Der Klimawandel stellt eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts dar. Die Überwachung der Kohlendioxidkonzentrationen in der Atmosphäre ist von zentraler Bedeutung, um Emissionen präzise zu erfassen und entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Trotz der hohen Relevanz bestehen bei herkömmlichen CO2-Messsystemen oftmals Einschränkungen durch die benötigte Energieversorgung – meist Batterien oder eine externe Stromquelle –, die Installation und Wartung erschweren. Anlässlich dieser Problematik hat das Korea Advanced Institute of Science and Technology (KAIST) eine Technologie entwickelt, die eine autonome, kabellose und kontinuierliche CO2-Überwachung ermöglicht, ohne auf Batterien oder externe Stromanschlüsse angewiesen zu sein.
Der entwickelte Sensor nutzt feinste Vibrationen aus der Umgebung, um eigenständig Strom zu erzeugen, womit ein nachhaltiger Betrieb garantiert wird. Diese bahnbrechende Entwicklung birgt großes Potenzial für verschiedenste Anwendungsbereiche und könnte die Umweltüberwachung revolutionieren. Das Forschungsprojekt wurde von Professor Kyeongha Kwon von der Fakultät für Elektrotechnik an der KAIST im Verbund mit dem Team von Professor Hanjun Ryu der Chung-Ang Universität realisiert. Zentraler Bestandteil des Systems ist der sogenannte Inertia-driven Triboelectric Nanogenerator (TENG), welcher mechanische Vibrationen in elektrische Energie umwandelt. Die Funktionsweise basiert auf der Nutzung der Energie, die durch die Schwingungen von Industrieanlagen, Rohrleitungen und anderen mechanischen Komponenten freigesetzt wird.
Üblicherweise gehen diese Vibrationen ungenutzt verloren, während der TENG sie effektiv in Strom transformiert und dadurch die Sensorik sowie die drahtlose Kommunikation betreiben kann. Der TENG ist ein neuartiges Energierückgewinnungsgerät, das durch das triboelektrische Prinzip funktioniert – hierbei handelt es sich um einen Effekt, bei dem durch Reibung zwischen zwei unterschiedlichen Materialien eine elektrische Ladung erzeugt wird. Zusätzlich sorgt die Trägheitskomponente des Generators dafür, dass selbst kleinste Vibrationen in elektrischen Strom umgewandelt werden können. In Kombination mit einem Federmechanismus, der die Schwingungen verstärkt und eine Resonanz induziert, sind die Forscher in der Lage, eine messbare und stabile Leistung von etwa 0,5 Milliwatt bei Vibrationen mit 13 Hertz und einer Beschleunigung von 0,56 g zu erzielen. Diese erzeugte Energie wird genutzt, um einen CO2-Sensor sowie ein Bluetooth Low Energy-System-on-a-Chip (BLE SoC) zu betreiben.
Dank des BLE-Moduls kann der Sensor die ermittelten CO2-Konzentrationswerte kabellos und in Echtzeit übermitteln, beispielsweise an eine zentrale Station für Umweltüberwachung oder an mobile Endgeräte. Die völlig autonome Energieversorgung macht das System unabhängig von externen Stromquellen und ermöglicht eine nahezu wartungsfreie Nutzung über lange Zeiträume. Die Innovation besteht nicht nur im Verzicht auf Batterien, sondern auch in der präzisen und regelmäßigen Messung der Kohlendioxidkonzentrationen. CO2-Werte sind essenziell, um lokale Emissionsquellen zu identifizieren und die Wirksamkeit von Klimaschutzmaßnahmen zu bewerten. Traditionelle Systeme, die auf Batterien angewiesen sind, müssen regelmäßig gewartet und ausgetauscht werden, was den Aufwand und die Kosten erhöht.
Zudem erschweren Kabel und Anschlussmöglichkeiten die Installation besonders in schwer zugänglichen oder gefährlichen Umgebungen. Die Selbstversorgung über vibrierende Umweltenergie eröffnet hier völlig neue Perspektiven. Die Forschungsergebnisse wurden im anerkannten Fachjournal Nano Energy veröffentlicht und verdeutlichen das Potenzial der Technologie als Grundlage für zukünftige sensorbasierte Umweltüberwachungssysteme. Die selbständige Energiegewinnung ist eine Schlüsselkomponente, die es erlaubt, viele unterschiedliche Sensoren in einem Netzwerk zu integrieren, ohne auf externe Energiequellen angewiesen zu sein. Diese Eigenschaft ist besonders wertvoll für die Industrie, die Infrastrukturüberwachung sowie für Smart-City-Anwendungen, bei denen viele Sensoren verteilt und dezentral operieren müssen.
