde. Ein weiterer Kritikpunkt ergibt sich aus der Verbindung von biometrischer Identifikation mit Kryptowährungen und digitalen Zahlungsmethoden. Gespräche mit Visa sollen die Integration des WorldIDs in gängige Zahlungssysteme ermöglichen, was zwar Vorteile beim Umgang mit Stablecoins und Kryptowährungen verspricht, aber gleichzeitig auch die Angriffsfläche für Cyberkriminalität vergrößert.
Hackerangriffe auf zentral gespeicherte biometrische Daten könnten zu katastrophalen Identitätsdiebstählen führen. Die Unumkehrbarkeit der biometrischen Merkmale macht es besonders brisant, dass solch ein Schaden nicht einfach durch das Ändern von Zugangsdaten behoben werden kann. Die breite Einführung des Orbs in den USA steht auch für eine Zukunft, in der digitale Identitäten und physische Biometrie zunehmend verschmelzen. Die Idee, die Echtheit eines Menschen schnell und fälschungssicher zu überprüfen, ist sehr attraktiv für viele Branchen und Anwendungen – sei es im Finanzwesen, auf sozialen Plattformen oder im Gesundheitssektor. Zugleich ist die Frage nach der Kontrolle solcher Daten, den ethischen Grenzen und der Rechtssicherheit von großer Bedeutung.
Sam Altman und sein Team bei Tools For Humanity haben mit dem Orb nicht nur eine technische Innovation vorangetrieben, sondern auch eine mögliche Grundlage für eine neue Form digitaler Souveränität geschaffen. Die Vision einer global anerkannten, biometriebasierten Identität kann viele Vorteile bringen, wächst aber auch mit der Verantwortung gegenüber Privatsphäre und individuellen Freiheitsrechten. Die nächsten Jahre werden zeigen, wie sich diese Technologie im Zusammenspiel mit gesellschaftlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen entwickelt. Für Nutzer eröffnen sich interessante Perspektiven: Ein einfaches, sicheres und fälschungssicheres Mittel, um Online-Identitäten zu schützen, könnte den Alltag erleichtern und Betrugsrisiken minimieren. Gleichzeitig verlangt der Umgang mit solch sensiblen biometrischen Informationen eine sorgfältige Abwägung zwischen Komfort, Sicherheit und Datenschutz.
Die US-Rollout-Phase des Orbs ist somit nicht nur ein technologischer Meilenstein, sondern auch ein relevanter gesellschaftlicher Testlauf für eine vernetzte Zukunft, in der Menschlichkeit im digitalen Raum zweifelsfrei erkennbar wird.