Eine australische Familie plant, gegen die Banken ANZ und Westpac NZ rechtliche Schritte einzuleiten, nachdem ihr behinderter Sohn Opfer eines Betrugs wurde und 250.000 US-Dollar verloren hat. Dieser Fall wirft nicht nur Fragen zu den Sicherheitsmaßnahmen der Banken auf, sondern beleuchtet auch die verheerenden Auswirkungen, die solche Betrügereien auf verletzliche Personen und ihre Familien haben können. Rajneel Prasad, ein 48-jähriger Mann aus New South Wales, leidet seit einem schweren Unfall unter erheblichen gesundheitlichen Problemen. Sein Zustand wird durch starke Medikamente zur Schmerzbekämpfung beeinflusst, was möglicherweise seine Urteilsfähigkeit beeinträchtigt hat.
Im Jahr 2022 wurde Rajneel durch eine betrügerische Investitionswebsite auf einen angeblichen Finanzberater aufmerksam, der ihm mit einem Londoner Akzent gegenüberstand. Überzeugt von der Seriosität des Angebots tätigte er eine große Investition in sogenannte „Rabobank-Bonds“, die sich als reine Fiktion entpuppten. Am 5. April 2022 überwies Rajneel 245.000 AUD auf ein Konto bei Westpac in Neuseeland.
Zwei Wochen später erkannte seine Familie, dass es sich um einen Betrug handelte, und informierte die Australische Nationalbank (ANZ) sowie die Polizei. ANZ kontaktierte umgehend Westpac, um das verlorene Geld zurückzuholen, doch ihr Versuch war erfolglos. Das Geld war mittlerweile an andere Konten weitergeleitet worden, und bis heute konnten die Betrüger nicht zur Verantwortung gezogen werden. Der Fall Prasad hat eine Reihe von rechtlichen und ethischen Fragen aufgeworfen, insbesondere in Bezug auf die Verantwortung von Banken bei der Verhinderung von Betrugsfällen. Die Familie Prasad hat eine formelle Beschwerde gegen ANZ eingereicht, was zu einer Untersuchung durch die Australische Finanzbeschwerdebehörde (AFCA) führte.
Diese entschied im November des letzten Jahres, dass Rajneel als schutzbedürftiger Kunde angesehen werden müsse und die Bank versäumt habe, eine eingehende Prüfung vorzunehmen, bevor die große Überweisung verarbeitet wurde. Die AFCA bewertete, dass ANZ bei Rajneels vorherigen Versuchen, Geld zu überweisen, Warnsignale hätte erkennen müssen. In der Tat hatte Rajneel bereits zwei Überweisungsversuche unternommen, die beide verdächtig erschienen. Der erste wurde zurückgehalten, der zweite jedoch wurde zunächst verarbeitet, bevor er rückgängig gemacht wurde. Suresh Prasad, Rajneels 75-jähriger Vater, hat unermüdlich für Gerechtigkeit und Entschädigung für seinen Sohn gekämpft.
Er sieht die Banken als mitverantwortlich für den Betrug und beschreibt die Handlungen von ANZ und Westpac als “grob fahrlässig”. Suresh hat auch Bedenken hinsichtlich der Praktiken von Westpac geäußert, da er vermutet, dass die Bank unzureichende Maßnahmen gegen Geldwäsche getroffen hat. Er hat wiederholt versucht, Informationen von Westpac zu erhalten, insbesondere über das Konto, das die Betrüger eingerichtet hatten. Westpac verweigerte jedoch die Informationen unter Berufung auf das Datenschutzgesetz. Dies führt zu ernsthaften Bedenken, ob die Banken genug tun, um ihrerseits vor Betrügern zu schützen, während die rechtlichen Rahmenbedingungen es ihnen anscheinend ermöglichen, potenziell kriminelles Verhalten zu verschleiern, während die wahren Opfer im Dunkeln bleiben.
Der emotionale und finanzielle Druck, der auf der Familie Prasad lastet, ist enorm. Da der gesamte Betrag, den Rajneel investiert hat, verloren ist, ist die Aussicht auf eine Rückerstattung für die Familie von entscheidender Bedeutung. Laut der geplanten Klage fordern sie insgesamt 1,25 Millionen US-Dollar: 755.000 Dollar von Westpac und 500.000 Dollar von ANZ.
Diese Summen sollen die psychologischen und emotionalen Schäden abdecken, die Rajneel durch den Betrug erlitten hat, einschließlich Angstzuständen und wiederholten Suizidgedanken. Leider ist dies nicht der erste Fall, in dem Banken und Finanzinstitutionen wegen ihrer Ermittlungsverfahren und ihrer Verantwortung bei der Geldüberweisung in die Kritik geraten. In Australien und Neuseeland gibt es zunehmend gesetzgeberische Bestrebungen, Banken zu zwingen, proaktive Maßnahmen zur Betrugsprävention zu ergreifen. Dennoch zeigt der Fall der Familie Prasad, dass die bestehenden Maßnahmen nicht immer ausreichen, um verletzliche Kunden vor Betrügern zu schützen. Die Überweisungen in Rajneels Fall haben innerhalb von 48 Stunden stattgefunden, was zeigt, wie schnell Kriminelle das Geld von einem Konto abziehen können, bevor Banken oder die Polizei eingreifen können.
Das Bild, das sich herauskristallisiert, ist das eines Bankensystems, das möglicherweise nicht in der Lage ist, mit den sich ständig weiterentwickelnden Methoden von Cyberkriminellen Schritt zu halten. Suresh Prasad äußerte zu den Ermittlungen der Polizei, dass er erschüttert sei, als er erfuhr, dass die Fälle mittlerweile als “inaktiv” eingestuft sind. Weder die neuseeländische noch die australische Polizei scheinen derzeit aktiv an dem Fall zu arbeiten, was die Familie zusätzlich frustriert und besorgt. Suresh hat die Sorge geäußert, dass es möglicherweise viele weitere Opfer wie seinen Sohn gibt, die ihre Ersparnisse auf ähnliche Weise verloren haben. Dieser Skandal ist nicht nur ein persönliches Trauerspiel für die Familie Prasad.
Er zieht auch größere Fragen nach dem Vertrauen, das Verbraucher in Banken und Finanzinstitutionen setzen, sowie nach der Verantwortung dieser Institutionen für den Schutz ihrer Kunden auf. In einer Zeit, in der digitale Betrügereien immer häufiger werden, ist es an der Zeit, dass Banken und Regulierungsbehörden ihre Verfahren überdenken und reformieren, um sicherzustellen, dass die Schwächsten in der Gesellschaft nicht weiter zum Ziel werden. Die Familie Prasad steht nun am Anfang eines langen rechtlichen Kampfes gegen die Banken, der nicht nur ihre eigene Situation tangiert, sondern auch als präzedenzfallartiger Kampf gegen die Vorfälle von Finanzbetrug verstanden werden könnte, die in der heutigen Gesellschaft weit verbreitet sind. Der Ausgang dieses Falls könnte weitreichende Folgen für Banken in Australien und Neuseeland haben, insbesondere bezüglich der Verantwortung, die sie gegenüber ihren schutzbedürftigen Kunden tragen.