Darüber hinaus stellt die Technologie eine ökologische Alternative dar, da der Bedarf an Batterien reduziert wird, deren Herstellung und Entsorgung Umweltbelastungen verursacht. Durch die Nutzung bereits vorhandener Energiequellen wie Vibrationen wird Innovation mit Nachhaltigkeit verbunden. Die Forscher zeigten im Experiment eine bemerkenswerte Stabilität und Zuverlässigkeit des CO2-Messsystems, das umweltbedingte Schwankungen problemlos bewältigt und durch seine Konstruktion klein und kompakt bleibt. Die Kombination aus mehreren TENG-Stapeln und einem Federmechanismus maximiert die Energieausbeute und sorgt für konsistente Messzyklen. Professor Kyeongha Kwon betonte die Relevanz solcher selbstversorgenden Systeme für die Umweltüberwachung der Zukunft.
Die Möglichkeit, ohne Einschränkungen durch Stromversorgung kontinuierlich und zuverlässig CO2-Konzentrationen zu erfassen, trägt wesentlich dazu bei, klimaschädliche Emissionen besser zu kontrollieren und langfristig zu minimieren. Zudem ebnet diese Technologie den Weg für die Entwicklung weiterer selbstversorgender Sensoren, die zum Beispiel Feinstaub, Temperatur oder Luftfeuchtigkeit messen können. Die Unterstützung durch das Saudi Aramco-KAIST CO2 Management Center zeigt darüber hinaus die internationale Bedeutung und das große Interesse an innovativen Technologien im Bereich der CO2-Reduktion und Umweltüberwachung. Die Umsetzung im industriellen Maßstab bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. In Produktionsanlagen können so Emissionen detailliert und ohne Eingriffe in die Infrastruktur überwacht werden.
Auch bei der Überprüfung von Rohrleitungen und anderen potenziellen Leckagequellen können automatisierte und wartungsfreie Sensoren helfen, Umweltschäden frühzeitig zu erkennen. Besonders in schwer zugänglichen Bereichen - wie Unterirdischen Rohrsystemen oder entfernten Industrieanlagen - bietet das selbstversorgte System immense Vorteile gegenüber herkömmlichen Lösungen. KAIST gelingt es somit, eine der derzeit größten Herausforderungen der Umweltmesstechnik zu meistern: die Vereinbarkeit von Echtzeit-Überwachung, geringer Wartung und Umweltfreundlichkeit. Durch die Kombination moderner Nanotechnologie, der Nutzung triboelektrischer Effekte und smarter Funktechnik entsteht ein hocheffizientes Messsystem, das nicht nur die CO2-Überwachung vorantreibt, sondern auch als Plattform für künftige umweltrelevante Sensoren eine wichtige Rolle spielen kann. Die selbstversorgende CO2-Messung ohne Batterien ist ein großer Schritt in Richtung smarter, ressourcenschonender und nachhaltiger Umweltüberwachungsnetze.
Durch die Vermeidung von Wartungsintervallen und die Reduktion von Elektroschrott leistet die Technologie zudem einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz. Zusammenfassend steht die Erforschung von KAIST und Chung-Ang Universität für einen innovativen Meilenstein in der Umwelttechnik, der dank moderner Nanogeneratoren und intelligenter Sensorkonzepte eine neue Realität der CO2-Überwachung ermöglicht: kabellos, autonom, nachhaltig und hochpräzise. Die wissenschaftliche Veröffentlichung verdeutlicht, dass solche Technologien bald ein fester Bestandteil umfassender Klimaschutzstrategien sein können und erhebliche Vorteile für Industrie, Städte und Umwelt bringen. Die breite Anwendung dieser Technologie könnte auch die globale CO2-Bilanz verbessern, indem Emissionen passgenau und in Echtzeit erfasst und kontrolliert werden, was wiederum eine Entscheidungsgrundlage für gezielte Klimaschutzmaßnahmen schafft.