Die Entfernung der beliebten Musik-Streaming-App Musi aus dem Apple App Store hat seit September 2024 nicht nur zahlreiche Fans enttäuscht, sondern auch einen komplexen Rechtsstreit in Gang gesetzt, der weit über eine einfache App-Entfernung hinausgeht. Musi wirft Apple vor, mit der Musikindustrie im Hinterzimmer konspiriert zu haben, um die App gezielt aus dem App Store zu verbannen. Diese Anschuldigungen haben den Fall zu einem der brisantesten Technologiestreitigkeiten des Jahres 2025 gemacht und werfen Fragen zu fairen Wettbewerbsbedingungen und der Macht großer Tech-Konzerne auf dem Markt auf. Musi bietet eine kostenlose Möglichkeit, Musik von YouTube ohne Unterbrechungen zu streamen, wobei lediglich beim ersten Öffnen der App Werbung geschaltet wird. Diese Funktion hat der App eine treue Nutzerschaft eingebracht, die Musi sogar als bessere Alternative zu Spotify oder anderen etablierten Streaming-Diensten ansieht.
Umso größer war der Schock, als Musi plötzlich aus dem App Store verschwand. Apple begründete die Entfernung offiziell mit einer Beschwerde von YouTube – doch Musi glaubt, dass die Realität eine ganz andere ist. Die Musik-Streaming-App behauptet, dass die Entfernung nicht direkt auf eine reguläre YouTube-Beschwerde zurückzuführen sei, sondern vielmehr das Ergebnis einer Intervention von Akteuren aus der Musikindustrie, die Apple unter Druck gesetzt hätten. Nach eigenen Angaben habe Apple auf die Forderungen der Branche reagiert und YouTube veranlasst, eine bereits als erledigt geltende Beschwerde wieder zu eröffnen, um die App loszuwerden. Musi bezeichnet diese Vorgänge als „Backchannel-Scheme“, wobei Apples Rolle als Strippenzieher im Gesprächen mit Musikunternehmen und der National Music Publishers Association im Fokus steht.
Die Vorwürfe basieren unter anderem auf internen E-Mails, die im Zuge des Gerichtsverfahrens veröffentlicht wurden. Darin zeigt sich etwa, wie eine leitende Apple-Juristin namens Elizabeth Miles direkt mit Sony Music in Kontakt stand, um einen „Weg nach vorne“ zur Entfernung von Musi zu finden. Kurze Zeit später folgten Gespräche mit YouTube, organisiert von Apple-Mitarbeitern. Der Zusammenhang zwischen den Kontakten zur Musikindustrie und den darauffolgenden Maßnahmen gegen Musi ist für die Kläger somit deutlich erkennbar. Apple widerspricht diesen Behauptungen entschieden und bezeichnet Musis Vorwürfe als „haltlose Verschwörungstheorien“.
Das Unternehmen argumentiert, dass es zu jedem Zeitpunkt das Recht habe, Apps aus dem App Store zu entfernen, und dass die Entfernung der Musi-App auf regulären Beschwerden basiere. Zudem stellt Apple Musi als den weniger seriösen Akteur dar und wirft der App sogar vor, sich unrechtmäßig Zugang zum App Store verschafft zu haben, indem sie angeblich eine Mitarbeiterin von Universal Music Group nachgeahmt habe. Der Streit eskaliert zunehmend, da beide Seiten inzwischen gegenseitig Sanktionen als Druckmittel fordern. Musi sieht dies als Versuch von Apple, die Kläger einzuschüchtern und vom Prozess abzubringen, während Apple argumentiert, Musis Klage sei irreführend und sollte komplett zurückgewiesen werden. Ein entscheidender Gerichtstermin zu den Sanktionsanträgen ist für Ende Juli 2025 angesetzt und könnte das weitere Verfahren maßgeblich beeinflussen.
Besonders brisant ist, dass Apple zunächst Dokumente unvollständig herausgab und erst per Gerichtsbeschluss gezwungen wurde, interne E-Mails von Schlüsselpersonen vorzulegen. Diese Einblicke verstärken Musis Aussage, dass Apple bemüht war, belastende Informationen zu verbergen. Die E-Mails zeigen zudem, wie komplex und wenig transparent der Prozess hinter verschosselten Türen war. Auch angespannte Personalverhältnisse im Unternehmen sowie Apples interne Strategien zur Kontrolle des App-Ökosystems werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen für unabhängige Entwickler. Der Fall Musi illustriert exemplarisch, wie wirtschaftliche Interessen großer Plattenfirmen und Tech-Riesen die Grenzen der Fairness verschieben und kleinere Akteure dadurch ausgebremst werden können.
Für zahlreiche Nutzer ist der Fall mehr als nur eine juristische Auseinandersetzung. Musi bietet ihnen eine günstige, werbefreie Möglichkeit, Musik zu genießen, die sie bei alternativen Diensten so nicht vorfinden. Seit der Entfernung aus dem App Store bleibt die App zwar auf bereits installierten Geräten nutzbar, doch verlorene Zugangschancen durch Geräte-Updates oder Neuinstallationen sorgen für anhaltende Frustration und Debatten auf Plattformen wie Reddit. Der langwierige Rechtsstreit wird voraussichtlich erst Anfang 2026 in einer Jury-Verhandlung seinen Höhepunkt finden. Bis dahin bleibt die Zukunft von Musi und die Frage, ob die App zurückkehren darf, ungewiss.
Doch der Fall zeigt deutlich, wie stark die Schnittstelle zwischen Technologie, Urheberrecht und Wirtschaftspolitik heutzutage ausgeprägt ist und wie wichtig es für Nutzer und Entwickler ist, über solche Vorgänge informiert zu sein. Neben der rechtlichen Dimension wirft der Konflikt auch Fragen zum Umgang mit Urheberrechten, fairem Wettbewerb und der Rolle großer Gatekeeper auf. Apples Dominanz über den App Store macht es möglich, dass einzelne Anbieter schnell und oft endgültig „ausgeknipst“ werden können. Ob dies im Sinne des Wettbewerbs und der Innovation ist, wird zunehmend von Branchenkennern und Verbraucherschützern kritisch betrachtet. Die Musi gegen Apple-Auseinandersetzung verdeutlicht, dass technologische Innovationen und nutzerfreundliche Alternativen oft an wirtschaftlichen und politischen Machtinteressen scheitern können.
Musis Kampf um Wiedereinstieg könnte daher als ein Meilenstein im Kampf um mehr Transparenz, Fairness und Offenheit im digitalen Ökosystem verstanden werden. Bis zu einer endgültigen Lösung bleibt der Fall spannend und verfolgt die Aufmerksamkeit zahlreicher Beobachter aus dem Technologie- und Musiksektor. Die Unterstützung durch die Community, vor allem auf Social-Media-Plattformen, hält Musi weiterhin am Leben und bietet den Nutzern Halt in der Ungewissheit. Sie zeigt auch, wie viel Wert Verbraucher auf alternative Streaming-Angebote legen, die weniger restriktiv und günstiger sind als die Angebote der großen Streaming-Dienste. Abschließend lässt sich sagen, dass der Streit um Musi und Apple weit mehr als ein juristisches Duell ist.
Es geht um die Zukunft digitaler Musiknutzung, den Einfluss der großen Akteure und die Frage, wie fair und offen digitale Marktplätze gestaltet sein sollten. Das Verfahren vor Gericht wird daher mit Spannung erwartet und könnte wegweisend sein für den weiteren Umgang mit App-Entfernungen, Urheberrechten und Machtstrukturen im digitalen Zeitalter.