Die US-amerikanische Fertigungsindustrie befindet sich in einer Phase erheblicher Unsicherheit und Sorge. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht der Federal Reserve Bank von Dallas zeigt deutlich, wie sehr die Hersteller von der steigenden Möglichkeit einer Rezession geängstigt sind. Hintergrund dieser Ängste sind vor allem die anhaltenden Unklarheiten rund um Handelstarife sowie die spürbaren Auswirkungen der aktuell hohen Zinsen, die vom Federal Reserve System (Fed) vorgegeben werden. Die wirtschaftlichen Indikatoren befinden sich seit einigen Monaten auf einem rückläufigen Kurs, was die Stimmung in der Branche erheblich belastet. Die Fertigung spielt traditionell eine zentrale Rolle für die US-Wirtschaft.
Von der Produktion in der Automobilindustrie über Elektronik bis hin zur Luft- und Raumfahrt ist dieser Sektor ein wesentlicher Indikator für die wirtschaftliche Gesundheit. Doch die jüngsten Daten signalisieren, dass die Industrie in großer Unsicherheit steckt. Die Geschäftstätigkeitsindizes aus verschiedenen regionalen Fed-Umfragen zeigen den tiefsten Stand seit der Pandemie im Frühjahr 2020. Besonders besorgniserregend ist der Rückgang bei den eingehenden Anfragen für Angebote (RFQs), was als Frühindikator für sinkende Auftragseingänge und damit nachgelagert für Umsatzrückgänge gilt. Ein Hersteller aus der Computer- und Elektronikbranche berichtete von einem Einbruch der RFQs um etwa 25 Prozent im April im Vergleich zum Durchschnitt der Monate zuvor.
Die Prognose sieht vor, dass sich dieser Trend fortsetzt und für den Mai mit einem Umsatzrückgang von ungefähr 10 bis 15 Prozent zu rechnen ist. Ähnliche Stimmen kommen aus dem Transportgeräte-Sektor, wo die Belastung durch hohe Zinsen als erhebliche Wachstumsbremse wahrgenommen wird. Die Unternehmen fordern dringend eine Reaktion der Federal Reserve, um die Finanzierungsbedingungen zu verbessern. Neben den Zinserhöhungen sind es vor allem die Unklarheiten bezüglich der US-Handelspolitik, die den Herstellern das Leben erschweren. Die immer wieder wechselnden Nachrichten zu Handelstarifen, insbesondere die Maßnahmen und Gegenmaßnahmen rund um die Handelspolitik der vorherigen Regierung, erschweren Planung und Investitionen.
Ein Hersteller formulierte es mit den Worten, dass es derzeit nahezu unmöglich sei, genaue Planungen für die nächsten sechs Monate oder sogar Wochen zu machen. Dieser Zustand permanenter Unsicherheit wirkt sich direkt auf die Investitionsbereitschaft aus und gefährdet in extremen Fällen die Existenz kleinerer Unternehmen. Die Forderungen der Hersteller gehen daher hin zu einer klareren, kalkulierbareren Handelspolitik. Sie appellieren an die Regierung, die Zollpolitik gezielter und differenzierter zu gestalten – besser mit einem Skalpell als mit dem Vorschlaghammer. Ein damit verbundenes Ziel ist, die wirtschaftliche Unsicherheit für die Unternehmen zu minimieren und somit die Rahmenbedingungen für Wachstum zu verbessern.
Gleichzeitig richtet sich der Blick der Unternehmen auch an die Federal Reserve. Viele Manager und Entscheider aus der Industrie fordern die Fed auf, die aktuell hohen Zinssätze dringend zu senken. Die steigenden Zinsen verteuern Kredite für Investitionen und Betriebskapital, was die ohnehin angespannte Lage zusätzlich verschärft. Die Kritik, die oft aufgebracht wird, lautet, dass die Fed bei der Zinsanpassung oftmals „zu spät“ reagiere, also dass wichtige wirtschaftliche Warnsignale nicht frühzeitig genug berücksichtigt würden. Die wirtschaftlichen Daten untermauern die Sorgen der Hersteller.
