Die amerikanische Wirtschaft steht möglicherweise vor einer bevorstehenden Rezession, warnt der erfahrene Ökonom Steve Hanke. In einem aufschlussreichen Interview mit der Vermögensberatungsfirma Wealthion erklärte Hanke, dass ein alarmierendes Signal auf ein bevorstehendes wirtschaftliches Abwärtsrisiko hinweist. Dieser Indikator, der in den letzten hundert Jahren nur viermal zu beobachten war, deutet auf eine bevorstehende wirtschaftliche Schrumpfung hin. Hanke, Professor an der Johns Hopkins University, bezieht sich in seiner Analyse auf eine signifikante Kontraktion der Geldmenge, ein Zustand, der einer der Hauptbestandteile des Geldsystems ist und als „Treibstoff“ für die Wirtschaft fungiert. Die Geldmenge M2, eine wichtige Kennzahl, die das Geld umfasst, das in der Wirtschaft zirkuliert, erreichte während der Pandemie einen Höchststand, ist jedoch in den letzten Jahren merklich gefallen.
Aktuelle Daten der Federal Reserve zeigen, dass die M2-Geldmenge im Juni etwa 21 Billionen US-Dollar betrug, was einem Rückgang von 3 Prozent gegenüber dem Höchststand von 2022 entspricht. Ein derartiger Rückgang der Geldmenge ist in den letzten hundert Jahren nur in vier Fällen dokumentiert worden, und jedem dieser Rückgänge folgte eine Rezession oder sogar eine Wirtschaftskrise. Historisch betrachtet ist dies eine auffällige und besorgniserregende Tatsache, die Anleger und Politikexperten gleichermaßen beunruhigt. Die Kontraktion begann vor rund zwei Jahren und deutet darauf hin, dass die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Wirtschaft Zeit benötigen, um sichtbar zu werden. Hanke betont, dass Veränderungen in der Geldmenge mit einer Verzögerung von ein bis zwei Jahren auf die wirtschaftliche Realität Einfluss nehmen können.
Dieses zeitliche Element ist entscheidend für das Verständnis, warum wir möglicherweise schon bald mit einer Rezession rechnen müssen. Zusätzlich zur Geldmenge machen auch andere wirtschaftliche Indikatoren Hanke Sorgen. So hat sich der Arbeitsmarkt in den letzten Monaten zunehmend verschlechtert. Die Arbeitslosenquote stieg im Juli auf 4,3 Prozent, den höchsten Wert seit Beginn der Pandemie. Diese überraschende Entwicklung könnte die Verbraucher verunsichern und deren Kaufkraft weiter schmälern.
Die Verbraucher selbst scheinen durch die anhaltende Inflation stark unter Druck zu stehen und reduzieren ihre Ausgaben entsprechend. Der Einzelhandelsumsatz hat sich deutlich verlangsamt, verglichen mit der Konsumfreude, die während der Pandemie zu beobachten war, als Online-Einkäufe einen Boom erlebten. Angesichts steigender Lebenshaltungskosten ziehen es viele Menschen vor, vorsichtiger zu wirtschaften, was sich direkt auf das Wachstum der Wirtschaft auswirken kann. Ein weiterer Bereich, der bereits Anzeichen einer Abkühlung zeigt, ist der Wohnungsmarkt. Hohe Hypothekenzinsen haben die Nachfrage nach neuen Wohnimmobilien stark beeinträchtigt, was zu einem Rückgang der Bauaktivitäten geführt hat.
Außerdem verzeichnet der Fertigungssektor bereits seit 20 von 21 Monaten einen Rückgang. Dies deutet darauf hin, dass verschiedene Sektoren der Wirtschaft in einem insgesamt schwächeren Zustand sind. Die Marktentwicklung bleibt angespannt, wobei Investoren auf Anzeichen einer wirtschaftlichen Abkühlung achten. Laut dem CME FedWatch-Tool rechnen die Anleger mit einer 62-prozentigen Wahrscheinlichkeit, dass die Federal Reserve bis Ende des Jahres die Zinssätze um 100 Basispunkte oder mehr senken wird. Diese Erwartung deutet darauf hin, dass die Märkte eine schnelle Lockerung der Geldpolitik antizipieren, um eine potenzielle Rezession abzuwenden.
Die Vorhersagen von Hanke und anderer Wirtschaftsexperten werden in den kommenden Monaten auf die Probe gestellt, während die Wirtschaft versucht, sich an die sich verändernden Bedingungen anzupassen. Die Tatsache, dass solch ein signifikantes Warnsignal so selten auftritt, unterstreicht die Dringlichkeit der Situation. Wenn die Geldmenge weiterhin sinkt und andere wirtschaftliche Indikatoren sich weiter verschlechtern, könnte sich die US-Wirtschaft wirklich in eine ernsthafte Krise bewegen. Eine mögliche Rezession könnte auch weitreichende Folgen für die globale Wirtschaft haben, insbesondere in einer Zeit, in der viele Länder bereits mit den Nachwirkungen von Inflation, Energiepreisen und geopolitischen Unsicherheiten zu kämpfen haben. Schwächere US-Wirtschaftskennzahlen könnten auch bedeuten, dass andere eng verbundene Märkte und Länder darunter leiden könnten.
Hanke hebt hervor, dass die aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen nicht nur eine vorübergehende Herausforderung darstellen, sondern auch von langfristigen strukturellen Problemen zeugen, die gelöst werden müssen, um zukünftige Krisen zu vermeiden. Diese Problematik erfordert möglicherweise eine tiefgreifende Überprüfung der bestehenden geldpolitischen Strategien und eine offene Diskussion über alternative Ansätze zur Stabilisierung der Wirtschaft. Die Anzeichen einer bevorstehenden Rezession sind in der Tat alarmierend, und zahlreiche Wirtschaftsakteure, darunter Politiker, Ökonomen und Unternehmen, müssen sich auf mögliche Anpassungen und Strategien vorbereiten, um den Herausforderungen einer möglichen Abwärtswirtschaft zu begegnen. Dies könnte umfassende Maßnahmen in Bezug auf Geldpolitik, Fiskalpolitik und regulatorische Rahmenbedingungen erfordern. Zusammengefasst ist das Signal, das von Hanke und anderen Wirtschaftsexperten ausgesendet wird, klar: Die amerikanische Wirtschaft steht an einem Wendepunkt.
Die drohende Rezession könnte sich nicht nur auf die US-Wirtschaft beschränken, sondern global Auswirkungen haben. Es bleibt abzuwarten, wie die Akteure reagieren und welche Maßnahmen ergriffen werden, um diese potenzielle Krise abzuwenden. Nur die Zeit wird zeigen, ob dieses düstere wirtschaftliche Vorzeichen letztendlich Wirklichkeit wird. Bis dahin müssen sowohl die Politik als auch die Gesellschaft wachsam bleiben und geeignete Strategien entwickeln, um die Herausforderungen einer sich möglicherweise zuspitzenden Situation anzugehen.