Der anhaltende Handelskrieg zwischen den Vereinigten Staaten und China, ausgelöst durch die Politik von Donald Trump, hat die weltweiten Handelsströme nachhaltig beeinflusst. Insbesondere die Schifffahrtsindustrie steht vor großen Herausforderungen, da sie als sensibler Indikator für die globale Wirtschaft fungiert. Die Entwicklungen zwingen Unternehmen, ihre Strategien rasch anzupassen, um die Unsicherheiten bestmöglich abzufedern. Maersk, der bedeutendste Player im globalen Containerverkehr, hat jüngst seine Sichtweise und Prognosen für das laufende Jahr neu bewertet und öffentlich kommuniziert. Dieses Vorgehen gibt wertvolle Einblicke in den aktuellen Zustand und die Zukunftsaussichten der internationalen Logistik- und Transportszenarien vor dem Hintergrund der Handelsspannungen.
Der dänische Reeder Maersk veröffentlichte seine Quartalsergebnisse für das erste Quartal 2025, die besser als erwartet ausfielen. Gleichzeitig blieb das Unternehmen bei seiner finanziellen Zielvorgabe von sechs bis neun Milliarden US-Dollar Gewinn für das Gesamtjahr 2025. Dennoch wurde die Prognose bezüglich des Wachstumsvolumens im globalen Containermarkt nach unten korrigiert. Statt eines stabilen Wachstums erwartet Maersk nun eine Schwankung zwischen einem Rückgang von einem Prozent und einem Wachstum von vier Prozent. Diese Anpassung reflektiert die zunehmenden makroökonomischen und geopolitischen Unsicherheiten, die insbesondere durch den Handelsstreit zwischen den USA und China bedingt sind.
Der CEO von Maersk, Vincent Clerc, brachte auf der Telefonkonferenz zur Veröffentlichung der Quartalsergebnisse eine wichtige Differenzierung ins Spiel: Obwohl der Konflikt zwischen den USA und China spürbare Auswirkungen auf die Handelsvolumina hat, betreffen die Einbußen vor allem die direkten Handelsrouten zwischen diesen beiden Nationen. Diese machen lediglich etwa fünf Prozent des gesamten Frachvolumens von Maersk aus. Das verbleibende Transportaufkommen aus und in andere Regionen bleibt unverändert oder wächst weiterhin robust. Somit sei die Unsicherheit vor allem „US-zentriert“ und noch nicht global wirksam. Die Einbußen im Handel zwischen den USA und China haben in den letzten Wochen deutlich zugenommen, da beide Staaten mit hohen Zöllen aufeinander reagieren.
Präsident Trump setzte Einfuhrzölle auf Waren aus China von bis zu 145 Prozent durch, welche von China mit Gegenmaßnahmen auf amerikanische Produkte beantwortet wurden. Diese gegenseitigen Strafzölle lähmen nicht nur den Warenverkehr, sondern führen auch zu einer Neubewertung der Lieferketten und Einkaufsstrategien bei zahlreichen Unternehmen. Maersks Vorstandsvorsitzender zeichnete ein Bild von Kunden, die gegenwärtig vor allem auf vorhandene Lagerbestände zurückgreifen, um den Bedarf zu decken, anstatt neue Waren zu bestellen. Dies geschieht in den USA, aber auch in Kanada und Mexiko. Die Unsicherheit über zukünftige Zollregelungen sorgt für eine vorsichtige Haltung, die den Warenverkehr vorübergehend ausbremst.
Clerc stellte dabei heraus, dass eine mögliche Aufhebung der Zölle zu einem plötzlichen Nachfrageanstieg führen könnte, da eingestellte Kaufaufträge nachgeholt werden müssten. Andererseits verweisen Kunden ohne klare Orientierung auf ein mangelndes „Spielbuch“ zur Planung, solange der Handelsstreit andauert. Die globalen Auswirkungen des Handelskonflikts spiegeln sich auch an den Kapitalmärkten wider. Während einige internationale Containerschifffahrtsaktien wie Euroseas in den vergangenen Wochen an Wert gewannen und auf eine Erholung hoffen lassen, zeigen andere Werte, insbesondere aus verwandten Bereichen wie Öl-Tankerflotten, ebenfalls deutliche Kursanstiege. Dies hängt unter anderem mit sinkenden Ölpreisen zusammen, die für höhere Transportvolumina im Ölhandel sorgen und somit die Nachfrage nach Tankerschiffen beflügeln.
