Die Welt der Kryptowährungen hat sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt, wobei Stablecoins als eine der entscheidenden Komponenten der digitalen Finanzökonomie herausstechen. Das US-Finanzministerium hat in einem aktuellen Bericht einen bemerkenswerten Anstieg des Stablecoin-Marktes prognostiziert – mit einer potenziellen Marktkapitalisierung von bis zu 2 Billionen US-Dollar bis zum Jahr 2028. Diese Prognose spiegelt die bedeutende Rolle wider, die Stablecoins in der Zukunft der Finanzwelt spielen könnten, insbesondere wenn regulatorische Rahmenbedingungen klarer werden und ein breiteres Marktvertrauen entsteht. Stablecoins, digitale Vermögenswerte, die in der Regel an traditionelle Fiat-Währungen wie den US-Dollar gekoppelt sind, bieten eine attraktive Kombination aus Stabilität und den Vorteilen der Blockchain-Technologie. Anders als volatile Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum bieten Stablecoins konstante Wertbeständigkeit, was sie ideal für den Zahlungsverkehr und als Wertaufbewahrungsmittel macht.
Aufgrund dieser Eigenschaften gewinnen Stablecoins sowohl bei institutionellen Investoren als auch im Bereich des internationalen Zahlungsverkehrs und der Finanzdienstleistungen an Bedeutung. Das US-Finanzministerium hebt in seinem Bericht hervor, dass sich der derzeitige Markt mit einer Marktkapitalisierung von rund 234 Milliarden US-Dollar im April 2025 möglicherweise um das 8,3-fache steigern könnte. Voraussetzung hierfür ist unter anderem die erfolgreiche Verabschiedung des sogenannten GENIUS Acts (Guiding and Establishing National Innovation for US Stablecoins). Diese Gesetzesinitiative soll einen klaren Rahmen für die Regulierung von Stablecoins schaffen und somit Vertrauen und Sicherheit für Nutzer und Investoren gleichermaßen erhöhen. Ein zentrales Element des GENIUS Acts ist die Definition von „Payment Stablecoins“ – stabile digitale Vermögenswerte, die an den Wert von Fiat-Währungen gebunden sind und nicht mit Renditen verbunden sind.
Die Gesetzesvorlage regelt zudem die Anforderungen an Reservehaltungen der Stablecoin-Emittenten, um sicherzustellen, dass jederzeit ausreichend Vermögenswerte zur Deckung der ausgegebenen Stablecoins existieren. Eine solche regulatorische Klarheit dürfte nach Einschätzung des Finanzministeriums einen massiven Anstieg der Akzeptanz und Marktkapitalisierung zur Folge haben. Parallel zur GENIUS-Gesetzgebung hat der US-Kongress mit der Verabschiedung des STABLE Acts ein weiteres bedeutendes Gesetzespaket auf den Weg gebracht. Dieses Gesetz ermächtigt das Office of the Comptroller of the Currency (OCC), als Aufsichtsbehörde für „föderal qualifizierte Non-Bank-Zahlungsstablecoin-Emittenten“ zu fungieren. Dadurch wird ein Rahmen für die Überwachung und Regulierung von Stablecoin-Anbietern etabliert, der für zusätzliche Transparenz und Vertrauen sorgen dürfte.
Neben der direkten Wirkung auf den Stablecoin-Markt befasst sich der Bericht auch mit den Auswirkungen auf den Treasury-Markt der Vereinigten Staaten. Demnach könnten Stablecoin-Emittenten in Zukunft große Mengen an kurzfristigen US-Staatsanleihen (T-Bills) kaufen, um die von den Regulierungen geforderten Reserven zu halten. Es wird erwartet, dass bis 2028 etwa eine Billion US-Dollar an T-Bills von Stablecoin-Ausgebern gehalten werden könnten. Diese Entwicklung könnte erhebliche Auswirkungen auf die Nachfrage am Anleihemarkt haben und stellt einen weiteren Schnittpunkt zwischen der traditionellen Finanzwelt und der digitalen Ökonomie dar. Nicht nur die Marktkapitalisierung wird laut Prognose kräftig steigen, auch das monatliche Transaktionsvolumen könnte sich drastisch erhöhen.