Die Umfrage der Federal Reserve Bank von Philadelphia zeigt beispielsweise einen dramatischen Rückgang des Index für neue Aufträge von 8,7 im März auf minus 34,2 im April. Ein solch starker Einbruch wurde zuletzt während der Pandemie beobachtet. Gleichzeitig steigen die von den Firmen bezahlten Preise auf das höchste Niveau seit Mitte 2022, was die Kostensituation für die Produktionsbetriebe weiter verschärft. Die Kombination aus sinkender Nachfrage, gestiegenen Kosten und zunehmend unberechenbaren Rahmenbedingungen führte schon zu warnten Stimmen, dass eine Rezession bevorstehen könnte. Diese Befürchtungen haben Auswirkungen über die Fertigung hinaus und könnten das gesamte wirtschaftliche Gefüge in den USA beeinflussen.
Die amerikanische Industrie sieht sich dabei vor große Herausforderungen gestellt, die ohne politische und monetäre Gegenmaßnahmen schwer zu bewältigen sind. Neben den großen multinationalen Unternehmen spüren insbesondere kleine und mittelständische Betriebe den Druck. Für viele von ihnen ist die Lage existenziell, da sie eine geringere finanzielle Pufferzone haben und weniger flexibel auf Marktveränderungen reagieren können. Ein dauerhafter Stillstand oder Rückgang der Nachfrage könnte dazu führen, dass zahlreiche kleine Hersteller sogar ihre Produktion einstellen müssen. Dies hätte wiederum negative Auswirkungen auf Arbeitsplätze und die gesamte Wertschöpfungskette.
Die Rolle der Federal Reserve ist nun mehr denn je im Fokus. Die US-Notenbank steht vor der Herausforderung, zwischen dem Kampf gegen Inflation und der Gefahr einer wirtschaftlichen Abkühlung abzuwägen. Zinssenkungen können kurzfristig die Wirtschaft beleben, bergen aber gleichzeitig das Risiko, die Inflation weiter anzutreiben. Umso wichtiger ist es deshalb, dass die Fed genauestens die Datenlage und die Auswirkungen der Tarifpolitik berücksichtigt, um ihre geldpolitische Strategie flexibel und rechtzeitig anzupassen. Neben der Geldpolitik bedarf es auch einer klaren und konsistenten Handelspolitik.
Die Industrie wünscht sich vor allem Transparenz und Verlässlichkeit, um langfristige Investitionen tätigen und strategische Entscheidungen treffen zu können. Eine Politik, die auf unvorhersehbaren und abrupten Veränderungen basiert, verstärkt Unsicherheit und vermindert die Wettbewerbsfähigkeit der US-Hersteller im internationalen Umfeld. Die aktuellen Herausforderungen treffen auf eine wirtschaftliche Landschaft, die sich seit der Pandemie ohnehin im Umbruch befindet. Lieferkettenprobleme, Digitalisierung und Nachhaltigkeitsbemühungen erfordern bereits heute eine hohe Flexibilität und Innovationskraft der Industrie. In einem solchen Umfeld sind stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen und eine gut abgestimmte Geld- und Handelspolitik von entscheidender Bedeutung, um den Strukturwandel erfolgreich zu gestalten.
Die US-Industrie steht somit am Scheideweg. Die nächsten Monate werden entscheidend sein, um eine mögliche Rezession abzuwenden oder zumindest abzumildern. Die Kombination aus Tarifunsicherheiten, hohen Zinsen und sinkender Nachfrage verlangt nach einem abgestimmten politischen und geldpolitischen Handeln, das sowohl kurzfristige Entlastungen bietet als auch langfristige Stabilität gewährleistet. Die Stimmen der Hersteller, die nach einer Zinssenkung rufen und sich mehr Klarheit in der Handelspolitik wünschen, könnten dabei ein Weckruf für die Entscheidungsträger in Washington und der Federal Reserve sein. Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass es notwendig sein wird, die komplexen Wechselwirkungen zwischen globalen Handelsspannungen, Geldpolitik und industrieller Entwicklung stärker zu berücksichtigen.
Nur so kann die US-Wirtschaft ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten und im globalen Wettbewerb bestehen. Dabei liegt die Hoffnung der Hersteller darauf, dass politische Maßnahmen und geldpolitische Entscheidungen rechtzeitig und zielgerichtet erfolgen, um das wirtschaftliche Fundament zu stärken und die Risiken eines umfassenden Abschwungs zu minimieren.