Im Gegensatz dazu hat das gesamte Segment der Transport- und Schifffahrtsindustrie, wie ein Branchenindex zeigt, in 2025 insgesamt an Wert verloren, was auf die Unsicherheiten und Belastungen durch den Handelskrieg zurückzuführen ist. Gleichzeitig bewegt sich die politische Ebene in Richtung einer möglichen Entspannung. Die USA entsenden hohe Vertreter wie den Treasury Secretary Scott Bessent und den Handelsbeauftragten Jamieson Greer nach Genf, um mit den chinesischen Wirtschaftsvertretern Verhandlungen aufzunehmen. Chinas Vizepremier He Lifeng kündigt einen Besuch in der Schweiz an, bei dem Gespräche mit amerikanischen Führungspersönlichkeiten geplant sind. Diese Schritte werden von Marktteilnehmern als Chance betrachtet, um die Handelsbeziehungen zu deeskalieren und damit den globalen Handel wieder in Gang zu bringen.
Hinzu kommt der Abschluss eines Handelsabkommens zwischen den USA und Großbritannien, in dessen Rahmen ein jährlicher Einfuhrumsatz von sechs Milliarden US-Dollar durch eine Zollreduzierung auf 10 Prozent ermöglicht wird. Im Gegenzug gewährt die USA eine vergünstigte Quote für britische Automobile. Auch das britische Digitalsteuergesetz wird in Teilen angepasst, um Handelspartnern und global agierenden Firmen entgegenzukommen. Parallel hat Großbritannien ein umfassendes Handelspaket mit Indien vereinbart, das die wirtschaftlichen Verflechtungen international stärkt. Die Szenarien, die Maersks CEO Vincent Clerc für die kommenden Wochen herausstellt, verdeutlichen die Spannbreite möglicher Entwicklungen: Einerseits könnte eine Deeskalation zu einem starken Nachholeffekt bei den Handelsvolumina zwischen China und den USA führen, was den Geschäftsbetrieb Maersks deutlich beleben würde.
Andererseits könnte der Konflikt weiter an Festigkeit gewinnen, was zu anhaltender Zurückhaltung bei den Kunden führen und den Warenverkehr weiter einschränken würde. Insgesamt zeigt sich, dass die aktuellen Entwicklungen im Handelskrieg weit über einfache Zollmaßnahmen hinausgehen. Sie beeinflussen logistische Netzwerke, Bevorratungsstrategien und Finanzmärkte gleichermaßen. Für Unternehmen, die auf eine funktionierende globale Lieferkette angewiesen sind, bleibt das Umfeld volatil und komplex. Die Rolle von Maersk als Indikator für die Gesundheit des Welthandels ist dabei von zentraler Bedeutung.
Klar ist, dass eine nachhaltige Lösung im Handelsstreit zwischen den Wirtschaftsmächten große Impulse für die gesamte Branche sowie die weltweite Wirtschaftsordnung setzen könnte. Maersks öffentliche Positionierung und Prognoseanpassung verdeutlichen, wie eng wirtschaftliche Sicherheit und politische Rahmenbedingungen miteinander verwoben sind. Der Handelsexperte erwartet, dass die kommende Phase der Verhandlungen und politischen Entscheidungen entscheidend über den weiteren Kurs vieler Unternehmen und Märkte sein wird. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die sich abzeichnenden Handlungsspielräume genutzt werden, um den internationalen Handel zu stabilisieren und das Vertrauen der Marktteilnehmer zurückzugewinnen. Für Beobachter und Akteure der globalen Wirtschaft sind diese Entwicklungen von besonderem Interesse.
Die Dynamiken rund um den Trump-Handelskrieg bringen nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen, vor allem für diejenigen, die flexibel auf die sich wandelnden Rahmenbedingungen reagieren können. Die kommenden Monate werden dabei wegweisend dafür sein, wie die Weltwirtschaft aus der aktuellen Phase der Unsicherheit herausfindet und wie sich der Schifffahrtssektor darauf einstellen wird.