Aktuell werden Stablecoins bei Transaktionen in Höhe von etwa 700 Milliarden US-Dollar monatlich genutzt. Bis 2028 könnte dieses Volumen auf circa 6 Billionen US-Dollar monatlich ansteigen. Zum Vergleich: Dieser Wert entspricht ungefähr zehn Prozent des gesamten globalen Devisenhandels, was die zunehmende Bedeutung von Stablecoins im internationalen Zahlungsverkehr verdeutlicht. Ein wichtiger Treiber für diese Entwicklung ist die zunehmende Akzeptanz von Stablecoins als mainstream-finanzielles Instrument. Während Stablecoins bisher vorwiegend von Krypto-Enthusiasten genutzt werden, könnten sie in Zukunft auch für traditionelle Finanzinstitute, Unternehmens-Treasuries sowie für die Liquiditätssteuerung von Staaten und Zentralbanken relevant werden.
Ihre digitale und stabile Natur ermöglicht schnelle, kostengünstige und grenzüberschreitende Transaktionen, was gerade in der heutigen globalisierten Wirtschaft von enormem Vorteil ist. Gerade in Schwellenländern bieten Stablecoins laut Bericht des US-Finanzministeriums einen einfachen Zugang zum US-Dollar, ohne dass ein direktes Bankkonto in den Vereinigten Staaten notwendig ist. Somit stärken Stablecoins nicht nur die internationale Rolle des US-Dollars, sondern könnten auch finanzielle Inklusion fördern und lokale Währungen stabilisieren. Diese Eigenschaften tragen dazu bei, dass Stablecoins als Brücke zwischen traditionellen Finanzsystemen und aufstrebenden digitalen Ökonomien betrachtet werden. Im derzeitigen Stablecoin-Markt dominieren einige wenige Anbieter mit großem Abstand.
Tether (USDT) ist mit einem Anteil von 61 Prozent aktuell der größte Stablecoin-Emittent und verfügt über eine Marktkapitalisierung von etwa 149 Milliarden US-Dollar. Direkt dahinter steht Circle mit seinem USDC-Token, der etwa 25 Prozent des Marktes ausmacht. Dezentralisierte Stablecoins wie USDS (ehemals DAI) halten jeweils nur einen kleinen Teil des Marktes – hier sind es zum Beispiel rund drei Prozent. Interessante Entwicklungen gibt es auch bei neuen Stablecoins von etablierten Zahlungsdienstleistern, wie PayPal mit seinem PYUSD. Obwohl die Marktdominanz noch gering ist und weniger als 0,36 Prozent beträgt, wächst die Akzeptanz stetig.
Kooperationen mit großen Krypto-Börsen wie Coinbase sollen die Verbreitung solcher Lösungen weiter vorantreiben. Insgesamt signalisiert die Prognose des US-Finanzministeriums eine tiefgreifende Transformation des digitalen Zahlungsverkehrs. Stablecoins könnten zu einem zentralen Baustein einer hybriden Finanzwelt werden, die traditionelle und digitale Finanzinstrumente miteinander verknüpft. Die Kombination aus regulatorischer Klarheit, hoher Sicherheit, Stabilität und globaler Nutzbarkeit verspricht, bestehende Barrieren im Zahlungsverkehr abzubauen und den Zugang zu Finanzdienstleistungen weltweit zu erleichtern. Die Herausforderungen auf dem Weg dorthin sind dennoch nicht zu unterschätzen.
Regulatoren müssen eine Balance zwischen der Förderung von Innovationen und dem Schutz von Verbrauchern sowie der Finanzmarktstabilität finden. Die Einhaltung der Reserveanforderungen, Transparenz bei der Transformation von Vermögenswerten in Stablecoins und die Verhinderung von Geldwäsche sind zentrale Aufgaben, denen sich Gesetzgeber und Marktteilnehmer stellen müssen. Angesichts der dynamischen Entwicklungen bleibt zu beobachten, wie sich der Markt bis 2028 tatsächlich gestaltet. Sollte sich die Wachstumsprognose bewahrheiten, werden Stablecoins nicht nur als Zahlungsmittel, sondern auch als zentrale Infrastruktur in einer zunehmend digitalisierten und vernetzten Finanzwelt gelten. Für Investoren, Unternehmen und politische Entscheidungsträger bietet diese Entwicklung ein immenses Potenzial, aber auch Verantwortung und die Notwendigkeit fundierter technischer und rechtlicher Expertise.
Die Zukunft der Stablecoins wird somit maßgeblich von der Fähigkeit abhängen, technologische Innovationen mit robusten und umfassenden Regulierungsmaßnahmen zu verbinden. Die kommenden Jahre versprechen, mit der zunehmenden Integration von Stablecoins in das traditionelle Finanzsystem einen der spannendsten Abschnitte in der Geschichte der digitalen Währungen einzuleiten.